Triathlon-Heldin Gabi: aus der Oberpfalz in die große Multsport-Welt
Gabi, du bist amtierende Aquabike-Weltmeisterin. Wie kamst du dazu, diesen Sport zu betreiben?
Vor über 30 Jahren lag meine sportliche Leidenschaft im Bereich des Rock`n` Roll Tanzsports. Als ich allerdings 1993 als Zuschauerin und Betreuerin zum ersten Mal die Atmosphäre beim damaligen Triathlon in Roth schnuppern durfte war mir klar, dass der Ausdauersport meine Zukunft bestimmen würde.
Hast du auch andere Disziplinen, zum Beispiel Triathlon oder Duathlon, ausprobiert?
Seit dieser Zeit betreibe ich mit großer Freude Ausdauersport aller Art. Vom Lauf über fünf Kilometer bis hin zu Marathons, 24-Stunden-Rennen auf dem Mountainbike und Rennrad.
Es gab kein Jahr, an dem ich nicht an Wettkämpfen teilgenommen habe. Die Bewältigung von langen Distanzen empfand ich schon immer als eine meiner größten Herausforderungen. Bei meinem Langdistanz-Debüt in Roth 1996 gewann ich meine Altersklasse, qualifizierte mich für den Wettkampf auf Hawaii und erreichte dort als „Daylight“-Finisherin das Ziel.
Ob es die unglaubliche Atmosphäre in Roth oder das Abenteuer einer unbedarften Oberpfälzerin in Hawaii war, kann ich nicht sagen. Mich hatte nun aber endgültig die „Faszination Triathlon“ in ihren Bann gezogen.
In den vergangenen knapp drei Jahrzehnten finishte ich über 20 Challenge- beziehungsweise Ironman-Veranstaltungen auf mehreren Kontinenten. Bis heute habe ich nichts von diesem Elan verloren.
Aufgrund von Knieproblemen, entschied ich mich nun für einen Wechsel zum Aquabike.
Kurz vor der Aquabike-WM in Australien hattest du einen Rad-Unfall. Was ist passiert?
Bei meiner letzten Trainingsfahrt vor der Reise nach Australien nahm mir ein ausparkender Autobus die Vorfahrt und ich prallte gegen das Fahrzeug. Glücklicherweise schützte mich mein Fahrradhelm vor schwereren Kopfverletzungen.
Dennoch zog ich mir eine Gehirnerschütterung, starke Prellungen am ganzen Körper und eine Knieplatzwunde zu. Im Krankenhaus wurde ich medizinisch versorgt. Nach der notwendigen Beobachtungszeit konnten wir zwölf Stunden später unsere Reise nach Townsville antreten. Mein nagelneues, gerade eingefahrenes Zeitfahrrad war leider irreparabel beschädigt.
Dennoch warst du erfolgreich?
Seit einem Jahr fieberte meine Familie auf diese besondere Reise hin. Nach dem Unfall hatte ich den Wettkampf innerlich schon abgeschrieben. Nach der Ankunft im Townsville und beim ersten Besuch der Wettkampfstätte fühlte ich jedoch schon wieder dieses Kribbeln in den Beinen. Es gab zwei Optionen: Entweder ich versuche, wenn gesundheitlich alles passt, zumindest zu finishen oder ich betreue meine 16-jährige Tochter beim Aquathlon und meinen 22-jährigen Sohn bei seiner ersten Langdistanz.
Diese Aufgabe hat letztendlich mein Ehemann übernommen und ich habe mich für den Start entschieden.
Unerwartet konnte ich meine gute Form trotz der zwölftägigen Verletzungspause konservieren und so gelang es mir meinen WM-Titel in der Altersklasse zum vierten Mal in Folge zu verteidigen.
Nach dem Rennen gab es eine besondere Situation mit deiner amerikanischen Konkurrentin.
Einen erheblichen Anteil an meinem Erfolg bei diesem Rennen darf ich meiner stärksten Konkurrentinnen zuschreiben. Mit der US-Amerikanerin Gayle Galletta, im Beruf Notfallärztin, liefere ich mir seit unserem ersten Aufeinandertreffen 2021 in Almere immer sehr knappe Rennen um den Sieg.
Drei Tage vor dem Start begegneten wir uns zufällig auf dem Wettkampfgelände und ich schilderte ihr meine Situation. Sofort betreute sie mich nach unserem Gespräch nicht nur medizinisch, sondern ermunterte mich auch unbedingt an dem Rennen teilzunehmen. Sie wurde Dritte. Nach der Siegerehrung entfernte sie mir die Fäden aus meinem Knie. Ich kann mich nur herzlich bei Gayle bedanken!
Gibt es deiner Meinung nach eine große Verbundenheit in unseren Sportarten, auch zwischen Konkurrenz?
Triathlon ist eine Individualsportart. Wir teilen alle gemeinsam eine Leidenschaft. Jeder kann sich individuell nach seinen Vorstellungen entwickeln.
Kommen jetzt noch die realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und die Anerkennung der Leistung der Konkurrenz hinzu, dann wird es in allen Bereichen unserer Sportart nur zufriedene Sportler und Sportlerinnen geben.
Wie lauten deine nächsten Ziele?
Vom 15. bis 20. Oktober findet im Rahmen des Grand Finals der World Triathlon Champiionships Series (WTCS) auch die Weltmeisterschaft im Aquabike auf der Kurzdistanz in Torremolinos statt. Ich freue mich schon sehr auf diesem Wettkampf und verbessere hoffentlich mein Ergebnis aus dem Vorjahr. In Pontevedra 2023 ist meinem Reifen im wahrsten Sinne die Luft ausgegangen.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.