"Die Trainersuche ist wie eine Partnerwahl"
Gute Trainer*innen müssen alles können
Dennis, was macht gute Trainer*innen aus?
(lacht) Das frage ich zu Beginn der Ausbildungen eigentlich immer die Trainer*innen.
Dann musst du ja ein paar gute Antworten parat haben.
Gute Trainer*innen müssen alles können: Organisator, Pädagoge und Psychologe sein, im Bereich Trainingswissenschaften und Sportbiologie ausgebildet sein. Ganz wichtig bei Trainer*innen ist, dass sie gut kommunizieren können, den Austausch mit den Athlet*innen pflegen und sensibel sind, mitbekommen, wie es ihren Sportler*innen geht. Athlet*innen sollten nicht unbedingt Intervalle laufen, wenn sie im Trainingslager schon zum Frühstück gehumpelt kommen. Und Trainer*innen müssen sich immer wieder auf den neusten Stand bringen.
Wie wird man so ein Alleskönner?
Wir versuchen den Trainer*innen in unseren Ausbildungen beizubringen, dass lebenslanges Lernen ein ganz wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist. Trainer*innen müssen verinnerlichen, dass das Lernen niemals aufhört und sie sich immer weiterbilden sollten.
Das heißt, jemand, der sich für den perfekten Trainer hält, wird niemals der perfekte Trainer sein, weil er sich nicht mehr weiterbildet?
Man sollte immer den Anreiz haben, besser zu werden, sich weiterentwickeln zu wollen und offen für Neues sein.
Es gibt Athlet*innen, die kommen ohne Trainer*in aus. Kann das ein Erfolgsmodell sein?
Im Sport ist alles möglich. Der Vorteil eines Trainers ist, dass man ein kritisches Auge an der Seite hat, den Austausch, wenn etwas nicht funktioniert. Geht es darum, Parameter wie Kraft und Ausdauer zu entwickeln, kommt man ohne Trainer*in recht weit. Meine Empfehlung ist: Trainer*innen als Partner im Sinne des Austausches sind nicht von Nachteil. Das gilt gerade für Breitensportler*innen. Ein gutes Beispiel ist das Schwimmen. Dort können Trainer*innen am Beckenrand beim Technikerwerb wirklich unterstützen. Und Trainer*innen können mit ihrem Wissen den Trainingsplan auf Parameter wie Alltagsbelastung, auf die zur Verfügung stehende Zeit, auf die aktuellen Fähigkeiten und auf Stärken und Schwächen abstimmen.
Jüngere oder ältere Trainer. Zu wem rätst du?
Ein klares Ja zur Erfahrung. Wenn man sich die Trainer*innen in Triathlon Deutschland anschaut, merkt man: es gibt eigentlich nichts Wertvolleres, als von Trainer*innen zu lernen, die viel Erfahrung haben. Frank Heimerdinger (seit Ende der 90er Jahre am Stützpunkt in Neubrandenburg, Anm. d. Red.) ist ein gutes Beispiel. Bei so jemanden zu lernen, ist mit das Größte, was es gibt. Und das kann auch keine Trainerausbildung ersetzen. Ob man eine alte Stoppuhr oder eine App nutzt, ist zweitrangig. Es gibt nicht richtig oder falsch, sondern du brauchst einen Trainer, der zu dir passt. Das ist viel entscheidender als die Frage jung oder alt.
Wie finde ich den richtigen Trainer?
Man muss nach dem passenden Partner suchen, das ist wie in einer Beziehung. Auf der neuen Webseite der DTU helfen wir dabei, passende Trainer*innen zu finden. Es gibt eine Übersicht mit lizenzierten Trainer*innen und die Möglichkeit, dass Trainer*innen sich und ihre Stärken präsentieren. Außerdem haben wir eine Qualitätsoffensive gestartet. Mithilfe eines Gütesiegels soll die Qualität von Trainer*innen aufgezeigt werden. Als Ergänzung dazu bekommen die ausgebildeten Trainer*innen ein Shirt, auf dem Qualifikation sichtbar wird.
Gibt es Tipps, die du Athlet*innen mitgeben kannst?
Wichtig sind Fragen wie: Wie sehr geht der Trainer auf mich und meine Problemstellungen ein? Ist er in der Lage, Feedback zu geben? Ist er aufmerksam im Training? Was niemals passieren darf, ist, dass ein Trainer am Beckenrand steht und Nachrichten auf seinem Handy liest oder sich anderweitig ablenken lässt. Trainer*innen müssen während des Trainings präsent sein. Und wichtig ist, dass Trainer*innen Rückmeldungen geben. Sind diese Punkte erfüllt, ist man als Athlet*in schon auf dem richtigen Weg.
Inwieweit sollte ich als Athlet*in meine Wettkampftermine mit meinem Trainer abstimmen?
Das ist unheimlich wichtig. Das sind die Ankerpunkte, um die ein Trainingsplan aufgebaut wird. Ansonsten funktioniert ein Trainingsplan nicht. Deshalb gehen Trainer*in-Athlet*in-Beziehung auch in Richtung Partnerschaft: Trainer*innen müssen einfach alles über Athlet*innen wissen. Sie müssen wissen, wann ist der Urlaub geplant, wann sind anstrengende Phasen auf der Arbeit und ob Partner*innen Verständnis für den Sport haben oder nicht.
Kann das ein Vereinstrainer leisten?
Je größer die Trainingsgruppe desto schwieriger ist das natürlich. Richtig gute Trainer*innen sind jedoch in der Lage zu sehen, welche Athlet*innen einen aktuell am meisten brauchen.
Der Vorteil großer Trainingsgruppen ist ja das Mehr an Trainingspartner*innen.
Die große Stärke der Vereine ist, dass überhaupt Trainer*innen da sind. Wenn ich einen Trainingsplan von einem Trainer bekomme, der mich auf eine Mittel- oder Langdistanz vorbereitet, dann steht der nicht am Beckenrand oder an der Laufbahn. Genau das bieten die Vereine: direkte Ansprechpartner*innen. Es gibt in der modernen Triathlon-Welt aber auch sehr gute Möglichkeiten der „Fernsteuerung“ mit digitalen Trainingsplanungstools. Wenn eine Software Kommunikationstools beinhaltet und auch subjektive Belastungsparameter kennt, ist das ein probates Mittel der Trainingssteuerung.
Was können Trainer*innen aus der Coronazeit mitnehmen?
Das Thema Online-Trainingsplanung hat an Bedeutung gewonnen. Aber auch digitale Trainingsformen sind wichtiger geworden. Man hat gemerkt, dass man auch miteinander oder gegeneinander Radfahren kann, wenn man nicht an einem Ort ist. Oder die Möglichkeit, dass man digital zusammen Athletiktraining machen kann. Die Trainer*innen haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen und dabei die digitalen Möglichkeiten eingebunden.
Punkte wie eine digitale Trainingsplattform sind ein wichtiges Element in der Trainerarbeit für die Zukunft. Onlineplattformen zum Radfahren machen im Winter Sinn, wenn es draußen nass, kalt und dunkel ist. Aber Sport ist eben vor allem ein Miteinander, etwas Persönliches. Und so etwas geht im digitalen Raum nur zum Teil.
Welche Rolle spielt das digitale Lernen in Zukunft in der Trainerausbildung?
Corona funktioniert wie ein Katalysator für digitales Lernen und hat die Umsetzung vieler Ideen, die es bei uns schon gab, etwas beschleunigt. Kürzlich mussten wir aufgrund der Coronavorgaben die Präsenzphase der Trainerausbildung „Langdistanz“ komplett im digitalen Raum durchführen. Unsere Lernplattform ist dafür mit einem „Online-Kursraum“ ausgestattet worden und so konnten wir das Wissen wie geplant vermitteln. Allerdings fehlen das Netzwerken und die Gespräche zwischendurch, die die Trainerausbildung ausmachen. Man muss deshalb auch ganz klar sagen, dass die digitale Ausbildung den Präsenzunterricht nicht komplett ersetzen kann. Aber wir sind davon überzeugt, dass eine Mischform die Zukunft der Trainerausbildung in der DTU sein wird.
Was heißt das für die Aus- und Fortbildungsangebote der DTU?
Wir werden verstärkt auf blended-Learning-Formate setzen und Teile der Präsenzphase ins Netz verlegen. Man muss unterscheiden, was für digitales Lernen geeignet ist. Ein Athletiktraining beinhaltet auch immer, dass der Referent etwas vormacht. Das ist digital schwieriger. Grundlagen der Trainingswissenschaft hingegen sind relativ statisch. Das kann man wunderbar ins Digitale verlegen. Auch bei den Fortbildungsangeboten werden Online-Inhalte zum festen Bestandteil unseres Programms werden.
Das Fortbildungswochenende ist eine Erfolgsgeschichte. Warum wird es trotzdem Änderungen geben?
Wir ändern nichts, weil etwas schlecht gelaufen ist, sondern wir ändern etwas, um das Wochenende noch besser zu machen. Es geht darum, Themen im Sport anzusprechen, die uns zunehmend bewegen. Vor zehn Jahren (da fand das erste DTU-Fortbildungswochenende statt, Anm. d. Red.) hat beispielsweise noch niemand über Prävention sexualisierter Gewalt gesprochen. Jetzt ist das ein Thema, das unter den Nägeln brennt. Dann wäre es falsch, beim Alten zu verharren und nicht solche Themen aufzugreifen. Wir wollen stets aktuell bleiben und mit der Zeit gehen.