Jonathan Pargätzi - der Menschenfänger

Die Deutsche Triathlon Union (DTU) zeichnet seit 2015 jedes Jahr den Nachwuchstrainer des Jahres aus. 2019 sind gleich zwei Trainer ausgezeichnet worden: Tom Eismann und Jonathan Pargätzi. Wir haben mit beiden darüber gesprochen, was sie an ihrer Tätigkeit fasziniert. Zunächst mit Jonathan Pargätzi.

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Trainer feuert Athletin beim Schwimmausstieg an
Trainer zu sein kostet sehr viel Energie. Aber du kriegst auch sehr viel Energie zurück.
Jonathan Pargätzi

Jonathan Pargätzi sagt, es geht ihm nicht nur darum, einen Nachwuchssportler als Nachwuchssportler zu entwickeln. Es geht ihm auch darum, den Athleten auch die Möglichkeit zu eröffnen, sich als Persönlichkeit zu entwickeln. „Ich will den jungen Menschen auch Werte beibringen“, sagt Pargätzi. Dann erzählt er ein Beispiel. Am Athletiktraining seines Vereins, dem RSC Lüneburg, nehmen nicht nur hoffnungsvolle Nachwuchstalente teil, sondern viele Triathlet*innen. Gute und weniger gute. Junge und ältere. „Ich erwarte von meinen Sportlern, dass sie jeden Neuen nett begrüßen, unabhängig von seinem Leistungsniveau.“ Fabian Schönke, Deutscher Meister der Jugend B, „geht zum Beispiel immer auf Neulinge zu, stellt sich diesen offen vor und freut sich aufrichtig über neue Athleten.“

Es ist jene Arbeit mit jungen Sportler*innen, die zugleich ja auch junge Menschen sind, die Pargätzi am Trainerjob besonders reizt. Natürlich geht es um Erfolge, noch mehr um die langfristige Entwicklung. Aber ein Trainer ist eben auch einer derjenigen Menschen, mit dem die Jugendlichen sehr viel Zeit verbringen, zu dem sie viel Vertrauen aufbauen. Manchmal mehr als zu ihren Eltern. „Sie kommen mit vielen Themen zu dir. Schulischen. Familiären“, sagt Pargätzi, im Hauptberuf Lehrer, und fügt an: „Daher hat der Trainer eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.“ Es mache ihm sehr viel Spaß, die jungen Menschen zu begleiten, sagt Pargätzi, „vor allem, weil sie so hingebungsvoll alles für ihre Ziele tun“.

Pargätzi war in der Jugend Handballer. Er schaffte den Sprung bis in den Nord-Ost-Kader. Für die ganz große Karriere reichte es jedoch nicht. Während des Studiums interessierte er sich dann mehr und mehr für Ausdauersport. Er steigerte sich auf der Mitteldistanz bis auf 4:04 Stunden und startete für den RSC Lüneburg im Ligabetrieb. Zudem fing er in Lüneburg als Trainer an. „Ich bin dann immer mehr in die Trainerschiene reingerutscht“, sagt Pargätzi: „Es war keine bewusste Entscheidung.“ Es hat sich eher so ergeben.

Pargätzi reizt bei der Arbeit als Trainer die Verbindung von Theorie und Praxis. Er tauscht sich auch mit hochrangigen Athlet*innen und Trainer*innen aus, um sich weiter zu entwickeln, Ideen aufzunehmen und das eigene Tun kritisch zu hinterfragen. Maßgeblich war beispielsweise für seine Trainingskonzepte beim Laufen der Austausch mit Arne Gabius und dem Trainer Renato Canova. Außerdem pflegt er einen engen Kontakt zum Landestrainerteam. „Wir haben mit André Albrecht und Arnd Schomburg in Niedersachsen eine große Kontinuität auf Landesebene. Ich habe viel von diesen Trainern gelernt und Fehler vermeiden können, die sie vielleicht selbst vor Jahren gemacht haben.“

Pargätzi fand in Lüneburg keine leistungssportlichen Strukturen vor. Vielmehr gelang es ihm, diese aufzubauen. Das dauerte. Nach ein paar Jahren hatte er die Voraussetzungen und Strukturen geschaffen, die es Athlet*innen seitdem ermöglichen, Erfolge zu feiern. Fabian Schönke gewann 2018 den Deutschlandcup und sicherte sich den Titel des Deutschen Meister der Jugend B. Franka Rust schaffte 2019 die Qualifikation für die Junioren-EM.

Schönke und Rust sind Talente, die Pargätzi als seine „dritte Athleten-Generation“ bezeichnet. Bei den ersten beiden Generationen waren die Strukturen und Voraussetzungen schlichtweg noch nicht so weit entwickelt, um solche Erfolge erreichen zu können. Nicht nur, weil nun auch Erfolge eingetreten sind, sagt Pargätzi: „Ich habe einfach Bock, mit denen zu arbeiten.“ Und dann schiebt er noch einen Satz hinterher, der so von fast jedem Trainer stammen sollte - egal ob er hoffnungsvolle Talente oder eine Gruppe Breitensportler anleitet: „Trainer zu sein“, so Pargätzi, „kostet sehr viel Energie. Aber du kriegst auch sehr viel Energie zurück.“