"Wichtig ist, sich nicht zu sehr vom Leistungsgedanken geißeln zu lassen"

In Alsdorf werden am kommenden Wochenende sowohl EM als auch DM-Titel im Duathlon vergeben. 99 deutsche Athletinnen und Athleten starten bei den Europameisterschaften. Eine davon ist Mareike Spindler. Wir haben mit der 29-Jährigen über einen Drahtseilakt, eine Premiere und ihre Ambitionen für Alsdorf gesprochen.

Mareike Spindler
Es gibt viele Athletinnen und Athleten, die sich vom Wettkampfsport abschrecken lassen, weil sie denken, dass nur der Leistungsgedanke zählt. Das ist aber gar nicht so. Jede Athletin und jeder Athlet freut sich über jeden Teilnahmenden, egal welchen Niveaus. Und wir kämpfen doch nicht gegeneinander, sondern jede und jeder vor allem gegen sich selbst.
Mareike Spindler

Mareike, dein Freund Florian Kramer hat in lobenden Worten über dich gesprochen und gesagt, dass du in Alsdorf ein richtig gutes Rennen machen wirst.

So ist der Plan (lacht). Ich freue mich vor allem, dass ihr als Verband und der Veranstalter es möglich machen, dass dieses Jahr wieder so früh in der Saison ein Wettkampf stattfindet. Ich bin auf jeden Fall heiß auf das Rennen und hoffe, in meiner Altersklasse auf das Podium zu kommen.

Es ist dein erster internationaler Start für die Altersklassen-Nationalmannschaft der Deutschen Triathlon Union.

Ich trainiere seit zwei Jahren nach den Plänen eines Trainers, habe 2021 starke Ergebnisse bei lokalen und regionalen Rennen erreicht. Nun habe ich ein Podiumsfeuer (lacht).

Internationale Rennen wie die Duathlon-EM sind eine tolle Möglichkeit, sich auch mal mit internationalen Athletinnen zu messen und über den Tellerrand hinauszuschauen.

Es geht also um mehr als nur den sportlichen Vergleich?

Ich finde es auch toll, Sportlerinnen und Sportler aus anderen Ländern kennenzulernen. Sportlerinnen und Sportler sind per se offene Leute, da macht das richtig Spaß.

War es eine bewusste Entscheidung für den Hobby-Leistungssport?

So etwas ergibt sich in der Regel nicht plötzlich. Es ist vielmehr ein Prozess. Triathlon ist für mich ein großes Hobby und auch zeitintensiv. Ich mache den Sport gerne, bin gerne an der frischen Luft. Es ist für mich ein toller Ausgleich zu meinem Job. Ich habe über die Zeit mehr und mehr trainiert, und irgendwann war der Leistungsgedanke da.

Wichtig dabei ist, sich nicht zu sehr vom Leistungsgedanken geißeln zu lassen. Denn als Nicht-Profiathletin bzw. Nicht-Profiathlet sollte der Spaß am Sport im Vordergrund stehen. Sich vom Ehrgeiz kaputt machen zu lassen, wäre falsch.

Wie schaffst du es, den Spaß zu behalten?

Ich mache den Sport so gerne, dass ich mich nicht zu Einheiten zwingen muss. Das wäre sicherlich etwas anderes, wenn ich zum Beispiel Golf spielen würde, was natürlich sicher auch Spaß machen kann.

Natürlich gibt es trotzdem Einheiten, die hart sind, bei denen ich mich durchbeißen muss. Aber dafür ist danach auch das Gefühl unbeschreiblich.

Wie hast du zum Triathlon gefunden?

Ich habe während meines Medizinstudiums einen Ausgleich zum Lernen gesucht und bin beim Laufen gelandet. Vor dem ersten Staatsexamen habe ich mir gesagt, wenn ich regelmäßig laufen gehe, habe ich wenigstens etwas, das bleibt, falls ich durch die Prüfung falle. Später habe ich mir dann ein Rennrad gekauft, und dann kam irgendwann eines zum anderen.

Wie schwer ist die Doppelbelastung durch den Sport und die Arbeit im Krankenhaus?

Es ist oftmals ein Drahtseilakt. Ich arbeite viele Nächte und viele Wochenenden. Ich habe gelernt, dass es auch Tage gibt, an denen ich nach Zehn- oder Zwölf-Stunden-Schichten zu kaputt für ein Intervalltraining bin. Und dann lasse ich es auch. Ich finde, es ist wichtig, sich das in solchen Situationen auch einzugestehen.

Dein Leben besteht also aus Arbeiten, Trainieren, Essen und Schlafen.

Das ist wie bei allen so, die den Sport passioniert betreiben. Ich bin sehr froh darüber, dass mein Freund ebenfalls Triathlon betrieben hat. Er ist eine große Stütze für mich, da er viele Einheiten mit mir zusammen macht und auch Verständnis hat, wenn ich abends mal später nach Hause komme.

Was mir auch noch am Herzen liegt …

… ja …

Es gibt viele Athletinnen und Athleten, die sich vom Wettkampfsport abschrecken lassen, weil sie denken, dass nur der Leistungsgedanke zählt. Das ist aber gar nicht so. Jede Athletin und jeder Athlet freut sich über jeden Teilnahmenden, egal welchen Niveaus. Und wir kämpfen doch nicht gegeneinander, sondern jede und jeder vor allem gegen sich selbst.

Die EM-Starterinnen und -Starter der DTU