"Dann werde ich biestig mit mir selbst"

Claudia Bregulla-Linke startet seit Jahren international erfolgreich für die DTU-Altersklassennationalmannschaft, am Wochenende (26./27. Juni) bei der Multisport-EM am Walchsee (Österreich). Sie hat uns vorher verraten, wann sie biestig wird, warum sie im Winter fast jeden Tag zweieinhalb Stunden für eine Trainingseinheit gefahren ist und warum das Nationalteam für sie wie eine kleine Familie ist.

Claudia Bregulla-Linke
Ich bin froh, dass mein Mann das unterstützt. Er sagt abends nicht, dass ich da sein und ihm was kochen soll.
Claudia Bregulla-Linke

Claudia, du hast bei internationalen Meisterschaften schon eine zweistellige Anzahl an Medaillen gewonnen. Fährst du mit dem Anspruch, Edelmetall gewinnen zu wollen, an den Walchsee?

Überhaupt nicht. Ich habe nicht die Erwartung, dass etwas rausspringen muss. Aber ich freue mich natürlich riesig, wenn ich vorne dabei bin, fahre immer mit der Hoffnung zu einer Meisterschaft, eine Medaille zu gewinnen. Nur eines will ich nicht.

Was denn?

Vierte werden. Dann bin ich schon lieber Fünfte. Wenn ich Vierte werde, bin ich biestig mit mir selbst. Das mag ich nicht. Auch wenn ich den Wettkampf dann noch genauer reflektiere und daraus Trainingsanreize für die Zukunft mitnehme.

Du planst dein Training selbst. Setzt du dich dann nach einem Wettkampf hin, gehst dein Trainingstagebuch durch und schaust, woran es lag?

Ja, natürlich weiß man oft unterbewusst schon, dass zum Beispiel der Schwerpunkt nicht gut gesetzt war oder man an dieser oder jener Stelle geschludert hat. Aber das macht das ganze ja auch interessant, der Mensch ist schließlich keine Maschine. Würde es immer perfekt laufen, wäre es nicht interessant.

Siehst du dich eher als Hobby- oder als Leistungssportlerin?

Gute Frage. Andere Menschen würden über mich sagen, dass ich eine Leistungssportlerin bin. Ich würde sagen, dass ich den Sport sehr ernst nehme, aber meine höchste Priorität genießt natürlich mein Beruf. Unter Leistungssportlern versteht man ja Menschen, die den Sport so betreiben, dass sie nebenbei nicht mehr arbeiten können.

Triathlon ist für mich auf jeden Fall ein Hobby, das ich sehr ambitioniert betreibe, eigentlich eine Leidenschaft, die über das Hobby hinausgeht. Triathlon kommt für mich gleich nach meinem Job. Ich bin froh, dass mein Mann das unterstützt, mir immer die Räder zusammenbaut, mit zu den Wettkämpfen mitfährt. Er sagt abends nicht, dass ich da sein und ihm was kochen soll.

Du warst bei der Wintertriathlon-EM in Andorra dabei. Was hat dir das nach der langen, coronabedingten Wettkampfpause bedeutet?

Es war mir wahnsinnig wichtig. Ich habe mich sehr intensiv darauf vorbereitet mit über 1000 Langlaufkilometern. Ich bin fast jeden Tag nach der Arbeit eineinhalb Stunden nach Garmisch gefahren, um im Dunklen mit der Stirnlampe auf die Loipe zu gehen. Und dann noch fast eine Stunde wieder nach Hause. Ich habe mich richtig gefreut, in Andorra die anderen Sportler*innen zu treffen.

Beruflich bildest du Fachlehrer*innen aus, gerade ist Prüfungszeit, du hast es also mit vielen nervösen Absolvent*innen zu tun. Wie sieht es um die Nervenkostüm kurz vor der EM aus?

Ich bin relativ gelassen und freue mich sehr auf den Wettkampf, mache mich deswegen nicht verrückt. Ich bin gut drauf, ich konnte auch im Lockdown viel schwimmen (im See mit Neoprenanzug, Anm. d. Red.).

Du bist also eher die „Coole“ vor einem Wettkampf?

Ich bin schon auch aufgekratzt, zumindest kurz vor dem Wettkampf. Ansonsten freue ich mich auf die vielen Begegnungen, schließlich ist die deutsche Mannschaft ja wie eine kleine Familie. Und es gibt auch ein paar Engländerinnen und Italienerinnen, mit denen ich mich gut verstehe.

Da sind also auch Freundschaften entstanden?

Ja, ja, ja. Es sind ganz intensive Freundschaften entstanden. Man trifft sich bei Meisterschaften, bespricht vorher, zu welcher Meisterschaft man gemeinsam fährt. Und man trifft sich regelmäßig auch zum Training, im Winter zum Skilanglaufen, im Sommer zum Laufen oder Radfahren.