Frank Heimerdinger - eine Institution weit über Neubrandenburg hinaus
Ich musste beispielsweise lernen, zu verstehen und zu akzeptieren, dass Athleten, wenn sie ein gewisses Leistungsniveau haben oder einen neuen Reiz brauchen, neue Wege gehen. Dann hat man seinen Auftrag erfüllt.
Heimerdinger, der vor allem junge Talente auf ihren (ersten) Schritten in Richtung dieses schwer zu fassenden Begriffes Weltklasseniveau begleitet und anleitet, lässt auf diese vier Worte noch viele weitere folgen, um zu erklären, was genau er mit Aussicht auf Erfolg meint.
Er spricht über die harte Arbeit und die vielen Entbehrungen, die man als Athlet*in, aber auch als Trainer*in auf sich nehmen muss. Er spricht über das Nicht-Aufgeben und das Durchhalten in erfolgsdürren Zeiten und schwierigen Phasen. Und er spricht über diese kurzen, bewegenden und emotionalen Momente des Erfolges – die all diese Entbehrungen und Anstrengungen im Vorfeld aufwiegen: „Da kann es schon mal passieren, dass ich in den Wald rennen muss, um in Ruhe heulen zu können.“
Frank Heimerdinger ist in den vergangenen Jahren das eine oder andere Mal in den Wald zum Heulen gerannt. Viele Talente hat er, der in Neubrandenburg, und auch darüber hinaus, längst zu einer (Trainer-)Institution geworden ist, zu Erfolgen geführt und auf dem Weg nach oben begleitet: Lena Meißner gewann zwei Bronzemedaillen bei Junioren-Europameisterschaften, Peer Sönksen belegte bei der Junioren-WM 2015 Rang zwei. Derzeit ist wohl Till Kramp, im Vorjahr Dritter bei den Deutschen Meisterschaften in der Jugend A, das hoffnungsvollste Talent in Neubrandenburg.
Eine Herzensangelegenheit
Angefangen hat Frank Heimerdinger vor 23 Jahren ganz klein mit fünf Athlet*innen - heute sind es 80 bis 90 Nachwuchsathlet*innen, alleine im Leistungsbereich. Die Infrastruktur aus DDR-Zeiten war zwar (noch) vorhanden. Doch bis die Trainingsgruppe quantitativ seinen Vorstellungen entsprach und bis die Sportler*innen qualitativ mit den Besten ihres Alters in Deutschland mithalten konnten, vergingen ein paar Jahre. „Am Anfang war es eine Herausforderung, da war viel Idealismus nötig“, sagt Heimerdinger: „Ich musste Wege finden, wie man Nachwuchsathlet*innen aufspürt, wie man Nachwuchsathlet*innen entwickelt.“ Er begann, mit einem Verein zusammenzuarbeiten, der die Kinder an den Sport heranführte, die er dann weiterentwickelte. Immer angetrieben von einem Ziel: Er wollte beweisen, dass er Nachwuchsathlet*innen entwickeln kann. Große Unterstützung bekam und bekommt er dabei von Silvana Schenk und Jan Müller.
In über zwei Jahrzehnten hat Heimerdinger, der sich als „Vollbluttrainer“ bezeichnet, der „von Montagmorgen bis Sonntagnachmittag“ arbeitet, vieles angestoßen. Der 61-Jährige konnte nicht alles umsetzen, was ihm vorschwebte, aber eben ziemlich viel. Er leistet in Neubrandenburg in einem Biotop, das aus verschiedenen Gründen nicht die gleichen Möglichkeiten wie die großen deutschen Stützpunkte hat, sehr gute Arbeit. Sehr gute Arbeit, die ihm viel Respekt und Anerkennung entgegenbringt. Die Aufgabe ist für ihn längst zu einer Herzensangelegenheit geworden – was zu Beginn der Tätigkeit nicht mal er selbst geglaubt hat. Er fühlt sich wohl in seiner Neubrandenburger Oase. So wohl, dass er sogar die Möglichkeit, deutlich renommiertere Jobs anzunehmen, verstreichen lassen hat.
Nicht nur die Sportler*innen sind gereift
Unter ihm sind in all den Jahren nicht nur viele Athlet*innen sportlich und menschlich gereift, er selbst ist es auch. „Ich musste beispielsweise lernen, zu verstehen und zu akzeptieren, dass Athleten, wenn sie ein gewisses Leistungsniveau haben oder einen neuen Reiz brauchen, neue Wege gehen. Dann hat man seinen Auftrag erfüllt.“
Frank Heimerdinger hat in den fast zweieinhalb Jahrzehnten als Trainer in Neubrandenburg schon einige Aufträge erfüllt - und tolle, emotionale Momente erlebt. Einer dieser tollen, emotionalen Momente waren die Deutschen Nachwuchsmeisterschaften in Verl 2015. Da gewannen von ihm trainierte Athleten drei von sechs bei den Titelkämpfen vergebene Goldmedaillen: Lena Meißner und Peer Sönksen siegten in der Jugend A, Charlotte Ahrens war bei den Juniorinnen erfolgreich. Vermutlich ist Frank Heimerdinger nach den Meisterschaften erst einmal in den Wald zum Heulen gegangen.