Die kreative Deutschlandreise des André Beltz

Im Herbst jedes Jahres startet André Beltz zusammen mit Athlet*innen aus seinen Trainingsgruppen und Sportler*innen, die er früher mal trainiert hat, in eine Rennradwoche. Dieses Jahr ging es beispielsweise erst ein paar Tage in das Erzgebirge, dann in die Region um München. Es geht ihm in dieser Woche weniger um Leistung - manche der Teilnehmer*innen sind nicht mal mehr im Triathlon aktiv. Es geht ihm in dieser Woche um Spaß am Sport und darum, gemeinsam Zeit zu verbringen. „Im Sport wird es mit steigendem Leistungsniveau immer individualistischer“, sagt Beltz: „Daher finde ich es wichtig, dass man sich auch mal darauf einlässt, etwas gemeinsam zu machen - gerade im Nachwuchsbereich.“

André Beltz mit Nachwuchsathlet Johann Mandel bei einem Einzelzeitfahren
Rund eineinhalb Jahrzehnte später kann man sagen: Für den Triathlon in und um Itzehoe war dies ein Glücksfall. Denn André Beltz hat in Itzehoe eine kleine Triathlon-Oase erschaffen.

Im Herbst jedes Jahres startet André Beltz zusammen mit Athlet*innen aus seinen Trainingsgruppen und Sportler*innen, die er früher mal trainiert hat, in eine Rennradwoche. Dieses Jahr ging es beispielsweise erst ein paar Tage in das Erzgebirge, dann in die Region um München. Es geht ihm in dieser Woche weniger um Leistung - manche der Teilnehmer*innen sind nicht mal mehr im Triathlon aktiv. Es geht ihm in dieser Woche um Spaß am Sport und darum, gemeinsam Zeit zu verbringen. „Im Sport wird es mit steigendem Leistungsniveau immer individualistischer“, sagt Beltz: „Daher finde ich es wichtig, dass man sich auch mal darauf einlässt, etwas gemeinsam zu machen - gerade im Nachwuchsbereich.“

Etwas gemeinsam machen heißt bei André Beltz, 2018 von der Deutschen Triathlon Union (DTU) als Nachwuchstrainer des Jahres ausgezeichnet, neben der Rennradwoche im Herbst zum Beispiel: Schwimm-Trainingslager über ein Wochenende mit Übernachtung in einem Hüttendorf. Oder ein Zeltlager an der Ostsee. Oder ein Triathlon Trainingslager in der Toskana. In der Saisonpause werden auch andere Sportarten, wie zum Beispiel Wasserball, ausprobiert.

André Beltz ist - wie so ziemlich alle junge Menschen in Itzehoe - nach seinem Schulabschluss erst einmal zum Studieren weggegangen. Er ist mit der Ironman-Weltmeisterin Anne Haug in München im Hochschulsport geschwommen und ist mit dem früheren Ironman-Weltmeister und Ex-Bundestrainer Faris Al-Sultan für den SC Riederau in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gestartet. Er sagt, es sei eine tolle Zeit gewesen. Am Ende dieser tollen Zeit hat er aber etwas gemacht, was nur wenige junge Menschen tun, die Itzehoe für ihr Studium verlassen. Er ist wieder nach Itzehoe zurückgekehrt.

Rund eineinhalb Jahrzehnte später kann man sagen: Für den Triathlon in und um Itzehoe war dies ein Glücksfall. Denn André Beltz hat in Itzehoe eine kleine Triathlon-Oase erschaffen.

Er hat in Itzehoe mit Nina Eim eine der derzeit besten deutschen Triathletinnen entdeckt und behutsam aufgebaut. Vor allem aber hat er Strukturen und Wiedererkennungswerte geschaffen, so dass der Triathlonsport in Itzehoe eine Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfährt, die er so nicht überall in Deutschland erfährt. „Jedes Kind in Itzehoe kennt Triathlon“, sagt Beltz.

Nach seiner Rückkehr aus München war er zuerst als Sportlehrer im SC Itzehoe aktiv. Seit rund zehn Jahren ist er nun hauptberuflich Lehrer. Er hat schnell den Wert von Bildungseinrichtungen für die Nachwuchsarbeit von Sportvereinen erkannt. „Über die Schule ist es dank Arbeitsgemeinschaften, Projektwochen, Kooperationen sowie Jugend trainiert für Olympia relativ einfach, an junge Leute und damit an potentielle Triathlet*innen heranzukommen“, sagt er. Es ist ein guter Ort, um junge Menschen für den Triathlon zu begeistern und zu gewinnen.

Beltz ist beim SC Itzehoe nicht nur (Jugend-)Trainer, sondern auch Abteilungsleiter. Der Verein hat rund 120 Mitglieder. Junge und alte. Beltz aber liegt vor allem die Nachwuchsarbeit am Herzen – aber auch mit den Älteren macht er Workshops und Trainingslager. „Ich finde es spannend, die Entwicklung bei Athlet*innen zu sehen“, sagt Beltz. An der Arbeit mit jungen Talenten reizt ihn vor allem, dass sich immer Verbesserungen erzielen lassen – egal auf welcher Ebene. Beltz ist auch zufrieden, wenn ein Athlet nach Jahren weiterhin „nur“ auf der Kreisebene startet, sich aber menschlich in dieser Zeit weiterentwickelt hat. Denn der Sport, er ist nicht nur dafür da, neue Anwärter auf den Olympiasieg zu produzieren. Der Sport ist auch dazu da, junge Menschen auf ihrem Weg in das Erwachsenensein zu begleiten - und ihnen Werte und Normen mitzugeben.

Natürlich ist André Beltz stolz darauf, dass es Nina Eim so weit gebracht hat, dass sie nun am Bundesstützpunkt in Potsdam daran arbeiten kann, vielleicht einmal zu den besten Triathletinnen der Welt zu gehören. Aber ihm geht es in der Nische Itzehoe nicht darum, Erfolg am Fließband zu produzieren. Mit diesen Erwartungen wäre er wohl schon längst an den Bedingungen der Realität gescheitert. Ihm geht es vielmehr darum, junge Menschen für den Sport zu begeistern und sie für ein lebenslanges Sporttreiben zu motivieren. Entpuppt sich dann alle paar Jahre eine junge Sportlerin oder ein junger Sportler als so talentiert wie Nina Eim, die übrigens diesen Herbst auch zu den Teilnehmer*innen der Rennradwoche gehörte, hat er natürlich nichts dagegen. „Ich habe gemerkt: Es macht Spaß, mit Athlet*innen auf diesem Niveau zu arbeiten“, sagt Beltz, dessen Bruder Torben Angelique Kerber, die derzeit beste deutsche Tennisspielerin, trainiert.

André Beltz, der als aktiver Athlet fünf Langdistanzen absolviert hat (persönliche Bestzeit: 9:14 Stunden) könnte in seiner Freizeit viele andere Dinge tun. Wie viele Stunden er jede Woche in den Triathlonsport steckt, weiß er nicht. „Ich möchte es nicht ausrechnen“, sagt er, „aus Eigenschutz“. Er sieht die Arbeit im Triathlon auch gar nicht als Arbeit: Er sieht es als Zeit, die er für sein Hobby aufbringt. Die er gerne aufbringt, weil er eines irgendwo auf seinem Weg zwischen Itzehoe und München und zurück gelernt hat: „Es ist wichtig, dass man sein Wissen weitergibt, nicht nur an sich denkt, sondern auch über den Tellerrand schaut. Und was gibt es schöneres, als seine Leidenschaft an junge und alte Athlet*innen weiterzugeben?“

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.