Benny Lenatz' Hoffnung auf ein kleines Sportmärchen
Am Anfang denkt man sich schon: Wie viel Zeit hast du noch? Was bleibt dir noch vom Leben?
Manchmal vergeht ein Jahr so schnell. Gerade erst hat es begonnen, schon ist es wieder vorbei. Man fragt sich, wie es so rasant an einem vorüberziehen konnte und wo die Zeit denn bitteschön geblieben ist? Die vielen Erlebnisse reihen sich dann aneinander wie in einem Film.
Wenn Benjamin Lenatz auf die vergangenen zwölf Monate zurückschaut, wird er vermutlich auch sagen, dass er in diesem Zeitraum viel erlebt hat. Zu Beginn tolle Dinge wie einen sehr positiv verlaufenden Leistungstest und ein sehr positiv verlaufendes Trainingslager. Anschließend sehr negative Dinge. Wenn man sich das Leben von Lenatz der vergangenen zwölf Monate als Film vorstellt, dann war es ein Film, der nicht hätte gedreht werden sollen.
Benny Lenatz ist Anfang des Jahres an Chronischer Myeloischer Leukämie (CML) erkrankt. Es war ein Schock. Nicht nur für ihn, der von einer Teilnahme an den wegen Corona mittlerweile verschobenen Paralympischen Spielen im Sommer diesen Jahres geträumt hat. Sondern auch für sein Umfeld. Für seine Frau Frauke und seine Familie. Für alle Leute, die ihm persönlich nahestehen. Und für alle Leute, die im Triathlon mit ihm zu tun haben. Lenatz sagte ein paar Wochen nach der Diagnose in einem Interview mit der DTU: „Am Anfang denkt man sich schon: Wie viel Zeit hast du noch? Was bleibt dir noch vom Leben?“
Mittlerweile sind solche Gedanken glücklicherweise weit weg – vor allem dank der medizinischen Möglichkeiten. Während vor einem Vierteljahrhundert noch viele Patienten innerhalb von vier, fünf Jahren an CML verstorben sind, gibt es mittlerweile Medikamente, die quasi eine Chemotherapie für zu Hause sind. Lenatz musste dieses Medikament aufgrund von starken Nebenwirkungen zwar zweimal wechseln. Aber das derzeitige Medikament, es könnte dafür sorgen, dass er bald ein weitgehend normales Leben führen kann - sollten sich die Krebszellen nicht wieder ausbreiten, wenn das Medikament in zwei, drei Jahren abgesetzt wird. So ist der Plan.
Die Hoffnung auf eine Rückkehr in den Leistungssport lebt
Wenn man mit Lenatz über die vergangenen zwölf Monate spricht, dann klingt er zufrieden und unzufrieden zugleich. Er ist zufrieden über die Entwicklung seiner medizinischen Werte, darüber, dass die Krebszellenwerte sehr gut sind, die Behandlung also sehr erfolgreich verläuft. Und er ist unzufrieden, weil er sportlich gerne weiter wäre, gerne härter trainieren wollen würde, gerne sagen würde, dass er bald ein Comeback wagen kann.
„Ich fühle mich ausgebremst“, sagt Lenatz. Für eine schlimme Krankheit gibt es natürlich nie den richtigen Zeitpunkt. Aber wenn man wie Lenatz jung ist, sportlich nach Höherem strebt, ehrgeizig ist, dann mag es sich anfühlen, als habe jemand die Pausetaste gedrückt und weigere sich seit Monaten, die sportliche Karriere weiterlaufen zu lassen.
Lenatz weiß natürlich, dass er coronabedingt auch so in den vergangenen Monaten keine oder nur sehr wenige Wettkämpfe gemacht hätte. Aber er ist eben Leistungssportler. Sport ist sein Leben. Dann ist es natürlich nicht einfach, zu akzeptieren, „dass ich die Uhr wieder auf null stellen muss“. Dass „ich schauen muss, wo die Reise hingeht“. Und dass „ich nicht erwarten konnte, dass es nach einem halben Jahr wieder gut ist“ „Ich muss“, sagt Lenatz, „das große Ganze sehen.“
Und „das große Ganze“ macht Hoffnung, weil die Therapie gut anschlägt, er das Medikament zu vertragen scheint und er trainieren kann. Wenn auch bislang nur im Grundlagenbereich und mit geringeren Umfängen als vor der Erkrankung. Aber, er versucht derzeit jeden Tag, ein bisschen mehr zu wagen. Und in der Regel lässt es sein Körper auch zu, wenn er jeden Tag ein bisschen mehr wagt.
Nun hofft Lenatz auf eine baldige Rückkehr in den Wettkampfsport. Es wäre jetzt vielleicht nicht unbedingt gleich ein Sportmärchen. Aber es wäre zumindest eine tolle Geschichte in diesen Zeiten. Eine tolle Geschichte für Benjamin Lenatz selbst. Aber auch für alle die Leute, die an ihn glauben, ihn unterstützen, an weniger guten Tagen für ihn da sind.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.