Mein erster Triathlon (34): Marc Fröhlich
Ich hatte meinen gelb leuchtenden Helm auf dem Lenker meines Fahrrades positioniert. Ich wollte mein Rad im Durcheinander in der Wechselzone auf jeden Fall finden. Das hätte ich mir sparen können.
Ich hatte bei meinem ersten Triathlon noch nicht einmal die erste Disziplin beendet, da fragte ich mich schon: Was machst du hier eigentlich? Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Vor mir schwammen rund 100 Athlet*innen. Hinter mir schwamm: niemand. Nur das Rettungsboot der DRLG schipperte hinter mir her wie ein Farbtupfer in der tristen (Triathlon-)Realität. Ich hatte bewusst meinen gelb leuchtenden Helm auf dem Lenker meines Fahrrades positioniert. Ich wollte mein Rad im Durcheinander in der Wechselzone auf jeden Fall finden. Nun aber wurde mir klar, dass es ziemlich einfach ist, mein Rad in der Wechselzone zu finden – weil bereits alle anderen Athlet*innen auf der Radstrecke sein werden.
Meine Zweifel, ob ein Triathlon eine so gute Idee ist, wuchsen mit jedem Zug, den ich brustschwimmend zurücklegte. Irgendwann im Laufe der 1500 Meter langen Schwimmstrecke beschloss ich: Ich schwimme das noch zu Ende, gehe in die Wechselzone, schnappe mir mein Handtuch, trockne mich ab – und dann gehe ich nach Hause.
Ein paar Wochen zuvor hatte ich, seit fast zwei Jahrzehnten Läufer und dabei regional recht erfolgreich, mir einen Einteiler gekauft und beschlossen, mich als Triathlet zu versuchen. Ich habe mich fit und selbstbewusst gefühlt. Schwimmen und Radfahren brauchte ich nicht zu trainieren, dachte ich. Das war natürlich dumm von mir.
Ich merkte schnell: Ein (Fitness-)Gefühl und Selbstvertrauen alleine reichen nicht unbedingt, um eine Olympische Distanz zu absolvieren. Erfolgreich zu absolvieren. Aber ich besaß zum Glück noch weitere Tugenden, die im Sport hilfreich sind: Kampfgeist und Willensstärke.
Diese Tugenden habe ich schon immer benötigt. Im Sport als Läufer, aber auch im sonstigen Leben. In der Schule waren die Fußballer die Helden. Ich war der Außenseiter, der nicht in das Weltbild meiner Mitschüler passte. Ich musste also schon immer viel kämpfen, um zurechtzukommen.
Bei den Bundesjugendspielen 1989 bekam ich eine Ehrenurkunde. Dank einer starken Leistung im abschließenden 1000-Meter-Lauf. Die heldenhaften Fußballer hatte ich hinter mir gelassen. Es war ein kleiner Sieg mit großer Wirkung. Und der Beginn meiner Karriere im Ausdauersport.
Und auch bei meinem ersten Triathlon kam während des Schwimmens irgendwann der Augenblick, in dem der Wille über den Wunsch, aufzugeben, siegte. Ich beschloss, ich stehe das jetzt durch. Ich gebe nicht auf. Ich kämpfe. Ich habe mich zwar geschämt, als Letzter aus dem Wasser zu kommen. Ich habe mir aber auch gedacht: Jetzt erst recht. Auf dem Rad überholte ich bereits ein paar Athlet*innen, beim Laufen noch mehr. Am Ende belegte ich Rang 57.
Dieser Wettkampf, er war für mich nicht nur ein Wettkampf. Er löste in mir etwas aus. Nicht nur ein bis heute anhaltendes Triathlonfieber, sondern auch eine Lebenseinstellung. Triathlon ist für mich nicht alles, aber es ist ein Lebensgefühl, mein Lebensgefühl. Ich lebe schon dafür.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.