Mein erster Triathlon (35): Heiner Brosche

Wie war das noch damals? Wie ging es los? In unserer Serie „Mein erster Triathlon“ erzählen Profisportler*innen, Altersklassen-Athlet*innen oder Menschen, die beruflich mit Triathlon zu tun haben, von ihren Anfängen im Ausdauerdreikampf. Heute: Heiner Brosche. Heiner (67) hatte mehrere Bandscheibenvorfälle. Dank sportlicher Bewegung hat er mittlerweile kaum mehr Beschwerden. Bei seiner Triathlon-Premiere ließ er sich von diversen Malheuren nicht aufhalten.

Heiner Brosche
Ein Arzt machte mir sogar Hoffnung, dass ich wieder joggen könne.
Heiner Brosche

Es war schon ein bisschen eng. Fünf Athlet*innen auf einer Bahn, ich mittendrin, ziemlich aufgeregt, denn dieser Wettkampf, der Triathlon in Bruchköbel, sollte mein erster Triathlon werden. Nach den ersten Metern im Becken habe ich dann auch noch Wasser geschluckt. Anschließend entschied ich, lieber Brust zu schwimmen. So fühlte ich mich sicherer.

Wenn ich ein paar Jahre zurückblicke, wirkt es fast wie ein kleines Wunder, dass ich Starter eines Triathlonwettkampfs wurde. Ich hatte über Jahrzehnte keinen Sport mehr gemacht, seit dem Ende meines Studiums, und mittlerweile mehrere Bandscheibenvorfälle. Teilweise konnte ich keine Treppen mehr steigen.

Ich absolvierte eine Kur und habe in diesen Wochen zum ersten Mal den Wert von Sport für mein körperliches Wohlbefinden verinnerlicht. Ein Arzt machte mir sogar Hoffnung, dass ich wieder joggen könne. Ich fing langsam an. Anfangs schaffte ich kaum zwei Kilometer. Zwei Jahre später absolvierte ich meinen ersten Marathon. Es ging mir gesundheitlich lange nicht mehr so gut wie in den vergangenen fünf Jahren. Ich habe in der Zeit vielleicht fünf Schmerztabletten genommen und führe ein ruhigeres und zufriedeneres Leben.

In Bruchköbel kam ich als letzter Athlet meiner Startgruppe aus dem Wasser und in die Wechselzone. Naja, mir ging es ja weniger um eine bestimmte Platzierung, als um den Kampf gegen mich selbst. Es ging darum, ins Ziel zu kommen, um Scheitern oder Nicht-Scheitern.

Ich schnappte mir mein Rad, lief aus der Wechselzone und fuhr los. Nach wenigen Metern verlor ich durch eine Bodenwelle meine Trinkflasche. Ich stoppte, fuhr zurück und sammelte die Flasche auf. So etwas ist recht problemlos möglich, wenn man der Letzte ist.

Es sollte nicht das letzte Malheur auf der Radstrecke gewesen sein. Ich hatte mir das Rennrad geliehen. Es war ein älteres Modell, außerdem war es für etwas größere Menschen gedacht. Ich hatte kaum mit dem Rad trainiert. Jedenfalls hatte ich noch ein Problem mit der Kette (meine Finger konnte ich danach immerhin im Gras säubern) und einen Sturz (Schürfwunden an Knie und Arm). Ans Aufgeben habe ich nicht gedacht. Aufgeben gibt es für mich nicht. Ich habe in meinem Leben noch nie aufgegeben - egal wie schlecht es lief.

Ein paar Wochen vor dem Triathlon in Bruchköbel sprach mich ein Nachbar an. Ob ich nicht bei jenem Wettkampf starten wolle, fragte er. Ich, über 60 Jahre alt, seit Jahrzehnten nicht mehr geschwommen, kein Besitzer eines eigenen Rennrades, sagte ja. Später fragte ich mich: Wie naiv kann man mit über 60 Jahren überhaupt sein?

Mittlerweile kann ich sagen: Man lernt immer noch etwas dazu. Auch wenn der Lernprozess manchmal, wie bei mir auf der Radstrecke, schmerzhaft verläuft.

Der Zieleinlauf bei meinem ersten Triathlon war ein tolles Gefühl. Ich war so richtig glücklich. Der Moment, in dem man realisiert hat, dass man es geschafft hat, ist doch der Moment, für den man das alles gemacht hat. Seitdem bin ich richtig heiß auf Wettkämpfe und habe mir mittlerweile sogar einen DTU-Startpass besorgt.

Es gibt noch so viele tolle Dinge, die ich in meinem Leben ein erstes Mal machen möchte – auch wenn ich mittlerweile schon 67 Jahre alt bin: Ich möchte die Alpen zu Fuß überqueren, ich möchte den Schwarzwald von Norden nach Süden erwandern und ich möchte in Japan einen Triathlon absolvieren. Denn Dinge, wie beispielsweise einen Triathlon zum ersten Mal zu machen, sind einfach unfassbar schöne Momente im Leben.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.