"Nach zwei Stunden Warten kam doch noch jemand, der uns abgeholt hat"
Das Wichtigste ist, entspannt zu bleiben und sich keinen Stress zu machen, weil am Ende dann eh meistens alles funktioniert – wenn es auch Situationen gibt, in denen man improvisieren muss.
Tanja, für dich geht es am Wochenende in den Südosten der Türkei.
Ich musste erst einmal nachschauen, wo Yenişehir liegt: weit im Süden, nahe der Grenze zu Syrien. Ich habe einen meiner ersten Continental-Cups 2019 in der Türkei gemacht (in Alanya, Anm. d. Red.) und damals viele gute Erfahrungen gesammelt. Daher bin ich frohen Mutes wegen Yenişehir.
Ist solch eine Reise trotzdem immer mit einem Abenteuerfaktor verbunden?
Die meisten Europacups sind gut zu erreichen. Aber es gibt einige Rennen, wie nun das in Yenişehir, da ist es sicherlich etwas abenteuerlicher hinzureisen. Das Wichtigste ist, entspannt zu bleiben und sich keinen Stress zu machen, weil am Ende dann eh meistens alles funktioniert – wenn es auch Situationen gibt, in denen man improvisieren muss.
Zum Beispiel?
Wir (Tanja und weitere deutsche Athletinnen und Athleten, Anm. d. Red.) sind mal gegen Mitternacht in Tunesien am Flughafen angekommen. Es war abgemacht, dass wir abgeholt werden. Es kam dann auch ein Mann, er verschwand aber sofort wieder. Als wir nach zwei Stunden des Wartens ein Taxi rufen wollten, kam dann doch noch jemand, der uns mitgenommen hat.
Du reist meistens zusammen mit deinem Freund Chris Ziehmer zu den Rennen. Macht es das einfacher?
Wir sind ja oftmals nicht nur zu zweit, sondern man spricht sich mit weiteren Athletinnen und Athleten ab - oder trifft sie zwangsläufig auf der Reise. Nicht alleine reisen zu müssen, ist schon schön.
In Yenişehir gehst du mit Startnummer fünf ins Rennen.
Das ist die niedrigste Startnummer, die ich jemals hatte. Startnummer fünf klingt auf jeden Fall gut (lacht).
Spürst du dadurch Druck? Oder gibt es dir Selbstbewusstsein, dir solch eine niedrige Startnummer „erarbeitet“ zu haben?
Druck spüre ich durch die Startnummer keinen. Es ist doch egal, welche Startnummer man hat. Es geht darum, ein gutes Rennen zu machen. Und ich will zeigen, dass ich gut drauf bin.
Was nimmst du dir vor?
Ein Endergebnis, mit dem ich zufrieden bin (lacht). Das Schwimmen ist immer noch ein bisschen meine Wackeldisziplin. Wenn das gut klappt, habe ich eine gute Ausgangslage. Und dann sollte eine einstellige Platzierung möglich sein. Ich merke jedenfalls, wie es mir von Europacup zu Europacup leichter fällt, mich zu behaupten.
In deinen ersten internationalen Rennen im Elitebereich war oft das Schwimmen der Knackpunkt. Lag das an deiner Leistung? Oder ist es dir nicht gelungen, dich im Wasser durchzusetzen?
Mir ist es nicht einfach gefallen, mich im Freiwasser durchzusetzen. Das ist etwas ganz anderes als das Training im Becken. Ich habe viel Arbeit reingesteckt und merke, dass diese etwas bewirkt.
Du hattest 2020 dein erstes Jahr in der U23. Wie schwer war rückblickend der Übergang von der Jugend in den Elitebereich?
Das Ganze wurde durch die Corona-Pandemie erschwert. 2020 gab es fast keine internationalen Rennen, in den Wettkämpfen 2021 wollten plötzlich alle starten. Daher war es kein einfacher Einstieg. Aber seit Mitte/Ende der vergangenen Saison läuft es gut.
Im Mai vergangenen Jahres hast du den Africa-Cup in Yasmine gewonnen.
Das war ein gutes Gefühl und hat mir viel Motivation gegeben. Ich habe den Ehrgeiz mitgenommen, dies auch bei einem Europacup zu schaffen. Ein Podium in diesem Jahr wäre ein Schritt auf diesem Weg.