„Ich wusste, dass irgendwann gute Rennen kommen“
Ich habe mir vorher gesagt, dass es nicht die ganze Saison so weitergehen wird und dass irgendwann gute Rennen kommen werden. Ich habe vorher jetzt nicht alles in Frage gestellt, aber solch ein Erfolg ist für den Kopf schon sehr wichtig.
Jonas Breinlinger (Saarbrücken) ist einer von neun deutschen Elite-Athleten, die bei den ETU Europameisterschaften im niederländischen Weert vom 31. Mai bis 2. Juni starten. Im Interview spricht der 24-Jährige über sein eigenes T-Shirt-Logo, seine Rolle als Teamplayer sowie seine Triathlonzukunft - und natürlich auch über die anstehende EM.
Jonas, deine Freundin Tessa Menges und du, ihr habt T-Shirts mit einem eigenen Logo: T-T-Running. Die zwei T’s stehen für Tyler, deinen Spitzname, und Tessa. Wie kam es dazu?
Es war ein Geschenk für Tessa. Ich wollte ihr eine Freude machen, was mir glaube ich auch gelungen ist (lacht).
Wie kamst du auf die T-Shirt-Idee?
Mein Trainer Christian Weimer hat mich darauf gebracht, wegen den beiden T’s als Anfangsbuchstaben. Ich habe dann gedacht, dass ist eine ganz coole Sache.
Und jeder von euch hat dann gleich mehrere solcher T-Shirts?
Jeder hat noch ein Ersatz-T-Shirt.
Ende Mai und Anfang Juni wirst du dann Klamotten der deutschen Nationalmannschaft tragen, denn du bist für die EM nominiert. Sind die Europameisterschaften in Weert ein Saisonhöhepunkt für dich?
Die Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft ist immer etwas Besonderes. Aber Weert ist jetzt nicht der große Hauptwettkampf des Jahres. Ich würde die EM von der Wertigkeit her mit einem Weltcuprennen gleichsetzen.
Was sind deine Ziele für Weert?
Ein Platz in den Top 15 wäre schon ganz gut. Bei einem günstigen Rennverlauf mit einer kleinen Spitzengruppe ist vielleicht sogar eine Top-Ten-Platzierung drin. Aber dafür müsste schon alles zusammenkommen.
Dazu würde eine gute Leistung im Schwimmen gehören, deiner stärksten Disziplin.
Dafür muss ich die Schwimmleistung, die ich drauf habe, aber auch erst einmal abrufen. Das gelingt mir besser als vor Jahren, ist aber keine Selbstverständlichkeit.
Früher klappte das nicht immer …
Ja, wenn man als Junior erstmals bei einer Junioren-EM oder Junioren-WM startet, ist das schon etwas anderes als etwa ein Rennen im Deutschland-Cup. Die Dichte an guten Schwimmern ist dann viel höher. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen, lernen, sich an der Boje nicht wegprügeln zu lassen.
Deine Weltcup-Bilanz 2019 ist eher ernüchternd. In Kapstadt (Südafrika) konntest du erkrankt nicht starten, in New Plymouth (Neuseeland) bist du mit einem technischen Defekt beim Radfahren ausgeschieden, in Mooloolaba (Australien) warst du 36. Haben dich die Ergebnisse mental runtergezogen?
Kapstadt war enttäuschend. Ich war vier Wochen lang im Trainingslager in Südafrika und hatte Bock wie selten zuvor auf einen Wettkampf. Es war bitter, dass ich nicht starten konnte. New Plymouth war einfach ärgerlich, weil ich richtig gut im Rennen lag und wohl eine ordentliche Platzierung erreicht hätte. Den Wettkampf in Mooloolaba habe ich verhauen.
Wie wichtig war vor diesem Hintergrund dann der Sieg beim Continental-Cup-Rennen in Yasmine (Tunesien) Anfang Mai?
Ich habe mir vorher gesagt, dass es nicht die ganze Saison so weitergehen wird und dass irgendwann gute Rennen kommen werden. Ich habe vorher jetzt nicht alles in Frage gestellt, aber solch ein Erfolg ist für den Kopf schon sehr wichtig. Ich hoffe, es geht jetzt so weiter. Ich will in diesem Jahr noch zweimal unter die Top Ten im Weltcup kommen und gerne auch in einem Rennen der World Triathlon Series starten.
Im kommenden Jahr stehen die Olympischen Spiele an. Siehst du eine Chance, in Tokio dabei zu sein?
Im Einzel ist es nahezu unmöglich. In der Staffel stehen die Chancen deutlich besser. Aber es ist nicht so, dass ich fest damit rechne, denn die anderen deutschen Jungs sind sehr stark. Es müsste schon alles top laufen. Aber sollte sich eine Chance auftun, will ich die natürlich nutzen.
Planst du von Jahr zu Jahr oder gibt es einen langfristigen Karriereplan?
Ich denke derzeit nur bis Olympia. Generell ist es wichtig, im Kader und in der Bundeswehrsportfördergruppe zu bleiben. Ansonsten wird es schwer, den Sport weiterhin auf diesem Niveau zu betreiben.
Das klingt, als wärst du nach Olympia vielleicht kein professioneller Triathlet mehr.
Ich hoffe, dass ich es dann noch bin. Wichtig ist, dass ich eine Chance sehe, mich noch zu steigern. Die sehe ich derzeit. Ich weiß aber nicht, wie ich das in zwei bis drei Jahren sehe.
Du giltst als sehr mannschaftsdienlicher Sportler, der im Mixed Relay oftmals seine besten Rennen zeigt.
Ich finde Staffelrennen cool, weil ich weiß, dass ich mit meiner Leistung viel bewirken kann. Ich kann mich in solchen Rennen sehr gut fokussieren und sehr gut darauf einstellen, Vollgas zu geben.
Wie gelingt es dir, im Mixed Relay noch einmal mehr aus deinem Körper herauszukitzeln?
Ich bin vergangenes Jahr zweimal als letzter Athlet der Staffel gestartet. Es motiviert mich, dass das Ergebnis von mir abhängt. Es ist cool zu wissen, dass da drei Athleten im Ziel auf dich warten und hoffen, dass ich die bestmögliche Platzierung heraushole. Ich gehe nicht mit der Einstellung in das Rennen, dass ich es hoffentlich nicht vermassle, sondern sehe es als Chance.
Du hast drei Brüder. Ist man dadurch eher der Teamplayer?
(lacht) Wenn man Geschwister hat, fragt man sich öfter, ob das Handeln gerade mannschaftsdienlich war. Oder ob man die Aktion noch einmal überdenken sollte. Wir haben uns als Brüder früher oft gestritten. Aber aus solchen Situationen habe ich viel für das Miteinander gelernt. Ich denke, dass ich mich gut in andere Leute reinversetzen kann.
Wie gefällt dir das Mixed-Relay-Format?
Es ist für uns Athleten etwas Besonderes, ein spannendes und abwechslungsreiches Format. Als Athlet hat man richtig Bock, im Mixed Relay zu starten. Und auch bei den Zuschauern kommt es gut an, weil es im Rennen so richtig abgeht.
Helfen dir die Einsätze im Mixed Relay fürs Einzel?
Es ist gut fürs Selbstvertrauen, wenn man eine Einsatzchance im Mixed Relay bekommt, weil man weiß, die Leute vertrauen einem, weil sie glauben, man hat etwas drauf. Ein Mixed-Relay-Rennen ist sehr hart. Danach kommt einem eine Sprintdistanz aber auch nicht locker vor. Man bekommt durch diese Art von Rennen trotzdem eine gute Wettkampfhärte, beispielsweise um im Zielsprint wirklich nochmal alles aus sich rauszuholen.
Mitarbeit: Annika Wing
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