Nina Eim - Schritt für Schritt Richtung Weltklasse
Mein Ziel ist es, das Tokio-Ticket zu holen
Als sich die besten Kurzdistanz-Triathlet*innen der Welt in der coronabedingt auf ein kurzes Wettkampffenster im September und Oktober zusammengeschrumpften Saison 2020 bei der WM in Hamburg und anschließend einigen Weltcuprennen maßen, bestand das Triathlonprogramm von Nina Eim vor allem aus Schwimmeinheiten. Aus Schwimmeinheiten ohne Beinschlag.
Die 22-Jährige hatte sich Ende Juli beim Laufen ein Syndesmoseband angerissen. Sie war weitgehend schmerzfrei. Bemerkt wurde der Riss daher erst vier Wochen später. Während für ihre Nationalmannschaftskolleg*innen zu diesem Zeitpunkt die unmittelbare Vorbereitung auf den Wettbewerb in Hamburg begann, begann für Nina eine Phase ohne Lauf- und Rad- sowie mit nur eingeschränktem Schwimmtraining. „Das war natürlich schon frustrierend“, sagt sie.
Es war auch deshalb frustrierend, weil Nina eigentlich gerne gezeigt hätte, dass ihre sehr positiv verlaufene Entwicklung der vergangenen Jahre auch 2020 sehr positiv verläuft.
Seit Herbst 2017 trainiert Nina, die bis zu diesem Zeitpunkt beim SC Itzehoe unter André Beltz eine geradlinige Entwicklung zu einer der besten deutschen Nachwuchsathletinnen ihrer Altersklasse genommen hat, am Stützpunkt in Potsdam. Es war kein ganz einfacher Schritt für die heimatverbundene Nina. Aber es war ein logischer Schritt, nachdem sie beschlossen hatte, Profi werden zu wollen. Und es war ein Schritt der sich, das kann man rund dreieinhalb Jahre später sagen, auszahlen sollte. „Ich bin sehr glücklich mit dieser Entscheidung“, sagt sie.
Nina hat bislang in jedem ihrer Potsdamer Jahre Fortschritte erzielt – das lässt sich ganz einfach an Zahlen und Platzierungen ablesen: 2018 stand sie bei drei Starts in drei Continental-Cup-Rennen dreimal auf dem Podium (darunter ein Sieg), gab ihr Debüt im Weltcup (als 23. In Antwerpen) und belegte bei den U23-Weltmeisterschaften an der Gold Coast (Australien) Rang zehn im Einzel und Platz zwei mit dem Nationalteam im Mixed Relay. 2019 erreichte sie zum ersten Mal im Weltcup eine Podiumsplatzierung (als Zweite in Caligari), schaffte bei der EM Platz neun, startete erstmals in der World Triathlon Series (WTS) und gewann mit der deutschen Mannschaft im Mixed Relay Silber bei EM und WM.
Ihre Fortschritte lassen sich aber nicht nur an Zahlen und Platzierungen ablesen. Sie lassen sich auch aufgrund anderer Faktoren bestimmen, die teilweise mit den Erfolgen zusammenhängen: am deutlich gewachsenen Selbstvertrauen zum Beispiel. Oder an gestiegenen Erwartungen an sich selbst.
Aus Nina, dem hoffnungsvollen Nachwuchstalent, ist längst Nina, eine der besten deutschen Kurzdistanzathletinnen geworden. Maßgeblich für diese Entwicklung sind auch einige Schlüsselereignisse. Momente, in denen ihr bewusst wurde, was sie kann. Beim Weltcup in Caligari 2019 merkte sie, dass eine Podiumsplatzierung möglich ist – und schnappe sich diese. Beim EM-Rennen in Weert 2019 merkte sie, dass es alleine möglich ist, die Lücke von zehn, 15 Sekunden nach dem Schwimmen zur Spitzengruppe zuzufahren – sie fuhr diese zu. Beim ihrem ersten WTS-Rennen 2019 in Hamburg merkte sie, dass es möglich ist, mitzuhalten. Zwar (noch) nicht ganz vorne. Aber zumindest im vorderen Mittelfeld.
„Vor allem 2019 habe ich von den Ergebnissen her einen großen Schritt nach vorne gemacht“, sagt sie. Nina ist keine mehr, die sich versteckt. Sie hat große Ziele. Und benennt diese auch. Sie will sich im Mai beim internen Qualifikationswettkampf in Kienbaum einen Startplatz für die Olympischen Spiele sichern („Mein Ziel ist es, das Ticket zu holen“). Und sie will sich in den Rennen gegen die internationale Konkurrenz weiter verbessern – vor allem in der WTS („Top 20 wäre schon ganz schön“).
Vor allem im Schwimmen hat sich in den vergangenen Monaten verbessert, erzählt sie: „Ich bin schon gespannt, wie gut mir die Umsetzung im Wettkampf im Freiwasser gelingt.“ Gelingt ihr die Umsetzung gut, wird sie ziemlich sicher ihre positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortschreiben.