Ein nachhaltiges Triathlonpärchen

Simon Henseleit und Michelle Braun versuchen möglichst nachhaltig zu leben. Ihnen gelingt das ganz gut - auch wenn sie manchmal an ihre Grenzen stoßen.

Simon Henseleit
Triathlon ist eben nicht der grünste Sport
Simon Henseleit

Michelle Braun ist in der Fränkischen Schweiz aufgewachsen, also auf dem Land, im Mittelgebirge. Früher, so erzählt die mittlerweile 23-Jährige, hat dort im Winter regelmäßig Schnee gelegen. Skifahren und Rodeln war in den kalten Monaten des Jahres also fast durchgängig möglich.

„Jetzt“, sagt Michelle, „ist es schon viel, wenn dort eine Woche lang im Winter Schnee liegt.“ Das habe sicherlich auch mit dem Zufall zu tun, auch früher habe nicht jeden Winter gleich viel Schnee gelegen: „Der Klimawandel hat aber definitiv seinen Anteil daran.“

Michelle, 2017 Teilnehmerin der Junioren-WM, lebt nicht nur wegen dieser Erfahrung besonders nachhaltig - auch die Erziehung und das Landleben spielen eine Rolle -, aber auch deshalb.

Auch für Michelles Freund Simon Henseleit, 2019 Junioren-Europameister im Mixed Relay und Zehnter der Junioren-WM, ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Der 21-Jährige geht, wenn mal so will, nicht einmal, sondern dreimal am Tag arbeiten. So oft hat er in der Regel täglich Training. Trotzdem versucht er alle Wege ins Training und vom Training zurück nach Hause mit dem Rad zurückzulegen. „So lassen sich im Kleinen schon große Dinge für die Nachhaltigkeit tun“, sagt Simon.

In der Beziehung von Michelle und Simon, beide leben zusammen in Nürnberg, ist Michelle die Antreiberin – zumindest was das Thema Nachhaltigkeit betrifft. „Sie setzt sich sehr intensiv mit dem Thema auseinander und hat viele gute Ideen und Ansätze“, sagt Simon und fügt an: „Ohne sie wäre ich noch nicht so weit.“

Die beiden beschäftigen sich also viel mit dem Thema. Michelle sogar sehr viel. Sie schaut abends auch schon mal eine Dokumentation zu Nachhaltigkeit und Klimawandel, anstatt eine Netflix-Serie. „Es ist, was den Klimawandel angeht, nicht fünf vor zwölf. Es ist fünf nach zwölf“, sagt Michelle.

Michelle und Simon behaupten von sich nicht, dass sie alles perfekt machen. Im Gegenteil, sie sehen bei sich noch Optimierungsmöglichkeiten. Sie sehen sich auch nicht als Vorbilder für andere. Oder Vorreiter im Kampf für den Klimaschutz. Sie tun im Rahmen ihrer Möglichkeiten einfach nur so viel wie möglich für den Klimaschutz. Ohne sich zu sehr einzuschränken und soweit es der Triathlon (Simon: „Triathlon ist eben nicht der grünste Sport“) zulässt.

Sie versuchen, sich so regional und biolastig wie möglich zu ernähren, kaufen lieber die nicht-gespritzten Dosentomaten für 99 Cent als die gespritzten Dosentomaten für 29 Cent und schaffen es mit einem jeweils auf eine Woche angelegten Essensplan, nichts wegwerfen zu müssen. Sie versuchen, dem menschlichen Drang nach (noch mehr) Konsum so selten wie möglich nachzugeben. Und sie versuchen, sich bei der Mobilität einzuschränken, was Autofahrten und vor allem Flugreisen angeht - auch wenn die Einschränkung der Mobilität und das Ausüben von Triathlon eher sich abstoßende Pole sind. „Nachhaltigkeit ist, was Reisen betrifft, als Triathletin natürlich blöd“, sagt Michelle. „Flüge lassen sich nicht vermeiden, das gehört zu meinem Job“, sagt Simon. Man müsse im Kleinen anfangen. Zum Beispiel, indem man Kompensationen für Reisen mit dem Flugzeug bezahlt.

Die beiden sind glücklich mit ihrer Lebensweise, haben nicht das Gefühl, sich mit ihrem Einsatz für die Nachhaltigkeit einzuschränken. „Es gibt mir ein gutes Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun“, sagt Simon.

Michelle und Simon sind gute Beispiele dafür, dass sich mit kleinen Schritte etwas erreichen lässt. Und das Verzicht nicht gleich Verzicht heißen muss. Michelles Laster etwa war das Shoppen, das „exzessive Shoppen“, wie Simon sagt - und sie selbst auch zugibt. Mittlerweile kauft sie sich nur noch ein neues Kleidungsstück pro Monat, es gilt die „Ein-Teil-Regelung“. „Natürlich ist es manchmal hart, in der Stadt an den Kleidungsgeschäften vorbeizugehen und nichts kaufen zu dürfen“, sagt Michelle: „Aber die Teile, die ich dann kaufe, wertschätze ich umso mehr.“

Natürlich stoßen auch die beiden immer mal wieder an die Grenzen ihres Tuns. Im Kleinen, wenn es doch mal mit dem Auto zum Schwimmtraining geht, weil das Wetter schlecht ist, wie im Großen, wenn ein Flug zu einem Wettkampf mal nicht kompensiert wird. „Ich kann nicht jeden Flug kompensieren, das ist auch eine Geldsache“, sagt Simon: „Aber ich kompensiere eher einen Flug, als mit dem Geld zweimal feiern zu gehen.“

Nachhaltiges Handeln ist eben auch eine Einstellungssache – am Ende muss jede beziehungsweise jeder mit sich selbst im Reinen sein. Strengen sich alle ein bisschen an, leben wir alle ein bisschen grüner. „Jeder Einzelne sollte sich nicht zu sehr geißeln und 100 Prozent einsparen wollen“, sagt Michelle: „Wenn jeder 30 Prozent einspart, wäre das schon sehr viel wert.“ Für den Schnee in der Fränkischen Schweiz, die große Welt und den Triathlon.