"War zu fertig, eine After-Race-Party zu feiern"
Früher habe ich die Saisonpause genutzt, um Radrennen zu fahren, weil ich die Füße nicht stillhalten konnte. Diesmal habe ich viel für die Schule gemacht
Justus, seit Mitte dieser Woche trainierst du wieder. Wie hast du die zehn Tage Saisonpause genutzt?
Früher habe ich die Saisonpause genutzt, um Radrennen zu fahren, weil ich die Füße nicht stillhalten konnte. Diesmal habe ich viel für die Schule gemacht (Justus schließt das Gymnasium im kommenden Jahr ab, Anm. d. Red.). Und ich habe es genossen, ausschlafen zu können und mal nicht jeden Tag um sieben Uhr morgens in der Schwimmhalle zu stehen. Aber ich freue mich drauf, dass das nun wieder ansteht.
Wie schwer fällt es, wenn eine Saison bis in den November andauert?
Es war schon eine sehr lange Saison, die sich durch die Verlegung der WM auf Anfang November (die Junioren-WM war eigentlich für Mitte Oktober auf den Bermudas geplant, wurde wegen hoher Coronafallzahlen vor Ort allerdings verlegt, Anm. d. Red.) noch länger gezogen hat. Ich habe irgendwann den Zeitpunkt erreicht, an dem ich mich auf die Saisonpause gefreut habe. Vor allem weil es nur noch um das Halten der Form ging und ich auch wusste, dass meine nationalen Konkurrenten schon wieder in die Vorbereitung auf die Saison 2022 eingestiegen sind und dadurch einen Vorteil haben.
Es war dein letztes Junioren-Jahr. Hast du Respekt vor dem Übergang in den U23- und Elite-Bereich?
Ich weiß, dass es nicht einfach wird und dass ich nicht zu viel erwarten darf. Aber Beispiele wie Simon Henseleit, der in Quarteira gerade Dritter in einem Europacup-Rennen geworden ist, geben mir Zuversicht, dass ich das eine oder andere Ziel erfüllen kann.
Was sind deine Ziele für 2022?
Ich bin motiviert, in der Elite zu starten und will im kommenden Jahr möglichst gute Platzierungen bei Continentalcup-Rennen erreichen. Vielleicht ist gegen Ende der Saison schon ein erster Weltcupeinsatz möglich.
Wir sind gespannt, ob dir das gelingt. Dieses Jahr hast du uns durchaus überrascht, dich für zwei internationale Meisterschaften qualifiziert.
Damit habe ich auch nicht unbedingt gerechnet. Ich bin es aus dem Radsport gewohnt, dass ich vor jeder Saison Zielzettel schreibe. Das habe ich auch im Triathlon mit Oskar (Tiex, sein Trainer, Anm. d. Red.) so beibehalten. Ich habe vor der Saison einen DIN-A4-Zettel mit Ist-Werten und einen DIN-A4-Zettel mit Wunsch-Werten geschrieben. In den vergangenen Tagen habe ich mal auf die Zettel geschaut. Bei den Wunsch-Zielen standen unter anderem Top-Ten-Platzierungen bei der Junioren-EM (Justus wurde Sechster, Anm. d. Red.) und –WM drauf.
Was du geschafft hast. Was stand bei den Ist-Zielen auf dem Zettel?
Ein Top-20-Ergebnis bei der EM und die Teilnahme an der WM.
2020 gab es kaum Wettkämpfe, davor bist du noch nicht international gestartet, dieses Jahr aber voll durchgestartet. Worauf ist dein starkes Jahr 2021 zurückzuführen?
Darüber haben Oskar (Oskar trainiert Justus seit er vor rund viereinhalb Jahren mit dem Triathlon begann, erst als Landestrainer in Sachsen und nun am Bundesstützpunkt in Potsdam, Anm. d. Red.) und ich uns gerade auch erst unterhalten, uns gefragt, was wir richtig gemacht haben. Ich habe mich in den vergangenen Jahren kontinuierlich entwickelt, was oft so ist, wenn man in einer Sportart noch nicht so lange dabei ist. Dieses Jahr bin ich das erste Mal verletzungsfrei geblieben. Ich habe von August 2020 bis zur Junioren-WM ohne einen freien Tag durchtrainieren können.
Wie schwierig war dann der Tag nach dem WM-Rennen, also der erste freie Tag nach rund 15 Monaten?
(lacht) Normalerweise hätte ich nach einem WM-Rennen eine After-Race-Party gefeiert. Diesmal war ich einfach nur fertig. Ich bin um 20 Uhr ins Bett gegangen, habe den Kopf ausgeschaltet, bin sofort eingeschlafen und habe mich gefreut, dass ich endlich mal einen Tag freihaben werde.
Du warst direkt nach der WM mit deinem Abschneiden nicht ganz zufrieden. Wie sieht das mit ein bisschen Abstand aus?
Die ersten paar Tage waren schwer, weil ich nur einen Gedanken hatte: Ich war in einer Vierergruppe, in der es um zwei Medaillen (Silber und Bronze, Anm. d. Red.) ging – und habe abreißen lassen. Das hat extrem wehgetan. Ich musste kurz vor dem Ende der Radstrecke abbremsen, um einen Sturz zu verhindern. Es hat viel Kraft gekostet, das Loch wieder zu schließen. Die Kraft hat am Ende auf der Laufstrecke gefehlt.