„Man kann mehr schaffen, als man sich zutraut“
Es pusht mich und gibt mir sehr viel Motivation, wenn ich sehe, mit wie viel Spaß, Ehrgeiz und Freude andere Athleten die Sportart absolvieren, die ich so sehr liebe.
Patrick, wie hast du die Großveranstaltung „Die Finals“ wahrgenommen?
Es war ein tolles Wochenende in Berlin. Ich bin ein echter Fan dieser Idee. Solch eine Veranstaltung ist in meinen Augen die einzige Chance, wenigstens für ein Wochenende dem Fußball ein bisschen die Show zu stehlen und Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb war ich auch gerne dazu bereit, meine Bekanntheit und meinen Namen zu nutzen und meinen Sport, der mir so viel gegeben hat, mit meinem Start zu unterstützen.
Der Wettbewerb war für dich auch eine Rückkehr zu alten Wurzeln. Bis 2015 bist du regelmäßig in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga gestartet.
Die Triathlon-Bundesliga hat eine wichtige Rolle in meiner sportlichen Entwicklung hin zum Ironman-Weltmeister gespielt. Ich habe viele positive Erinnerungen, habe mit dem EJOT Team TV Buschhütten ja auch zweimal den Deutschen Meistertitel gewonnen. Es ist toll zu sehen, wie positiv sich die Bundesliga in den vergangenen vier Jahren entwickelt hat. Es hat Spaß gemacht, mit der jungen Mannschaft vom Triathlon Team DSW Darmstadt zu starten. Ich habe mir im Einzelranking eine Position um Platz 20 zugetraut. Das habe ich ja auch erreicht.
Hast du besondere Erinnerungen an deine Einsätze in der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga?
Ich erinnere mich gerne an ein Rennen am Schliersee, als ich als Erster über den Spitzingsattel gefahren bin. Das war schon ein besonderes Gefühl. Generell liefen die Rennen am Schliersee meistens gut für mich.
Wie sehr verfolgst du noch die Rennen auf der Kurzdistanz?
Sehr. Mein Trainer (Faris Al-Sultan, Anm. d. Red.) ist ja mittlerweile auch Bundestrainer der Deutschen Triathlon Union. Da spricht man natürlich auch viel über die Athleten und die Rennen und tauscht sich aus. Faris hat sich durch seine Arbeit als Bundestrainer auch als Coach weiterentwickelt, was auch Auswirkungen auf mein Training hat. Das hat dadurch leichte Veränderungen erfahren.
Schaust du dir Rennen über kürzere Distanzen auch manchmal live an?
Das Bundesliga-Rennen im Kraichgau habe ich schon live gesehen. Das findet ja immer am Vorabend des Ironman 70.3 Kraichgau statt.
Die Bundesliga-Rennen dort starten am späten Abend. Am nächsten Morgen folgt dann schon der Start zum Ironman-70.3-Wettbewerb. Befindet man sich als Sportler da nicht schon in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung?
Ich schaue mir die Rennen gerne an. Es pusht mich und gibt mir sehr viel Motivation, wenn ich sehe, mit wie viel Spaß, Ehrgeiz und Freude andere Athleten die Sportart absolvieren, die ich so sehr liebe.
Und du bist anschließend nicht so voller Adrenalin, dass du danach nicht schlafen kannst?
Das geht schon (lacht).
Man sagt ja immer, die Masse der Athleten schaut zu ihren Idolen auf und versucht sich, von diesen möglichst viel abzuschauen. Kannst du auch umgekehrt noch etwas von Kurzdistanzlern lernen?
Natürlich kann ich auch von Kurzdistanzlern noch viel lernen. Nur weil ich Ironman-Weltmeister bin, heißt das nicht, dass ich von anderen Athleten nicht noch was lernen kann.
Hast du in deinen Zeiten auf der Kurzdistanz vom Olympiasieg geträumt?
Ja, ich habe aber auch schnell einsehen müssen, dass ich nicht das Talent dafür habe. Es - wie Jan Frodeno - zu schaffen, auf beiden Strecken so erfolgreich zu sein, ist schon die absolute Ausnahme. Mir war schnell klar, dass ich kein Olympiasieger werde. Ich war über die Kurzdistanz weit davon entfernt, ein Weltklasse-Athlet zu sein. Ich hätte damals auch nicht gedacht, dass ich zweimal die Ironman-WM gewinne. Aber mein Weg in den vergangenen Jahren zeigt auch, dass man mehr schaffen kann, als man sich vielleicht auch selbst zutraut oder erwartet.
Würdest du einen deiner beiden Titel bei der Ironman-WM gegen einen Olympia-Sieg auf der Kurzdistanz tauschen?
Ja, einen davon schon. Es ist schon etwas Besonderes, es - wie Jan Frodeno - geschafft zu haben, die beiden so unterschiedlichen Distanzen zu gewinnen. Und ein Olympiasieg ist etwas, wovon jeder kleine Junge träumt.
Du bist zweimaliger Hawaii-Champion. Du bist Sportler des Jahres. Aber du bist bei weitem nicht so bekannt wie etwa ein Profi-Fußballer. Siehst du dich trotzdem als ein Star?
In der Triathlon-Szene kennt mich inzwischen schon jeder. Aber darüber hinaus, wie zum Beispiel mit einem Profi-Fußballer, der ständig auf der Straße angesprochen wird, lässt sich das nicht vergleichen. Und ich muss auch sagen, dass es toll ist, wie es ist. Ich genieße Respekt, Bekanntheit und Anerkennung. Aber ich kann hier zwei Straßen weiter in Berlin unerkannt einkaufen gehen. Das kann ein Profifußballer nicht.
Was hat dir Triathlon gegeben – außer den Erfolgen?
Triathlon hat mir neben dem Erfolg viele Freundschaften und Bekanntschaften gegeben. Und die Möglichkeit, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen und viele Orte auf der Welt zu sehen, die ich ohne Triathlon niemals gesehen hätte.
Was würdest du machen, wenn du kein Triathlon-Profi geworden wärst?
Ich habe ja die Ausbildung zum Physiotherapeuten abgeschlossen und würde vermutlich in diesem Beruf arbeiten. Ich bin aber froh, dass es ist, wie es ist: Es gibt mir viel, mich jeden Tag in der Natur bewegen zu können und das zu tun, was meine Leidenschaft ist. Auch wenn ich abends oftmals ausgepowert nach Hause komme.
Im Idealfall bekommst ja dann du die Massage.
Ja. Es ist angenehmer massiert zu werden, als zu massieren (lacht).