"Habe mich die ganze Zeit gefragt: Wann kommt mein Bruder?"
Wenn ich im Wettkampf merke, dass mein Körper mitspielt, dann gibt mir das einen großen Motivationsschub und ich kann richtig Gas geben
Am vergangenen Sonntag hast du mit Rang zwei die beste Platzierung in einem Rennen der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga erreicht. Hast du mit einem Podiumplatz gerechnet?
Es war ein schöner Erfolg. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell schwimme und so schnell Rad fahre. Ich habe richtig gut in den Wettkampfmodus geschaltet und es hat zwischendurch sogar Spaß gemacht.
Spaß, obwohl bei dem Rennen unter anderem auf dem Rad der Anstieg zum Spitzingsattel mit 350 Höhenmetern zu überwinden war.
Beim zweiten Wechsel habe ich gemerkt, dass ich zu einigen guten Athleten doch einen recht großen Vorsprung herausgefahren habe. Beim Laufen habe ich mich nicht mehr ganz so frisch gefühlt.
Das ging vermutlich vielen so.
Stimmt, wir waren sicherlich alle müde. Als ich nach der Hälfte der Laufstrecke noch 45 Sekunden Vorsprung auf Rang drei hatte, war mir klar, dass die Chance groß ist, Zweiter zu werden. Die Chance wollte ich dann auch nutzen.
Du bist vor deinem Bruder David, der als sehr guter Radfahrer gilt, auf dem Spitzingsattel angekommen. Sind jetzt die Fronten bei den Breinlingers geklärt?
(lacht) Es gab viele, die vermutet haben, dass David seine Stärke auf dem Rad ausspielt. Das hat er ja auch. Als Dritter in die Wechselzone zwei zu kommen, ist richtig gut für. Beim Anstieg sind mir die ganze Zeit zwei Dinge durch den Kopf gegangen. Erstens: Es ist verdammt hart. Zweitens: Wann kommt David?
Hat dir der Erfolg Selbstvertrauen gegeben?
Wenn es so lange im Training so schlecht läuft und man nicht weiß, was los ist, dauert es seine Zeit, bis man wieder Vertrauen in den Körper bekommt. Das Podium war cool, aber ich habe noch nicht das Gefühl, dass wieder alles zu 100 Prozent in Ordnung ist
Du hast seit März immer wieder Kopfschmerzen, die dich daran hindern, dich im Training voll zu belasten. Wie können wir uns dein Training vorstellen?
Ich habe fast keine Tempoläufe gemacht, ab und an mal Intervalle auf dem Rad, nichts schnelles im Wasser. Von den Kilometern in der Woche und den Stunden, die ich trainiert habe, macht sich das fast nicht bemerkbar im Vergleich zu „normalen Zeiten“. Aber ich mache fast nur Grundlagentraining.
Dafür sind die Wettkampfergebnisse richtig gut.
Das hat mich selbst ein bisschen überrascht. Ich mache seit Jahren Triathlon auf höchstem Niveau, zehre vermutlich davon und dem Training im Winter. Und wenn ich im Wettkampf merke, dass mein Körper mitspielt, dann gibt mir das einen großen Motivationsschub und ich kann richtig Gas geben.
Ich weiß, dass ich mich im Laufen noch weiter steigern muss im internationalen Vergleich. Es ist natürlich schade, dass das derzeit nicht geht.
Der Weltcup in Pontevedra ist dein erster richtiger internationaler Einsatz 2022, wenn man den Start während des Trainingslagers in Namibia Anfang des Jahres beim Africa-Cup in Swakopmund mal außer Acht lässt. Mit welchen Erwartungen gehst du in das Rennen?
Wenn ich mich danach richtig kaputt fühle, bin ich zufrieden (lacht). Sollte ich mich im Wettkampf gut fühlen, will ich Punkte für die Weltrangliste sammeln. Eine konkrete Platzierung habe ich mir nicht vorgenommen.
Bei der EM in München bist du nicht am Start. Es stehen dieses Jahr allerdings noch einige Rennen im Wettkampfkalender, unter anderem dein Lieblingsrennen.
(lacht) In Karlsbad bin ich auf jeden Fall am Start (Jonas belegte in Karlsbad 2020 Rang acht, seine beste Platzierung im Weltcup, Anm. d. Red.) und zwei Wochen vorher auch beim Weltcup in Bergen. Wenn diese beiden Wettbewerbe gut laufen, geht die Saison für mich auf jeden Fall noch weiter.