"Hat sich noch nie in meinem Leben so gut angefühlt"

Nora Lanzerath ist im Vorjahr überraschend Deutsche Meisterin der Jugend A geworden und hat zudem ein vielversprechendes Debüt in der 1. Triathlon-Bundesliga gegeben. Wir haben mit der 16-Jährigen über einen unerwarteten Erfolg, einen durchgetakteten Alltag und ein Foto mit einem Star gesprochen. 

2024 Hannover Nora Lanzerath
2024 Jena Nora Lanzerath
Es war erst einmal krass, sie live zu sehen und nicht nur im Fernsehen oder auf Instagram
Nora Lanzerath

Nora, ich erreiche dich in einer Freistunde. Gehst du eigentlich auf ein Sportgymnasium? 

Nein, auf eine normale Schule. Ich bin jetzt in der elften Klasse und habe noch eineinhalb Jahre bis zum Abitur.  

 

Wie kommst du mit der Belastung aus Schule und Leistungssport klar? 

Mein Tagesablauf besteht in der Regel aus Schule und Sport, das ist nicht immer einfach zu stemmen. 

Einmal die Woche habe ich erst zur zweiten Stunde Unterricht, da gehe ich morgens um sechs Uhr ins Schwimmbad. An allen anderen Tagen unter der Woche trainiere ich nachmittags zweimal, obwohl ich teilweise bis 15.30 Uhr Schule habe. 

 

Geht es dann direkt von der Schule ins Training? 

Ich gehe erst kurz nach Hause zum Essen. Dann folgt die erste Einheit. Die zweite ist dann in der Regel Schwimmen und startet gegen 18, 19 Uhr. Anschließend geht es nach Hause zum Essen und dann ins Bett. 

 

Bist du manchmal neidisch auf Gleichaltrige, die einen weniger durchgetakteten Alltag haben? 

Wenn der Schulalltag sehr anstrengend ist, manchmal schon. Aber der Sport macht ja auch viel Spaß, und ich habe Ziele, auf die ich hinarbeite. 

 

Welche Ziele sind das? 

Ich würde mich dieses Jahr gerne für eine internationale Meisterschaft im Nachwuchsbereich qualifizieren. Es wäre toll, so etwas mal mitzuerleben.  

Langfristig ist Olympia das große Ziel. Ich würde den Leistungssport gerne zu meinem Beruf machen. Den eingeschlagenen sportlichen Weg so weitergehen zu können, wäre ein Traum. 

 

2024 hast du lange mit körperlichen Problemen kämpfen müssen. 

Ich war ziemlich lange krank, wusste jedoch nicht genau warum. Ich hatte über einen Zeitraum von Monaten immer wieder Halsschmerzen und habe deswegen mehrfach im Training pausieren müssen. 

 

Hast du die Ursache herausgefunden? 

Nein, bislang nicht. Es gab die Vermutung stillen Reflux, aber das hat eine Magenspiegelung nicht bestätigt. Ich habe manchmal mit Übelkeit beim Training zu kämpfen. Die Sache ist nicht ausgestanden, aber im Großen und Ganzen kann ich ordentlich trainieren. 

 

Trotz der Probleme bist du im Vorjahr Deutsche Meisterin der Jugend A geworden. Wie war das möglich? 

Ich habe mit diesem Erfolg überhaupt nicht gerechnet. Ich bin mit dem Ziel an den Start gegangen, eine Top-15-Platzierung zu erreichen, um im NRWTV-Kader zu verbleiben. Ich hatte wenig Druck, dachte, es kommt, wie es kommt. 

 

Dann hat die Rennsituation dazu geführt, dass du beim Rad den Anschluss zur ersten Gruppe herstellen konntest. 

Und dann lief es beim Laufen auf einmal so gut. Es hat sich noch nie in meinem Leben so gut angefühlt. Mir war auch egal, ob mich noch jemand einholt, weil ich wusste, es ist so oder so ein gutes Rennen gewesen. 

 

Aber es hat dich niemand mehr eingeholt. Wie hat sich der Titelgewinn angefühlt? 

Ich konnte es gar nicht glauben und kann es bis heute nicht wirklich beschreiben. Aber ich habe mich natürlich extrem gefreut. 

 

Ein zweites Highlight 2024 war dein Bundesliga-Debüt in Hannover. 

Aufgrund der vielen großen Namen im Feld war ich mega aufgeregt. So aufgeregt wie noch nie zuvor. Dabei hätte ich mir eigentlich keinen Druck machen müssen. 

Im Nachhinein war es ein großartiges Erlebnis, dass ich zumindest ab dem Radfahren auch genießen konnte. Vor allem der Zieleinlauf war etwas Besonderes, da waren ja plötzlich Athletinnen wie Laura Lindemann (Olympiasiegerin in der Mixed Relay, Anm. d. Red.) im Zielbereich. 

 

Hast du da freundlich gegrüßt oder duckt man sich da als junge Athletin eher weg? 

Es war erst einmal krass, sie live zu sehen und nicht nur im Fernsehen oder auf Instagram. Drei andere Mädels und ich haben dann sogar ein Foto mit ihr gemacht. 

 

Du bist 29. in der Bundesliga-Wertung geworden. Nicht schlecht für ein Debüt. 

Ich bin sehr zufrieden, es war schon ein starkes Feld. Ich hoffe, dass ich dieses Jahr meine Platzierung noch etwas verbessern kann. 

 

Du bist über deinen Vater zum Ausdauerdreikampf gekommen. Ist Triathlon bei euch Familiensport? 

Mein Papa hat früher auch Wettkämpfe absolviert, war auch jahrelang als Trainer aktiv und ist ein wichtiger Ansprechpartner für mich, weil er viel Erfahrung hat. Meine Mama ist nicht so im Triathlon-Game drin, aber sie unterstützt mich sehr. 

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@triathlondeutschland.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.