„Als Erster in die Alster zu springen, war Wahnsinn“
Ich will mich in der WTS-Serie etablieren, sodass ich jedes Rennen dabei bin. Und irgendwann will ich dann soweit sein, dass ich um Top-Ten-Plätze mitkämpfen kann.
Valentin Wernz (Saarbrücken) hat am Sonntag mit der deutschen Nationalmannschaft in Hamburg Silber bei der Mixed-Relay-WM gewonnen. Am Vortag belegte er Rang 19 im Rennen der World Triathlon Series (WTS). Wir haben mit dem 24-Jährigen über die Bedeutung des Erfolges, seinen persönlichen Fanclub und Top-Ten-Ergebnisse in WTS-Wettbewerben gesprochen.
Valentin, Glückwunsch zu WM-Silber. Welche Bedeutung hat die Medaille für dich?
So richtig glauben kann ich das noch nicht. Es bedeutet mir und dem gesamten Team natürlich enorm viel. Gerade im Hinblick auf die Olympia-Qualifikation waren vor allem die Punkte super wichtig. Ich denke, der Staffel ist der Platz jetzt so gut wie sicher. Außerdem zeigt die Medaille, dass wir allesamt auf dem richtigen Weg sind.
Wie hast du selbst das Rennen erlebt?
Als Laura (Lindemann, Anm. d. Red.) in Führung liegend auf die letzte Laufrunde ging, wusste ich, dass ich es von vorne machen muss. Als Erster in die Alster zu springen, war schon Wahnsinn. Auf dem Rad hatte ich alleine keine Chance gegen die Verfolger, die sich schnell einig waren. Beim Laufen hatte ich leider - wie schon im Einzelrennen - nicht meinen besten Tag. Nina (Eim, Anm. d. Red.) hat die kleine Lücke aber überragend geschlossen und was Justus (Nieschlag, Anm. d. Red.) dann abgeliefert hat, war einfach stark.
Wann warst du dir sicher, dass es für Edelmetall reicht?
Als Justus in Führung liegend auf die Laufstrecke gegangen ist und die Verfolger mit 20 Sekunden Rückstand in die Wechselzone kamen.
Wie sehr haben die Zuschauer euch unterstützt?
Die Stimmung war schon super, das hat uns alle nochmal extra gepusht. Leider war der Start sehr früh und das Wetter nicht optimal. Trotzdem war die Stimmung einmalig und hatte sicherlich einen Einfluss auf unser starkes Ergebnis.
Was macht eigentlich mehr Spaß: Einzel- oder Teamrennen?
Teamrennen. Jeder gibt sein Bestes für den maximal möglichen Erfolg der Staffel. Wenn das gut klappt, ist die Freude über ein gutes Rennen am größten.
Was magst du an dem Mixed-Relay-Format?
Es ist richtig viel Action, kurze Distanzen, auf denen richtig viel passieren kann, weil der kleinste Fehler große Auswirkungen haben kann.
Du hast schon mehrfach gute Rennen im Supersprint gezeigt. Liegt dir diese Distanz besonders?
Für die Olympische Distanz fehlt mir noch etwas die Substanz. Je kürzer die Distanz, umso mehr kommt mir das derzeit entgegen.
Am Samstag bist du 19. geworden. Es war dein mit Abstand bestes WTS-Ergebnis.
Platz 19 ist in Ordnung. Für meinen ersten Start in Hamburg ist das Ergebnis absolut okay. Wenn ich ein bisschen schlauer gelaufen wäre, wäre sicherlich noch ein bisschen mehr gegangen.
Du klingst ein bisschen, als wärst du mit der Platzierung nicht wirklich zufrieden.
Die Platzierung ist gut. Aber mit meiner Leistung bin ich nicht 100 Prozent zufrieden, weil ich weiß, dass ich noch mehr im Tank habe.
Was sind deine Ziele für die kommenden Jahre in Bezug auf WTS-Rennen?
Ich will mich in der Serie etablieren, sodass ich jedes Rennen dabei bin. Und irgendwann will ich dann soweit sein, dass ich um Top-Ten-Plätze mitkämpfen kann.
Dein Nationalmannschaftskollege Justus Nieschlag ist hier in Hamburg Siebter geworden. Ist das so ein Ergebnis, das du bald auch erreichen willst?
Ich denke schon, dass ich das Potential dafür habe. Justus hat, was WTS Rennen anbelangt, deutlich mehr Erfahrung als ich. Wenn ich mich auf dem Rad noch ein bisschen verbessere und das dann die Laufleistung positiv beeinflusst, kann ich solche Ergebnisse auch hinbekommen.
Du hattest einen persönlichen „Fanclub“ in Hamburg. Als du beim Radfahren an der Spitze lagst, ist es hier im Zielbereich richtig laut geworden.
Meine Eltern, mein Bruder, meine Cousine und meine Freundin (Annika Koch, Anm. d. Red.) waren auf der Tribüne. Dass ich plötzlich vor der ersten Gruppe fuhr, war gar nicht beabsichtigt. Ich hatte es endlich durch das Feld nach vorne geschafft, habe eine Kurve gut genommen und dann war plötzlich eine Lücke da. Ich habe mich aber gleich wieder einholen lassen, um Kraft zu sparen. Alles andere wäre sinnlos gewesen.
Wie schwierig ist es, sich in einer großen Radgruppe, in der eigentlich alle vorne fahren wollen, zu behaupten?
Man muss sich durchsetzen können und muss wissen, wo man Kraft investieren muss, um sich gut zu platzieren, und wo man Kraft sparen kann. Das lernt man mit der Zeit und zunehmender Rennerfahrung.
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