Marco Slotosch, das Stehaufmännchen

Marco hat in seinem Leben einige gesundheitliche Rückschläge erlebt. In den Sport kehrte er immer wieder zurück. Auch wenn es manchmal schon fast ein Wunder war. Er startet weiterhin bei Triathlonwettkämpfen und will junge Menschen vor seinen eigenen Fehlern bewahren.

Marco Slotosch
Ich war fett und rund, nicht in der Lage, 400 Meter zu joggen, ohne zusammenzubrechen.
Marco Slotosch
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Marco Slotosch

„Manchmal“, sagt Marco Slotosch, „kommt mir das alles vor wie in einem Märchen.“ Mit alles meint er die vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Die Zeit, in der er 130 Kilogramm wog, sich fast nicht mehr bewegen konnte. Die Zeit, in der er zum Sport fand, viele Triathlonwettkämpfe absolvierte, sogar eine Langdistanz schaffte. Und die Zeit, in der er zwischenzeitlich mit dem Tod rang.

Doch der Reihe nach.

„Ich war fett und rund, nicht in der Lage, 400 Meter zu joggen, ohne zusammenzubrechen.“ So urteilt Marco, mittlerweile, 44 Jahre, über sich als 29-Jährigen. Und dann kamen noch diese Rückenschmerzen hinzu. Er ging zu einem Arzt. Der Arzt sagte: Bandscheibenvorfall. Es sei eine Versteifung der Wirbelsäule nötig. Er sagte auch, dass es rund ein halbes Jahr bis zu dem OP-Termin dauern werde.

Marco, damals 130 Kilogramm schwer, der sich aufgrund der Schmerzen nicht mehr richtig bewegen konnte („Ich bin mehr gekrochen als gegangen“), musste also warten. Die Zeit, die er warten musste, nutzte er. Schon am Tag nach dem Arztbesuch ging er ins Schwimmbad, 50 Meter von seinem Wohnort (er lebte damals in den USA) entfernt. Er hatte irgendwo gelesen, dass Schwimmen gut bei Bandscheibenproblemen sei. „Am Tag danach ging es mir besser.“ Also ging Marco wieder schwimmen. Es ging ihm wieder besser. So ging das, ein halbes Jahr lang. Am Tag vor der geplanten Operation suchte Marco seinen Arzt auf. Am Ende des Gespräches sagte der Arzt nicht: „Wir sehen uns morgen für die Operation.“ Am Ende des Gespräches sagte der Arzt: „Egal wie Sie es gemacht haben, machen Sie weiter so.“

Anstatt am nächsten Tag in das Krankenhaus für die Operation zurückzukehren, meldete sich Marco in einer Rückenschule an. Zu Beginn machte er noch einfache Übungen. Bald war es richtiges Krafttraining. Er bekam Muskeln, viele Muskeln. Die verbargen sich jedoch größtenteils unter dem Körperfett. Bis ihm jemand den Tipp gab, zusätzlich zum Kraft- auch Ausdauertraining zu absolvieren („Das Fett muss weg“). Marco begann mit Spinning, fünfmal die Woche („Ich wusste vorher nicht mal, was das ist“). In den nächsten drei Monaten nahm er 15 Kilogramm ab.

Im Juni 2008, zwei Jahre, nachdem er beim Arzt saß und nur noch den Ausweg Operation aufgezeigt bekam, beschloss er, einen Triathlon zu absolvieren. Die Entscheidung, die sein Leben einschneidig verändern sollte, verlief so:

Ein Freund sagte: „Du schwimmst, du machst Spinning, du läufst. Dann kannst du auch einen Triathlon absolvieren."

Marco entgegnete: „Triathlon ist doch nur etwa für super Athleten.“

Er fuhr nach Hause, dachte darüber nach. Er fühlte sich nicht als super Athlet. Ein Fahrrad bestellte er trotzdem. Es sollte sein erstes Rad seit seiner Jugendzeit werden.

Bei seinem ersten Wettkampf belegte er gleich Rang zwei. Das lag auch daran, dass es in den USA, wo er den Wettbewerb absolvierte, nicht nur Altersklassen, sondern auch Gewichtsklassen gibt. Aber dieser zweite Rang motivierte Marco ungemein: „Es war der Startpunkt meiner Triathlonkarriere.“ Probleme mit dem Rücken hatte er keine mehr.

Dafür andere Probleme. Marco hatte in den vergangenen 15 Jahren vier schwerere Fahrradunfälle. Nach dem ersten, nur zwei Monate nach dem ersten Wettkampf, lag er mit einem Schädel-Hirn-Trauma und einer angebrochenen Halswirbelsäule eine Woche im Koma. Der Fahrradhelm war beim Sturz zerbrochen. „Der Arzt hat damals zu mir gesagt: Wenn ich nicht so trainiert gewesen wäre, hätte ich es nicht überlebt.“

Er solle mit dem Sport kürzertreten, bekam Marco gesagt. Marco setzte sich über den ärztlichen Rat hinweg. Er wollte seinen Weg („Die ersten 30 Jahre habe ich nicht auf meinem Körper geachtet, jetzt will ich ihm 30 Jahre etwas Gutes tun, um auch mit 60 noch fit zu sein“) fortsetzen. Triathlon war, neben der Familie, die notwendige Motivation, um gesund zu werden.

Am 5. August 2012, auf den Tag genau vier Jahre nach dem schweren Fahrradunfall, absolvierte er seine erste Langdistanz: „Es war ein einmaliges Erlebnis, ein Wunder.“

Marco startet noch immer regelmäßig bei Wettkämpfen, auf kurzen Strecken. Vielmehr liegt ihm mittlerweile jedoch die Nachwuchsarbeit am Herzen. Er hat die C-Trainer-Lizenz abgelegt, ist im Verein aktiv und auch in der Schleswig-Holsteinischen Triathlon-Union. „Ich habe so viel erlebt in meinem Leben, so viele Tiefpunkte. Ich kann viel weitergeben und den einen oder anderen jungen Menschen vielleicht vor ähnlichen Fehlern bewahren“, sagt Marco.

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