„Ernährung ist nicht der super Sprit für den Tank“
Das Ungesunde sind nicht einmal hohe Trainingsumfänge an sich. Das Ungesunde ist oftmals der Weg dahin.
Casper, mit Blick auf das Thema Gesundheit, liegen ernsthafte Probleme vor.
Weltweit sind ein Drittel aller über 15-Jährigen körperlich inaktiv. Bei Frauen sieht es noch etwas schlimmer aus als bei Männern. In Deutschland sind über 50 Prozent der Erwachsenen und ein Viertel der Heranwachsenden übergewichtig. Jedes drittes Kind in Deutschland hat nicht ausreichend Bewegung.
Das war früher anders.
Anfang des 20. Jahrhunderts sind die Menschen pro Tag noch etwa 20 Kilometer gegangen. Heute bewegt sich ein Mensch im Durchschnitt weniger als einen Kilometer am Tag. Das ist kaum vorstellbar. Aber es ist leider so. Es trifft den Triathlon nicht, aber für die Gesellschaft an sich ist es wirklich ein ernsthaftes Problem. Körperliche Inaktivität ist mittlerweile der vierthäufigste Risikofaktor für die globale Mortalität bzw. Sterblichkeit.
Daher ist Ausdauersport umso wichtiger.
Ausdauersport verbessert beispielsweise den Stoffwechsel und fördert die Durchblutung. Schon moderater Ausdauersport sorgt für Erfolge. Und wenn wir über Ausdauersport reden, reden wir über Schwimmen, Radfahren und Laufen. Das sind Sportarten, die jeder machen kann. Jemand, der 140 Kilogramm wiegt, sollte vielleicht nicht unbedingt Fußball spielen. Das ist für seine Kniegelenke nicht gut. Aber Walken, Wandern oder Nordic Walking kann man auch mit 140 Kilogramm.
Wann ist Ausdauersport nicht mehr gesund?
Zu schnelle Steigerungen von Umfang und Intensität können zu Überbelastung und in der Folge zu Verletzungen führen. Das Ungesunde sind nicht einmal hohe Trainingsumfänge an sich. Das Ungesunde ist der Weg dahin, wenn die Steigerungen nicht in langsamen Stufen erfolgen, sondern sehr schnell von sich gehen. Ausdauersportarten sind dazu prädestiniert, dass Athlet*innen bei Umfängen und Intensität übertreiben und sich damit überlasten.
Eine feste Regel, wann Ausdauersport nicht mehr gesund ist, gibt es jedoch nicht. Gesund ist es sicherlich nicht, wenn Athlet*innen beispielsweise mehr als drei Langdistanzen pro Jahr absolvieren. Dabei geht es vor allem um die Marathonläufe zum Abschluss, die für einen Körper eine enorme Herausforderung darstellen.
Heißt Verletzung gleich Sportverbot?
Nein, das ist ja das Fantastische am Triathlon. Habe ich eine Verletzung an den unteren Extremitäten, also zum Beispiel eine Stressfraktur, kann ich nicht laufen. Aber mir bleiben noch zwei weitere Sportarten. Ein Sportverbot ist in solch einem Fall meist unnötig und man sollte in solch einer Phase nicht denken: jetzt darf ich ja gar keinen Sport mehr machen. Das wäre sogar kontraproduktiv.
Wichtig ist, dass man sich die Zeit lässt, um eine Verletzung auszukurieren und dass man sportmedizinische Beratung in Anspruch nimmt. Man sollte nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern versuchen, die Zeit zu nutzen, um an Defiziten in anderen Bereichen zu arbeiten.
Wie ist das bei Erkrankungen?
Da gilt ganz klar: wer krank ist, trainiert nicht. Vor allem virale Infekte sind eine große Gefahr. Wer da nicht vorsichtig ist, riskiert eine Herzmuskelentzündung oder Ähnliches. Krankheitsphasen sind nicht schön. Aber man muss sie respektieren.
Verletzungen lassen sich mit Gesundheitsprophylaxe und Prävention vorbeugen.
Gesundheitsprophylaxe und Prävention sollten im Training eine große Rolle einnehmen, um das Verletzungsrisiko zu senken. Im Bereich der Athletik und der Kraft kann jede*r Athlet*in einiges machen, um zum Beispiel die Sehnenansätze zu stärken. In diesem Bereich besteht für Triathlet*innen immerhin eine große Verletzungsgefahr.
Welchen Stellenwert nimmt Sport, vor allem Ausdauersport, mittlerweile bei Erkrankungen wie Krebs ein?
Wir wissen, dass Bewegungsmangel ein Risikofaktor für viele Erkrankungen und auch für psychische Probleme ist. Auch in der Therapie wird Sport mittlerweile bei vielen Erkrankungen genutzt. Hier wird gerne auch auf Ausdauersportarten zurückgegriffen: also auf Schwimmen, Radfahren und Laufen.
Kann ich meine Leistungsfähigkeit durch gesunde Ernährung erhöhen?
Das Thema Ernährung ist nicht der super Sprit für den Tank. Es geht bei dem Thema Ernährung vielmehr darum, etwas Vernünftiges im Tank zu haben. Ernähre ich mich ungesund, wird meine Leistungsfähigkeit negativ beeinflusst. Ernähre ich mich gesund, ist dies ein wichtiger Basis-Baustein für die Leistungsfähigkeit und Regeneration. Ich kann diese durch Ernährung nicht über das physiologische Maß hinaus nicht erhöhen. Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung. Es gibt für gesunde Menschen mit „normalen“ Essgewohnheiten erst einmal keine Notwendigkeit, so etwas zu nehmen.
Ist Ernährung ein Thema, das von vielen Athlet*innen unterschätzt wird?
Ja, auf jeden Fall. Gesunde und ausgewogene Ernährung ist etwas, was häufig in der Praxis nicht optimal funktioniert. Und wir reden hier über Basics.
Wie oft sollte ich mich als Athlet*in von einem Arzt oder einer Ärztin durchchecken lassen?
Einmal im Jahr. Es gibt Länder, zum Beispiel Italien, da ist ein Gesundheitszeugnis in abgespeckter Form Pflicht, wenn ich an großen Radtouristikfahrten teilnehmen möchte.
Athlet*innen, die sich auf eine Langdistanz vorbereiten, investieren so viel Zeit, so viel Aufwand und so viel Material in die Vorbereitung. Da sollte ich vorher auch mal einen Arzt aufsuchen. Ihr Rad lassen sie ja auch durchchecken. Viele Athlet*innen halten sich für unzerstörbar, es heißt ja nicht umsonst Ironman. Eine solche sportmedizinische Grunduntersuchung dient dem Schutz der Gesundheit der Athlet*innen.