"Derzeit fällt es mir schwer, mich in den See zu stürzen"

Olaf Geserick gehört zu den erfolgreichsten deutschen Altersklassen-Athlet*innen. Wir haben mit dem 52-Jährigen über Schwimmeinheiten im See bei knapp über null Grad, das Schwinden der Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter und Triathlon als Mittel zum Weltentdecken gesprochen.

olli.grimm@gmx.de
Olaf Geserick
Das Umziehen im Auto danach ist nicht gerade schön. Bei knapp über null Grad ist das unangenehm.
Olaf Geserick

Olaf, was macht das Schwimmtraining?

Bis Anfang Dezember bin ich regelmäßig im See geschwommen. Dann war ich zusammen mit meiner Lebensgefährtin (der Triathletin Kai Sachtleber, Anm. d. Red.) im Urlaub. Seitdem fällt es mir schwer, meinen inneren Schweinhund zu überwinden und mich in den See zu stürzen. Es ist nun ja nochmal kälter als im November.

Wie präparierst du dich für das Schwimmen im See?

Ich habe mir extra einen richtig guten Neoprenazug gekauft, trage eine Neoprenkappe, Handschuhe und Füßlinge. Die Handschuhe fixiere ich mit Bändern, das nicht so viel kaltes Wasser reinläuft. Die Hände und Füße werden trotzdem nach einer Weile kalt. Ansonsten ist mir nicht kalt während des Schwimmens.

Der unangenehmste Moment folgt vermutlich danach.

Das Umziehen im Auto danach ist nicht gerade schön. Bei knapp über null Grad ist das unangenehm.

Du hast in den vergangenen Jahren 15 Medaillen bei internationalen Meisterschaften gewonnen. Was treibt dich an?

Nicht nur der Erfolg. Erfolge sind toll, aber nicht alles. Ich bin gerne in der Natur unterwegs, sehe gerne viel von der Welt, mag es, neue Gegenden und Menschen kennenzulernen. Meine Lebensgefährtin und ich verbinden die internationalen Wettkämpfe immer mit Urlauben. Wir nutzen Triathlon, um die Welt zu entdecken.

Deinen ersten EM-Titel hast du vor zehn Jahren gewonnen. Bedeuten dir Erfolge so viel wie früher?

Nein, über den ersten internationalen Titel habe ich mich mehr gefreut. Aber ich freue mich noch immer über jeden Titel, jedes Podium. Nur vierte Plätze mag ich überhaupt nicht. Da werde ich lieber Fünfter.

Wird das Medaillensammeln irgendwann zur Sucht?

Bei mir nicht. Ich freue mich über Siege und Medaillen, aber ich kann auch nicht gewinnen. Wenn es nicht läuft, dann läuft es nicht.

Hast du eine Erklärung für deine vielen Erfolge?

Ich würde nicht sagen, dass ich mehr Talent als die anderen habe. Ich trainiere recht viel, vielleicht ist das das Geheimnis.

Du gehst in deine 37. Saison als Triathlet, hast über 300 Wettkämpfe absolviert. Wie viele Aufs und Abs hat es in der Zeit gegeben?

Ich hatte Phasen, in denen ich weniger oder keine Lust hatte. Aber die Motivation kommt immer wieder.

Gibt es in den fast vier Jahrzehnten Triathlonsport einen Wettkampf, der sich von den anderen abhebt?

Leistungsmäßig gibt es einen. Die Deutschen Meisterschaften über die Mitteldistanz 1991. Ich bin Sechster in der Gesamtwertung geworden, bin so schnell Rad gefahren wie niemals zuvor und leider auch nie mehr danach. Das war nahe dran am perfekten Wettkampf.

Hattest du mal den perfekten Wettkampf?

Ich hatte viele gute Wettkämpfe, auch einige sehr gute. Aber ich würde nicht sagen, ich hatte den perfekten Tag. Man findet immer eine Kleinigkeit, die man noch verbessern kann.

Wie ist es, wenn man mit dem Alter langsamer wird?

Es geht eigentlich, ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Gut ist, dass es nicht schlagartig, sondern ganz gemächlich passiert. Es ist natürlich schade, wenn man Zeiten vergleicht oder denkt, früher hast du Wettkampf x in der Gesamtwertung gewonnen. Aber ich trauere diesen Zeiten nicht hinterher. Ich versuche immer, das Beste herauszuholen, das in diesem Moment möglich ist.