"Das ist eine Chance, die ich so vermutlich nie wieder bekomme"

Dominik Beringer fiebert den Heim-Weltmeisterschaften in Hamburg Mitte Juli entgegen. Wir haben mit dem 33-jährigen Altersklassen-Athleten über eine eigentlich schon gelöschte, wichtige E-Mail, schlaflose Nächte vor Wettkämpfen und die Suche nach dem passenden Adjektiv gesprochen.

2023 Dominik Beringer
Die Nacht vor meinem ersten Wettkampf war furchtbar
Dominik Beringer

Dominik, zu deinem ersten Rennen für die Altersklassen-Nationalmannschaft wäre es beinahe gar nicht gekommen.

Die E-Mail mit der Anmeldebestätigung für die EM in Valencia 2021 ist im Unbekannt-Ordner meines Postfaches gelandet, und ich habe sie gelöscht. Erst am Abend dachte ich, vielleicht sollte ich doch noch mal genau schauen, vielleicht ist es keine Absage, wie nachmittags gedacht. Dann war es die Zusage für meinen ersten internationalen Start, und ich war natürlich sehr glücklich.

Beim Triathlon bist du allerdings noch nicht so lange dabei.

Das stimmt. Aber ich muss sagen: Triathlon ist eine super Sportart, der Respekt unter den Athletinnen und Athleten ist riesig. Es sind alles nette Leute, die sehr offen sind.

Bis 2014 war ich Fußball-Schiedsrichter. Ich habe damals Junioren-Bundesliga gepfiffen, war in der Regionalliga als Assistent im Einsatz und stand am Scheideweg, ob ich es in den Profisport schaffe – oder nicht.

Es ist mir leider nicht gelungen, und ich habe gesagt: Der Aufwand ist mir zu groß, vor allem weil ich zu dem Zeitpunkt auch ins Referendariat eingestiegen bin. Ich bin dann regelmäßig Radfahren und Laufen gegangen, irgendwann kam das Schwimmen dazu, und ich habe dann mein Debüt gegeben.

Wie lief’s?

Die Nacht vor dem Wettkampf war furchtbar. Ich habe ganz arg geschwitzt vor Aufregung und konnte kaum schlafen. Trotzdem war es ein guter Wettkampf, es hat viel Spaß gemacht. Es war sofort klar: das will ich wieder machen!

Deine Karriere hat dann recht schnell Schwung aufgenommen und 2021 folgte besagter erster Start für die Altersklassen-Nationalmannschaft.

Ich finde es super, dass man im Triathlon als Nicht-Elite-Athlet die Chance hat, im Nationaltrikot zu starten. Das ist etwas ganz Besonderes. Ich habe mir vor der EM in Valencia gesagt, probiere es doch mal und habe schnell gemerkt: Diese Wettkämpfe sind Highlights, das willst du regelmäßig machen.

Durch die internationalen Starts entwickeln sich auch Freundschaften, und das Tolle ist: man trifft sich immer wieder. In Valencia habe ich zum Beispiel einen Briten kennengelernt, den ich bei der EM 2022 in München wiedergesehen habe.

Wobei die Leistung für dich trotzdem eine große Rolle spielt.

Ich betreibe Triathlon derzeit mit einigem Aufwand und hätte in München bei der EM gerne abgeliefert, war mit Rang 32 in meiner Altersklasse nicht zufrieden. Allerdings war ich eine Woche vor den Meisterschaften noch Corona positiv. Im Endeffekt konnte ich froh sein, überhaupt starten zu können.

Ich muss sagen: Es war großartig, durch den Olympiapark zu laufen, selbst morgens waren schon sehr viele Zusehende da. Die Meisterschaften waren unvergesslich.

Nun steht mit Hamburg eine weitere internationale Meisterschaft im eigenen Land an.

Dazu fällt mir nur ein Adjektiv ein: gigantisch. Meine Eltern werden da sein, mein Frau, es wird grandios werden.

Zwei internationale Meisterschaften im eigenen Land innerhalb von elf Monaten sind nichts Alltägliches.

Das ist eine Chance, die ich so vermutlich nie wieder bekommen werde. München war überragend, und ich glaube, dass Hamburg dem in nichts nachstehen wird. Es wird ebenfalls ein super Triathlon-Spektakel werden.

Noch ist es fast ein halbes Jahr hin …

… aber es ist der Triathlon-Tag 2023, um den sich alles dreht. Es ist das große Ausrufezeichen in meinem Rennkalender. Ich würde in Hamburg gerne in den Top-10 landen, quasi Revanche für München nehmen.

Vor deinem ersten Wettkampf warst du sehr nervös. Hat sich das geändert?

Nein, überhaupt nicht (lacht). Vor dem Wettkampf in München habe ich auch sehr schlecht geschlafen. Ich vermute, dass es vor dem Rennen in Hamburg genauso sein wird. Generell muss ich mich morgens vor dem Wettkampf zwingen, etwas zu essen, es mir regelrecht reindrücken.

Und ich bin vermutlich der Athlet, der vor dem Rennen am häufigsten die Toilette aufsucht (lacht). Mit dem Startschuss ist die Nervosität dann zum Glück weg.

Anmeldungen für die Heim-WM sind noch bis zum 5. Mai 2023 hier möglich.

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Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@triathlondeutschland.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.