"Meine Fitness hat mir mein Leben gerettet"

Katjana Quest-Altrogge hat schon immer mit Leidenschaft  Sport getrieben, ging Schwimmen und mit ihrem Mann im Urlaub gerne Surfen und Skifahren. In ihrem Heimatort Lage gab es seit Mitte der 80er Jahre einen Triathlon. Durch ein Kneipengespräch wurde Katjana darauf aufmerksam. Sie nahm 1985 das erste Mal teil, gewann  – und ist seitdem Triathletin.

Katjana Quest-Altrogge
Katjana Quest-Altrogge
Ein Leben ohne Sport kann ich mir nicht vorstellen.
Katjana Quest-Altrogge

Anfang der 90er Jahre bist du dann sogar in der Elite-Klasse gestartet, hast 1992 den Titel der Deutschen Meisterin über die Mitteldistanz gewonnen.

Es war eine tolle Zeit. Aber das Niveau von damals ist nicht ganz mit dem heutigen Elite-Niveau zu vergleichen. Ich habe damals zehn Stunden die Woche trainiert und war Elite-Athletin. Triathlon galt noch als exotische Sportart. Es gab nicht die Trainingsbetreuung wie heute und nur wenige Trainingsgruppen. Man hat viel für sich selbst gemacht und an der Ausrüstung getüftelt. Mir als Individualistin hat das allerdings gut gefallen.

Heute ist die Förderung von Talenten viel gezielter. Hättest du das auch gerne gehabt?

Es gab damals auch schon internationale Wettkämpfe, für die man sich qualifizieren musste. 1990 ist mein Sohn auf die Welt gekommen, 1993 habe ich meine Tochter geboren. Die Familienplanung war mir zu dem Zeitpunkt wichtiger als die Karriere.

 

Katjana kehrte auch nach der Geburt ihres zweiten Kindes auf die Wettkampfbühne zurück. Seit Jahren startet sie für die Altersklassen-Nationalmannschaft der Deutschen Triathlon Union (DTU), war mittlerweile bei fast 20 internationalen Meisterschaften am Start.

Warum startest du so oft bei internationalen Meisterschaften?

Neben den Rennen an sich ist es für mich vor allem das Zusammensein mit anderen Sportler*innen und das Reisen zu interessanten Zielen. In den vergangenen Jahren hat sich eine Gruppe von Frauen zusammengefunden, mit einigen bin ich schon früher zusammen in der Bundesliga gestartet. Wir nennen uns die „Golden Girls“, sind eine nette Truppe geworden, tauschen uns auch außerhalb der Wettkämpfe aus. Vor Ort haben wir dann immer viel Spaß und bereiten uns gemeinsam auf die Wettkämpfe vor, um möglichst gut abzuschneiden. Denn ehrgeizig sind wir alle.

Was bedeuten dir Erfolge?

Wenn ich bei einer internationalen Meisterschaft auf dem Treppchen stehe, bedeutet mir das etwas. Früher hat es mir allerdings mehr bedeutet. Mittlerweile steht meine eigene Leistung im Vordergrund. In der Altersklasse hängt es auch davon ab, wie viele Konkurrentinnen am Start sind. Erreiche ich eine tolle Platzierung, es waren aber nur wenige Athletinnen dabei, kann ich das schon einordnen.

Gibt es in den rund dreieinhalb Jahrzehnten einen Wettkampf, an den du dich am liebsten zurück erinnerst?

Es gibt ein paar Highlights, wie zum Beispiel die beiden internationalen Meisterschaften in Lausanne und die Bundesligarennen am Schliersee. Die Radstrecke mit dem vier Kilometer langen Schlussanstieg war schon sehr speziell, gerade wenn man eher aus dem Flachen kommt (Katjana lebt in der Nähe von Bielefeld, Anm d. Red.).

 

Katjana ist quasi seit den Anfängen des Triathlonsports in Deutschland dabei, hat viele Entwicklungen und Veränderungen erlebt, viele Wettkämpfe absolviert. Auch jetzt, mit Mitte 50, ist der Triathlon noch ihre große Leidenschaft, sie trainiert fast jeden Tag.

Warum bist du dem Sport immer treu geblieben?

Ich finde Triathlon super abwechslungsreich. Und der Sport hilft mir, um fit zu bleiben. Ich hatte vor ein paar Jahren eine schwere Krebserkrankung. Ich hätte das ohne den Sport, ohne meine Fitness, ohne die durch den Sport erworbene Zähheit und Ausdauer nicht überstanden. Meine Fitness hat mir neben guten Ärzten mein Leben gerettet. Auch deshalb bin ich immer noch motiviert.

Du hast einiges mitgenommen aus dieser Zeit.

Für mich war es damals eine tolle Erfahrung, wie sehr sich meine Vereinskolleg*innen beim Krefelder Kanu Klub um mich gekümmert haben, mir beigestanden haben. Ich weiß nicht, ob das eine Besonderheit von Triathlon ist oder ob das in anderen Sportarten auch so ist. Mein Mann hat jedenfalls gesagt: Ich wusste gar nicht, dass du so viele Freund*innen hast.

Kannst du dir ein Leben ohne Triathlon vorstellen?

Wenn ich keinen Triathlon machen würde, würde ich einen anderen Sport machen. Biathlon zum Beispiel, wenn ich in den Bergen leben würde, außerdem bestreite ich auch Schwimm- und Laufwettbewerbe – Wettkämpfe sind für mich „das Salz in der Suppe“. Ein Leben ohne Sport kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Ich fühle mich gut, wenn ich Sport treibe. Treibe ich keinen Sport, fehlt mir etwas. Ich fühle mich dann seelisch nicht ausgeglichen und bin ungenießbar (lacht).

 

2020 absolvierte Katjana coronabedingt zum ersten Mal seit Jahren keinen Triathlon, nahm dafür an einem Traillauf teil. Sie hofft, dass dieses Jahr wieder mehr Wettkämpfe stattfinden können. Sie möchte noch bei vielen Rennen starten - auch wenn sich mit dem Alter das eine oder andere ändert. Ins Trainingslager etwa fährt Katjana schon seit Jahren nicht mehr.

Wieso?

Die Belastung eines Trainingslagers ist zu viel, ich vertrage das in meinem Alter nicht mehr. Ich kann die Intensität mal um 10 oder 20 Prozent steigern. Aber nicht um mehr. Ansonsten bekomme ich gleich irgendetwas: Knie, Rücken, werde krank. Vielleicht geht es im Trainingslager gut, aber dann bekomme ich danach die Quittung. Ich kann auch hier zu Hause im Lipperland sehr gut trainieren.

Was sich ebenfalls mit dem Alter geändert hat. Du bist auf dem Rad vorsichtiger geworden.

Je älter ich geworden bin, desto vorsichtiger fahre ich wenn es technisch anspruchsvoller wird. Vor allem wenn es bergab geht. Ich bin ängstlicher geworden. Das war ein schleichender Prozess, der so mit 45 begonnen hat. Es ist eine innere Blockade, aber es ist auch ein Gefühl, das einem sagt, dass es richtig ist, langsamer zu fahren. Und das ist gut so.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.