"Das gemeinsame Training mit meiner Tochter gibt mir sehr viel"

Dirk Strothmann ist einer von 33 Starterinnen und Startern der deutschen Altersklassen-Nationalmannschaft bei den Duathlon-Weltmeisterschafen in Viborg am Wochenende. Wir haben mit dem 52-Jährigen über das Teilen der Leidenschaft mit der Familie, schnelle Zeiten trotz steigenden Alters und ungewöhnliche Zielsetzungen gesprochen.

Dirk Strothmann
Von Mitte der 90er Jahre bis 2006 war ich in der Elite am Start, war 1997 Deutscher Duathlon-Meister auf der Kurzdistanz
Dirk Strothmann

Dirk, neben dir startet auch deine Tochter Lisa in Viborg. Bei der Duathlon-EM in Alsdorf war zudem deine Frau Antje am Start. Ist Duathlon bei euch Familiensache?

Das kann man so sagen. Wir sind eine halbe Nicht-Schwimmer-Familie (lacht). Nur meine Frau und unsere Tochter Sarah schwimmen ganz gut - aber Schwimmtraining ist sehr aufwendig. Duathlon ist hingegen sehr „alltagstauglich“. So gesehen passt Duathlon ganz gut zu uns. Lisa kommt ja eigentlich vom Radfahren, macht aber mittlerweile gerne Duathlon. Und ihre jüngere Schwester Sarah ist auch sehr sportlich.

Ihr seid also eine sportbegeisterte Familie?

Das kann man schon sagen. Seit sieben Jahren machen wir jeden Sommer eine große Urlaubs-Radtour von bis zu 1.000 Kilometern. Zudem fahren wir im Alltag sehr viel Rad. Meine Töchter (Lisa ist 19, Sarah 16, Anm. d. Red.) fahren in der Regel auch mit dem Rad zur Uni beziehungsweise zur Schule.

Spielt der Sport auch sonst eine große Rolle im Familienleben?

Wir sprechen schon viel drüber, gerade wenn Events wie Alsdorf oder Viborg anstehen. Mittlerweile beschäftigen wir uns auch viel mit Materialfragen.

Ich habe gemerkt, dass ich deutlich schneller auf dem Rad unterwegs bin, seit ich meine Sitzposition optimiert habe. Ich nutze mein Zeitfahrrad auch gerne im Alltag. Wenn ich 30 oder 40 Kilometer zu einem beruflichen Termin fahre, bin ich da doch deutlich schneller vor Ort als mit dem Rennrad oder dem Mountainbike.

Du hast mir vor dem Interview gesagt, dass du in Viborg hauptsächlich als Begleiter deiner Tochter Lisa dabei bist. Ist das, auch wenn man deine Ergebnisse in den vergangenen Jahren anschaut, nicht ein bisschen tiefgestapelt?

Ich bin ja „nur“ in der Altersklasse am Start, und in meinem Alter gibt es deutlich Schnellere. Ich habe früher deutlich mehr gemacht. Von Mitte der 90er Jahre bis 2006 war ich in der Elite am Start, war 1997 Deutscher Duathlon-Meister auf der Kurzdistanz.

Vor drei Jahren hatte ich eine Knie-Operation, bin natürlich langsamer als früher, aber auch wieder schneller als in den beiden Jahren nach der Operation. Drei bis vier Minuten fehlen mir auf 10 Kilometern zu meinen Bestzeiten.

Läufst du die 10 Kilometer noch unter 40 Minuten?

Ich bin vor ein paar Wochen 10 Kilometer in unter 35 Minuten gelaufen, nachdem ich mit dem Rad 60 Kilometer zum Wettkampf hin und dann auch wieder zurückgefahren bin.

Unter 35 Minuten sind für einen 52-Jährigen eine ziemlich gute Zeit.

Ich profitiere sicherlich davon, dass ich früher deutlich schnellere Zeiten laufen konnte. Ich laufe jetzt nur noch 30 bis 40 Kilometer die Woche. Im Vorjahr hat das noch für Platz vier bei den Deutschen Meisterschaften über 10 Kilometer in meiner Altersklasse gereicht.

Jetzt sind wir ein bisschen von der Frage nach deiner Zielsetzung für Viborg abgekommen …

Ich würde mich gerne ähnlich gut wie in Alsdorf präsentieren (bei der EM wurde Dirk Zweiter in seiner Altersklasse, Anm. d. Red.). Die Top fünf wären schön.

Bist du nicht scharf auf Medaillen?

Was heißt scharf auf Medaillen … Ob ich Fünfter, Vierter oder Zweiter werde, das ist für mich alles okay.

Was hast du aus der Zeit als Elite-Starter mitgenommen?

Ich habe viele spannende und schöne Wettkämpfe bestritten. Das Besondere für mich war, dass ich in der Elite am Start war und, anders als die Langdistanz-Profis im Triathlon, nicht mein ganzes Leben auf den Sport fokussieren musste. Diese Zeit hat mir auch sehr viel Selbstbewusstsein gegeben. Ich habe mir dadurch manches zugetraut.

Hast du ein Beispiel dafür?

Zu Beginn bin ich bei Leichtathletik-Volksläufen gestartet. Ich bin besser geworden, hätte mir aber nie zugetraut, bei einer internationalen Meisterschaft in der Elite zu starten und dort recht weit vorne zu landen (Dirk wurde beispielsweise 2005 bei der Langdistanz-WM Fünfter, Anm. d. Red.). Als „normaler“ Läufer war das schon eine tolle Sache.

Welche Ziele hast du noch?

Ich fände es toll, wenn ich mein Level noch ein bisschen halten kann. Dann könnte ich noch einige Jahre zusammen mit Lisa trainieren. Wir sind derzeit etwa auf einem Niveau auf dem Rad. Das gemeinsame Training macht sehr viel Spaß und gibt mir sehr viel.

Die deutschen Teilnehmenden in Viborg