"Da ist mir echt erst einmal die Luft weggeblieben"

Angela Boczek startet bei der WM in Spanien am 30./31. Oktober im Aquathlon und im Cross-Triathlon. Wir haben mit ihr im Vorfeld über einen Transponder-Tauchgang, Radfahren, wenn man gerade so an die Pedale kommt, und Schwimmen im Freibad in der kalten Jahreszeit gesprochen.

Angela Boczek
Angela Boczek
Es ist eine schöne Gemeinschaft
Angela Boczek

Angela, mit welchen Zielen startest du bei der WM?

Ich will in Extremadura zweimal auf dem Treppchen stehen.

Du hast dieses Jahr schon sechs Medaillen bei internationalen Meisterschaften gewonnen.

Ich habe dieses Jahr auch viel Pech gehabt. Bei den Weltmeisterschaften im Cross-Triathlon ist mir vier oder fünf Kilometer vor der zweiten Wechselzone die Kette gerissen und ich musste mein Rad bis in die Wechselzone schieben. Zuvor beim Schwimmen gab es auch schon einen Zwischenfall.

Was ist passiert?

Ich habe auf der ersten Schwimmrunde einen Tritt in die Seite bekommen. Da ist mir echt erst einmal die Luft weggeblieben. Zudem habe ich in diesem Moment meinen Transponder verloren und musste erst einmal abtauchen, um ihn aus dem Wasser zu fischen. Ich habe dann beim Landgang vor der zweiten Schwimmrunde überlegt, ob ich noch einmal ins Wasser gehe, dachte dann aber: Aufgeben ist auch keine Option. Leider bin ich so nur Dritte geworden.

Ist dir zuvor schon mal die Kette gerissen?

Nein, noch nie. Bei der Duathon-EM in Targu Mures gab es ein weiteres Problem. Beim Packen des Radkoffers ist das Schraubengewinde der Sattelstange kaputt gegangen. Ich habe dann das alte Rennrad meines Sohnes mitgenommen. Vor Ort habe ich gemerkt, dass ich aufgrund der überlangen Sattelstange mit meinen Füßen kaum an die Pedale komme.

Trotz all dieser Probleme hast du dieses Jahr schon vier internationale Titel gewonnen.

Es lief, wie gesagt, nicht besonders und es hätten noch mehr Titel sein können. Aber ich ärgere mich dann auch nur für den einen Moment. Ich übe den Sport schließlich nicht als Profi aus, sondern weil er mir Spaß macht.

Wie wichtig sind dir diese internationalen Wettkämpfe?

Ich mache sie gerne. Gerade bei den internationalen Meisterschaften im Crossbereich sind es oftmals dieselben deutschen Athlet*innen, die am Start sind. Es ist eine schöne Gemeinschaft. Und ich mag das Flair bei internationalen Meisterschaften, freue mich auch darauf, Athlet*innen aus anderen Nationen wiederzutreffen.

Du arbeitest als Ärztin. Wie gelingt es dir, den Sport in deinen Alltag einzubetten?

Ich würde sagen, dass ich gut organisiert bin. Ich gehe morgens um 20 vor sechs Laufen und nach dem Arbeiten ins Schwimmtraining, wobei das derzeit nicht so viel Spaß macht. Unser Hallenbad wird umgebaut und wir müssen im Freibad schwimmen. Radfahren gehe ich am Wochenende.

Du bist Mutter von vier Kindern, die mittlerweile 19 Jahre oder älter sind. Inwieweit war Sport möglich, als die Kinder noch jünger waren?

Ich habe mit ihnen viel Sport gemacht, sie haben alle Triathlon gemacht. Aber ich musste in dieser Zeit, was meine eigenen Ambitionen angeht, natürlich zurückstecken. Beim Schwimmen war ich als Mama eher die Aufsicht, beim Laufen musste ich mich nach dem Langsamsten der Kinder richten. Später sind wir dann auf dem Rad in Kolonnen gefahren, ich vorneweg. Das hat richtig Spaß gemacht. Jetzt müssen sie auf mich warten (lacht).

Über deine Kinder bist du zum Triathlon gekommen.

Meine zweitälteste Tochter ist irgendwann vom Schwimmen zum Triathlon gewechselt, später auch meine anderen Kinder. Ich bin dann während des Schwimmtrainings immer geschwommen, um die Zeit zu nutzen. Und irgendwann bin ich dann mit den Triathleten zusammen geschwommen. Ich habe beim Triathlon in Hameln mit drei meiner Kinder und meinem Mann zusammen meinen ersten Triathlon absolviert.

Was bedeutet dir das?

Es ist toll, dass wir mit dem Triathlon etwas Gemeinsames haben. Ich war auch viel bei Wettkämpfen meiner Kinder dabei. Ich war nie die Mutter, die ständig gerufen hat, schneller, schneller. Ich wusste aus meiner persönlichen Erfahrung, dass es manchmal einfach nicht mehr schneller geht.

Triathlon spielt also eine wichtige Rolle in eurer Familie.

Über einen Zeitraum von neun Jahren war immer mindestens eines meiner Kinder im Landeskader von Niedersachsen. Also haben wir neun Jahre lang unseren Urlaub danach ausgerichtet. Triathlon war und ist immer noch ein großes Thema, auch wenn „nur“ noch zwei von vier meiner Kinder aktiv Triathlon betreiben.

 

Die deutschen Teilnehmer*innen

Angela Boczek Rotenburg (Wümme) LV Niedersachsen AK 60 Aquathlon
Kai Sachtleber Hatten LV Niedersachsen AK 50 Aquathlon
Anke Lakies Bad Oldesloe LV Schleswig-Holstein AK 50 Aquathlon
Winkelmann Thomas Papendorf LV Mecklenburg-Vorpommern AK 35 Aquathlon
Grit Freiwald Braunschweig LV Niedersachsen AK 40 Aquathlon
Olaf Geserick Hatten LV Niedersachsen AK 50 Aquathlon
Hans Richter Nordhorn LV Niedersachsen AK 60 Crosstriathlon
Angela Boczek Rotenburg (Wümme) LV Niedersachsen AK 60 Crosstriathlon