"Den Kindern ihr Lächeln wieder zu geben, ist das Schönste für mich"
Wir sind in unserem Teil der Welt so unglaublich privilegiert, da tut es einfach gut, etwas abgeben zu können.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Ausschlaggebend ist hier der Spaß und die Freude am Triathlon. Ich mag das Training, aber auch die Wettkampfsituation sehr. Da ich in der Vorbereitung nicht besonders gern die Komfortzone verlasse, lässt mich meine Trainerin an relativ vielen Wettkämpfen teilnehmen (lacht).
Ich empfinde Triathlon als einen ausgeglichenen und ausgleichenden Sport, wobei ich am liebsten Rad fahre. Den Grundstein hat zweifelsohne mein Vater gelegt, mit dem ich im Alter ab neun Jahren viele Mehrtagestouren, wie zum Beispiel von Potsdam nach Prag, auf meinem Damenrad ohne Schaltung gefahren bin.
Wie entstand die Leidenschaft Triathlon bei dir?
Von Hause aus bin ich Geräteturnerin – nach einer Verletzung musste ich damit abschließen. Ich habe danach ein wenig Tennis gespielt und das Laufen für mich entdeckt. Wie bei vielen kam es bei mir durch das einseitige Training zu Verletzungen und ich musste beim Laufen pausieren. Ein Kollege hat mich zum Schwimmen mitgenommen und ich bin wieder mehr Rad gefahren. Als ich von einem kleinen Triathlonwettkampf gelesen habe, dachte ich wieso nicht. Danach ist der Funke übergesprungen!
Eine Menge Leidenschaft setzt du auch in deine Tätigkeit als Ärztin ein. Wie organisierst du den Sport und deinen Beruf?
Ich habe seit nun fast 13 Jahren Ute Mückel als Trainerin an meiner Seite. Sie schreibt mir die Trainingspläne und stellt auch kurzfristig, wenn es arbeitsbedingt, zum Beispiel aufgrund längerer OP-Zeiten oder Wochenenddiensten, nötig ist, das Training um. Ohne einen guten Coach, wären meine Ziele nicht zu erreichen gewesen. Ansonsten heißt es, um 5:00 Uhr aufzustehen, um vor der Arbeit schon die erste Einheit zu erledigen. Je nachdem, wie spät es am Abend ist, folgt noch eine zweite Session. Montags ist traditionell trainingsfrei und das Wochenende wird mit den langen Einheiten verbracht. Hier heißt es auch manchmal, fünf Stunden auf dem Rad relativ kleine Runden zu fahren, da ich im Rufdienst innerhalb von 30 Minuten in der Klinik sein muss. Das ist manchmal recht einsam, da man wenige dazu motivieren kann, im Kreis zu fahren. Und alles ist natürlich auch nur möglich, weil mir meine Frau Tracey in jeglicher Hinsicht den Rücken freihält.
Nebenbei operierst du unbezahlt Kinder rund um die Welt.
Seit 25 Jahren ist mir das Glück zuteil geworden, an verschiedenen Einsätzen in Kamerun, Nepal und Indien teilzunehmen. Einmal im Jahr darf ich Menschen mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten operieren, um ihnen eine Chance in der Gesellschaft zu ermöglichen. Den Kindern ihr Lächeln wiederzugeben, ist das Schönste für mich. Wir sind in unserem Teil der Welt so unglaublich privilegiert, da tut es einfach gut, etwas abgeben zu können.
Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Das nächste Ziel ist das Cape Epic 2024 in Südafrika. Ein sehr spannendes und herausforderndes Mountainbike-Etappenrennen, wovor ich eine große Portion Respekt habe. Nach 20 gefinishten Ironman-Rennen, brauche ich einen kurzen Tapetenwechsel. Danach freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Triathlon.
Ich bedanke mich ganz herzlich für diese Nominierung und bei allen, die für mich gestimmt haben. Und ich möchte auch Anja (Zweite Nominierte für den Monat Oktober 2023, Anm. d. Red.) für die Inspiration und Motivation danken, die sie mir und anderen Menschen gibt.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.