"Bin teilweise mit Absicht gegen einen Stuhl gelaufen, um andere Schmerzen zu spüren"
Bei meinem ersten Triathlon durchs Ziel zu laufen war dann ein unglaubliches Gefühl
Katharina, mit 17 hattest du deinen ersten Bandscheibenvorfall.
Ich hatte davor schon über Jahre Rückenschmerzen und oft auch ein Taubheitsgefühl in den Fußzehnen, habe das aber auf andere Dinge geschoben. Dann habe ich beim Einkaufen mein rechtes Bein nicht mehr gespürt, bin umgekippt und musste notoperiert werden.
Anschließend folgte ein Jahr Reha.
Ich musste wieder lernen, zu gehen. Jeder Arzt hat mir damals gesagt, dass ich nie wieder Sport treiben kann.
Wie schwer war es für dich, damit umzugehen?
Für mich war Sport schon immer einer der Mittelpunkte meines Lebens. Ich wollte eigentlich Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule in Köln studieren. Das ist mit einem Bandscheibenvorfall jedoch nicht möglich und war ein großer Rückschlag für mich. Ich konnte außerdem nicht mehr auf dem gewohnten Niveau Basketball mehr spielen. Bis dahin war ich bis zu fünfmal die Woche in der Halle gewesen, als Spielerin, Trainerin und Schiedsrichterin.
Das alles war vorbei, und es ging nur noch darum, wieder fit für den Alltag zu werden.
Ich konnte Spazieren gehen. Ich habe versucht, weiter Basketball zu spielen. Aber mit einem Schutzpanzer für den Rücken und der Angst, dass etwas passieren kann, konnte ich nicht mehr unbedarft agieren.
Mit 23 folgte der zweite Bandscheibenvorfall.
Ich hatte danach sehr große Nervenschmerzen. Die waren teilweise so groß, dass ich mit Absicht gegen einen Tisch oder einen Stuhl gelaufen bin, um andere Schmerzen zu spüren. Zum Glück habe ich dann in einem Schmerzzentrum Hilfe bekommen, sodass sich meine Schmerzen regulieren ließen. Ich habe mich damals gegen eine Operation entschieden und für eine Stärkung der Muskulatur in Rumpf und Rücken.
Dann hat dir eine Freundin als „neue“ Sportart Triathlon empfohlen.
Ich dachte, ich kann nicht kraulen, habe kein Rennrad, beim Laufen war ich immer die Sprinterin – das ist nichts für mich. Ich habe mich dann allerdings für den Hamburg Wasser Triathlon angemeldet. Schwimmen habe ich mir mithilfe von Youtube-Videos beigebracht. Bei dem Rennen durchs Ziel zu laufen war dann ein unglaubliches Gefühl. Triathlon hat mich gleich gepackt, ich habe in den folgenden Jahren weitere Rennen absolviert, auch eine Mitteldistanz.
Dann gab es 2019 einen weiteren Rückschlag.
Ich hatte andauernd schwere Arme und Beine und habe trotz gesunder Ernährung und viel Sport acht Kilogramm in einem Monat zugenommen. Es folgte die Diagnose Lipödem (Ein Lipödem ist eine angeborene Fettverteilungsstörung, die dafür sorgt, dass sich Fettzellen in den Armen und Beinen schnell vermehren, Anm. d. Red.). Auch das hat mich nicht aufgehalten.
Wenn aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren nicht so viele Wettbewerbe abgesagt worden wären, hätte ich schon meine zweite Mitteldistanz absolviert. Das klappt nun hoffentlich dieses Jahr.
Wie schwer ist es, mit diesen vielen Rückschlägen umzugehen?
Ein guter Freund hat im vergangenen Jahr, als ich gerade eine Schultergelenkssprengung hatte, und heulend da saß, zu mir gesagt: „Ich hätte schon längst aufgegeben und finde es bewundernswert, wie du dich nach jedem Rückschlag zurückkämpfst.“ Da ist mir so richtig bewusst geworden, wie ehrgeizig ich bin. Egal was passiert: Aufgeben ist für mich keine Option. Das hilft mir auch im Alltag. Jeder Rückschlag macht mich stärker, und man lernt daraus.
Hast du einen sportlichen Traum?
Ich würde gerne dieses Jahr in Frankfurt meinen ersten Marathon absolvieren.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.