Mein schönstes Triathlon-Erlebnis: Ani Schad

Eigentlich hatte ich auf das dritte Triathlon-Camp in Folge auf Mallorca keine Lust mehr. Zwei mal zwei Wochen hatte ich vor Ort alles für die Teilnehmer organisiert. Und wenn ich mal nichts organisiert habe, bin ich als Radguide eingesprungen. Es wurde zäh. Ich sehnte mich nach zu Hause. Zudem hatte ich ein paar Tage vor dem Ende des zweiten Camps einen heftigen Radsturz. Mit ein bisschen weniger Glück wäre dieser ganz anders ausgegangen.

Aber dann kamen die Teilnehmer des dritten Camps. Und es kam er: Kevin.

Kevin war zusammen mit seinem besten Kumpel Henning da. Und er stach aus einer eh schon entspannten und sehr lustigen Gruppe noch einmal heraus. Es ging schon gut los mit uns beiden. Als Kevin sich am ersten Abend das T-Shirt abholen wollte, das alle Teilnehmer bekamen, hatte ich keines mehr in seiner Größe. Da sagte er einfach ganz frech: „Das hole ich mir dann nach dem Camp einfach bei dir persönlich ab.“

Wir haben dann in den kommenden knapp zwei Wochen immer wieder den Kontakt zueinander gesucht: Wir saßen ab und zu beim Essen zusammen, ich bin mal eine Radtour in seiner Gruppe mitgefahren und habe versucht, ihm beim Schwimmen weiterzubringen. Auch wenn andere Camp-Teilnehmer meinten, er habe sich beim Schwimmen mit Absicht dämlich angestellt, um von mir Einzeltraining zu bekommen.

Danach haben wir uns ein paar Mal getroffen. Es war jedes Mal schön. Sehr schön. Die Chemie stimmte, wir entdeckten Gemeinsamkeit um Gemeinsamkeit. Einmal haben wir zusammen Pizza bestellt. Unabhängig voneinander haben wir die gleiche Pizza ausgesucht. Das sind schon Momente, wo man denkt „Oooooooh“. Wir sind zusammengekommen und ein paar Monate später ist er bei mir eingezogen. Wir lebten zu zweit mit fünf Fahrrädern auf 30 Quadratmetern.

Sport im Generellen und Triathlon im Speziellen spielt in unserer Beziehung eine große Rolle. Von Beginn an haben wir viel zusammen trainiert, sind in Frankfurt mal gemeinsam den Marathon gelaufen (okay, ehrlich gesagt: er hat mich zu meiner anvisierten Zeit gezogen), haben uns bei Triathlonwettkämpfen und in der Vorbereitung auf diese unterstützt. Wir haben uns durch Sport kennen- und lieben gelernt. Sport ist das Bestimmende in unserem Leben. Selbst heute, da wir verheiratet sind und zwei Kinder haben, ist Sport für uns immer noch sehr wichtig und etwas Verbindendes. Wir machen viele Ausflüge und Ausfahrten mit dem Rad oder auch mal mit Inlinern.

Ein Jahr nach dem Kennenlernen haben wir zusammen in einem Trainingscamp auf Mallorca als Guide gearbeitet. Ich war schon ein paar Tage vorher angereist. Es war viel zu tun, wir hatten wenig Zeit füreinander. Dabei hatte Kevin geplant, mir einen Heiratsantrag zu machen. Dafür hatte er extra den Verlobungsring und eine Flasche Sekt aus Deutschland mitgebracht. Den Ring hatte er an seinem Radsattel befestigt. Beides befand sich in seinem Handgepäck. Das hatte am Flughafen auf Mallorca für ein paar Irritationen geführt. Kevin musste zur Sprengstoffkontrolle. Überall erzählte er seine Geschichte, dass er mir einen Heiratsantrag machen wolle.

Gefühlt das ganze Flughafenpersonal wusste also Bescheid. Es dauerte allerdings noch, bis es zum Antrag kommen sollte. Tagsüber hatten wir nie auch nur ein paar Minuten für uns, abends war ich zu müde für eine kleine Tour oder einen Ausflug zu zweit. Erst am letzten Abend waren wir mal alleine am Strand. Kevin holte aus seinem kleinen Rucksack zwei Gläser, die Flasche Sekt und den Ring und fragte mich, ob ich ihn heiraten möchte. Ich sagte Ja - und hatte endlich auch eine Antwort auf die Frage, warum er die ganze Zeit auf Mallorca einen Rucksack dabei hatte.

Du hast auch ein schönstes Triathlon-Erlebnis? Einen Moment, der dich für immer mit der Sportart verbindet? Egal, ob du diesen im Training, im Wettkampf, auf Reisen oder als Zuschauer erlebt hast, sende uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de - und vielleicht erscheint hier schon bald deine Geschichte.