Vom (Drei-)Kampf gegen Gewicht, Hautrötungen und Scham zum Ausdauerdreikampf

2015 erkrankte Marie am Pfeifferschen Drüsenfieber, danach litt sie unter Hautrötungen. Sie schämte sich dafür und isolierte sich. Die Folge: sie nahm zu. 2019 meldete sie sich trotz ihres Schamgefühls im Fitnessstudio an, trainierte anfangs mit langen Sachen, damit niemand die Hautrötungen sah. Mit der Zeit verschwanden diese - und Marie wurde mutiger. Dieses Jahr möchte sie ihren ersten Triathlon absolvieren.

Marie
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So konnte es nicht weitergehen
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Ende des Jahres 2018 schaute Marie ein Foto von sich an. Ein aktuelles Foto. Und erschrak. Sie sah sich, 19 Jahre alt, deutlich zu kräftig. „So“, sagt Marie, „konnte es nicht weitergehen“.

Marie, die seit Monaten keinen Sport mehr machte, weil sie davon Hautausschlag bekam, beschloss, wieder Sport zu treiben.

Marie war 2015 am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt. Ein Jahr lang hatte sie extrem damit zu kämpfen. Marie lag mehrere Wochen im Krankenhaus. In den Monaten danach fühlte sie sich weiterhin schlapp.

Nach einem Jahr war das Pfeiffersche Drüsenfieber weg. Was blieb beziehungsweise folgte, war die Nesselsucht. Die Nesselsucht wird meistens durch eine akute Infektionskrankheit, in Maries Fall das Pfeiffersche Drüsenfieber, ausgelöst. Die Nesselsucht zeigt sich durch Hautrötungen und Juckreiz. Bei Marie traten diese Symptome vor allem auf, wenn sie schwitzte, wenn sie fror oder wenn sie mit Wasser in Kontakt kam. Man könnte auch sagen, bei fast allem, was einem jungen Menschen Spaß macht: Sport, Feiern, ins Schwimmbad gehen.

Marie lebte bis zu ihrer Erkrankung ein gewöhnliches Teenager-Leben. Nun war nicht alles, aber vieles anders. Also versuchte sie weitestgehend zu vermeiden, einen Ausschlag zu bekommen. Sie machte keinen Sport mehr, ließ sich vom Sportunterricht an der Schule befreien. Die Folge: sie nahm zu, über zehn Kilogramm. Sie ging nicht mehr mit ihren Freundinnen ins Freibad und beim Feiern immer früher heim (sobald es ihr zu warm wurde). Die Folge: sie isolierte sich vom sozialen Leben. „Das ist kein schönes Gefühl“, sagt Marie.

Sie war in einem Kreislauf gefangen. Aus ihrer Sicht war es ein Teufelskreislauf.

Bis zu jenem Tag Ende 2018, als sie beschloss, sich im Fitnessstudio anzumelden. Und dies auch tat. Auf das, was nun folgte, ist Marie stolz. Was folgte, waren aber auch harte Wochen – geschenkt bekam sie jedenfalls nichts. „Es war in den ersten Wochen auf dem Laufband eher ein Spazieren als ein Laufen“, sagt Marie. Aber es war ein Anfang. Und weil sie nicht nach ein paar Einheiten aufgab, sondern immer weiter machte, erst spazierend, dann im Wechsel aus Spazieren und Laufen, dann laufend, war es mehr als nur ein Anfang.

Sie merkte, dass der Sport jedes Mal für Ausschlag sorgte. Sie merkte aber auch, dass der Sport dem Körper gut tat - und der Ausschlag mit der Zeit weniger wurde. „Am Anfang sah ich aus wie ein Dalmatiner, bloß in rot“, sagt Marie.

Über die Wochen und Monate wurde nicht nur die Nesselsucht besser und verschwand irgendwann komplett („Vielleicht musste ich meinem Körper erst beibringen, nicht allergisch auf das Schwitzen zu reagieren“). Über die Wochen und Monate wurde auch das Sporttreiben immer einfacher. Aus einem Kampf gegen die Pfunde entwickelte sich mehr und mehr etwas, was Marie Spaß machte.

Als sie eines Tages vom Laufen starken Muskelkater hatte, nahm sie an einem Spinningkurs teil – und entdeckte so den Spaß am Radfahren. Mit dem Schwimmen dauerte es zwar noch etwas, weil Marie beim ersten Kontakt mit dem Wasser sofort einen Ausschlag bekam. Aber seit jenem Moment hat sie sich in den Triathlon „festgebissen“, wie sie das nennt.

Der Weg in den Triathlon ist sozusagen die Geschichte in der Geschichte. Auf ihren ersten Triathlon bereitet sie sich zusammen mit ihrem Vater vor. Er war es, der sie nach dem ersten erfolglosen Versuch mit dem Schwimmen immer wieder darin bestärkte, es weiterhin zu versuchen. Er trainiert regelmäßig mit ihr. Und auch er wartet noch auf seinen ersten Triathlon. 2020 wollten Marie und ihr Vater ihren ersten Wettkampf absolvieren. Das klappte coronabedingt nicht. Nun haben sie zwei Wettkämpfe für dieses Jahr im Blick.

Ob es dieses Jahr im Frühsommer, erst im Spätsommer oder vielleicht auch erst 2022 mit dem ersten Ausdauerdreikampf für Marie klappt, ist bei dieser Geschichte im Grunde genommen zweitrangig. Wichtig ist, dass sie glücklich darüber ist, sich wieder so viel bewegen zu können, viel mehr erlebt als in den Jahren zuvor. „Ich blühe komplett auf. Es ist, als ob sich eine neue Tür in meinem Leben geöffnet hätte.“

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.