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Schaut man die Entwicklung von Teilnehmerfeldern bei Wettkämpfen an, egal ob im Elite- oder Amateurbereich, ist die Anzahl der Frauen in den vergangenen Jahren gestiegen. Fünf im Triathlon engagierte Frauen sitzen in Frankfurt zusammen, und diskutieren beim #sheInspires-Talk über die Rolle von Frauen. Communities, wie zum Beispiel Fräulein Triathlon, ermuntern Frauen, als Triathletinnen aktiv zu werden.
Es sind drei Beispiele. Drei Beispiele, die zeigen, es tut sich etwas im Triathlon, was die Rolle von Frauen angeht.
Die Deutsche Triathlon Union will Frauen ermutigen, aktiv zu werden: als Sportlerin, im Vereins- und Verbandsleben, als Kampfrichterin oder Funktionärin. „Die Hürden für Einsteigerinnen sind nicht hoch, überall gibt es Vereine und Wettkämpfe, bei denen alle willkommen sind“, sagt Heiko Berger, der als Mitarbeiter Sportentwicklung bei der DTU das Thema Gleichstellung im Triathlon mitverantwortet.
Warum ist Triathlon männerdominiert?
Derzeit sind 31 Prozent der gut 60.000 Mitglieder der Triathlon-Vereine in Deutschland weiblich. Ähnlich sehen die prozentualen Teilnehmerzahlen bei Triathlon-Wettkämpfen aus. Warum das so ist? Viele Frauen scheinen Respekt vor Triathlon haben, weil Triathlon für Außenstehende oftmals mit der Langdistanz gleichgesetzt wird und Frauen in der Tendenz weniger draufgängerisch sind als Männer.
Diese (Fehl-)Einschätzung legen zumindest Gespräche mit Menschen außerhalb der Triathlon-Community nahe: jemand, der sich in der Sportart wenig auskennt, verbindet damit häufig die Langdistanz. 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Marathon – das scheint vor allem Frauen abzuschrecken. Und damit schon von einem Einstieg abzuhalten.
„Wir müssen also erst einmal Aufklärungsarbeit leisten“, sagt Berger: „Denn prinzipiell sind die drei Disziplinen bei Frauen und Männern ähnlich beliebt.“ Das zeigt auch ein Blick auf die Mitgliederstruktur in Leichtathletik- und Schwimmverbänden, wo es fast paritätisch zugeht. Berger: „Wir müssen also vor allem den Frauen deutlich machen, dass sich schon mit einem geringen Maß an Training und ohne jahrelange Erfahrung im Ausdauersport kurze Triathlon-Distanzen bewältigen lassen. Das tolle Gefühl beim Überqueren der Ziellinie ist einem in jedem Fall sicher.“
Das scheint durchaus schon zu gelingen: Der Anteil an Frauen im Triathlon hat sich in den vergangenen Jahren bereits kontinuierlich erhöht. Die Zahlen bergen allerdings noch großes Potential. „Dass es Triathlondeutschland in den vergangenen Jahren bereits gelungen ist, viele Frauen davon zu überzeugen, dass Triathlon eine tolle Sportart ist, zeigt die positive Entwicklung der vergangenen Jahre“, sagt Berger: „Wir glauben aber, dass das erst ein erster Schritt war.“
Was hat die DTU bisher getan?
Am 8. März 2021, dem Weltfrauentag, hat die Deutsche Triathlon Union die Kampagne #sheInspires gestartet. Mit spannenden Geschichten und fesselndem Content versucht der Verband seitdem, Frauen zu inspirieren, sich im Triathlon auszuprobieren. Mit Geschichten über Frauen, mit Umfragen oder mit dem #sheInspires-Talk Ende Oktober 2021. Mit diesem wurden nicht nur für die DTU neue Maßstäbe gesetzt, sondern auch den Zuseher*innen vor Ort und an den Bildschirmen eine spannende Diskussion zum Thema Gleichstellung geliefert.
Es tut sich also etwas. In der Gesellschaft. Im Sport. In Triathlondeutschland. „Es ist natürlich schwierig, diese Fortschritte zu quantifizieren, gerade in Zeiten wie diesen, in denen vieles coronabedingt nicht wie gewohnt möglich ist“, sagt Berger und fügt an: „Wir haben aber an den Rückmeldungen gemerkt, wie wichtig dieses Thema ist und welche Bedeutung es auch für Triathlondeutschland hat. Das bestärkt uns, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“
Was will die DTU in den kommenden Jahren tun?
Die DTU wird ihr Engagement im Bereich der Gleichstellung weiter ausbauen. Das Ziel: mehr und mehr Frauen für Triathlon und eine Wettkampfteilnahme begeistern. „Wir wollen auch weiterhin Frauen, die noch gar nicht mit Triathlon in Kontakt gekommen sind, ansprechen“, sagt Berger. In Planung sind unter anderem Informationen zu frauenspezifischen Themen, Workshop-Angebote in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden, Podcasts in Zusammenarbeit mit Frauen-Communities oder eine Neuauflage des #sheInspires-Talks.
Ein wichtiger Baustein, um mehr Frauen die Teilnahme an Triathlonwettkämpfen zu ermöglichen, sind nicht nur Kampagnen wie zum Beispiel „Familienfreundlicher Triathlon“, sondern auch (Einsteigerinnen-)Workshops, die von engagierten Trainer*innen durchgeführt werden. „Die DTU würde sich freuen, wenn mehr Trainer*innen in Vereinen Athletinnen durch geeignete Angebote darin bestärken, sich im Triathlon auszuprobieren. Für Frauen ist es oftmals schwierig, Training, Wettkämpfe und Familienleben zu koordinieren“, sagt Ulla Chwalisz, Beauftragte für Sportentwicklung bei der DTU. Aus ihrer jahrelangen Erfahrung mit Grundlagen-Workshops für Frauen weiß sie: „Sich auf erwachsene Einsteigerinnen einzustellen und diese in ihrem Training qualitativ hochwertig zu begleiten, ist immer noch eine echte Lücke in den Vereinen.“
Was können Frauen tun, um andere Frauen zu inspirieren?
Kampfrichterinnen, Trainerinnen, Funktionärinnen – schon jetzt leisten Frauen tolle und wertvolle Arbeit im Triathlonsport. Ihren Einsatz stärker in den Fokus zu rücken, ist eine wichtige Aufgabe der DTU und ihrer Mitgliedsorganisationen. „Es geht auch darum, Frauen für die vielfältigen ehrenamtlichen Aufgaben im Triathlonsport zu begeistern. Der Multiplikator*innen-Effekt wirkt aus der gelebten Praxis heraus. Je mehr Frauen dabei sind, desto größer ist die Anziehungskraft für andere Frauen“, sagt Chwalisz.
Positive Beispiele gibt es viele. Etwa Julia Heckmann, die sich im Baden-Württembergischen Triathlonverband vielfältig engagiert, unter anderem als Kampfrichterin. „Natürlich fragen sich viele Frauen vorher: ,Kann ich das?‘ In den knapp sechs Jahren, in denen ich dabei bin, konnte ich aber fast immer beobachten, wie Unsicherheiten innerhalb kurzer Zeit durch Routine und Souveränität ersetzt wurden – und Kampfrichter-Kolleginnen an ihrer Aufgabe gewachsen sind. Das zu sehen, macht Freude und erhöht die eigene Motivation“, sagt Heckmann.
Es ist also keine Frage des Könnens. Es ist eine Frage des Anfangens.