Mein erster Triathlon (4): Faris Al-Sultan

Wie war das noch damals? Wie ging es los? In unserer Serie „Mein erster Triathlon“ erzählen Profisportler, Altersklassen-Athleten oder Menschen, die beruflich mit Triathlon zu tun haben, von ihren Anfängen im Ausdauerdreikampf. Heute: Ex-Profi Faris Al-Sultan. 2005 errang er auf Hawaii seinen größten sportlichen Erfolg und wurde Ironman-Weltmeister, von 2018 bis 2020 DTU-Bundestrainer Elite.

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Aber noch viel wichtiger: Beim Triathlon wird der sportliche Erfolg durch den Menschen definiert. Für die Eine mag es das große Ziel sein, die 10 Kilometer unter 40 Minuten zu laufen. Für den Anderen ist das Ankommen wichtiger. Was Erfolg bedeutet, definiert jeder für sich selbst.
Faris Al-Sultan

Man kann sagen, dass ich über Umwege zum Triathlon gekommen bin. Eigentlich habe ich mit dem Schwimmen angefangen. Mir gefielen vor allem die Langstrecken. Es fing an mit 25 Kilometern Freiwasser. Dann kam das Laufen dazu. Mit 16 Jahren lief ich meinen ersten Marathon. Irgendwann kristallisierte sich für mich das ultimative Ziel heraus: Der Ironman auf Hawaii.

"Ich schämte mich, weil ich kaum sichtbare Muskeln hatte"

Für meinen ersten Triathlon musste ich mich aber zunächst mit der Olympischen Distanz begnügen. Die Veranstaltung fand im Sommer 1996 in Karlsfeld statt. Mein großes Vorbild zu dieser Zeit war Thomas Hellriegel, der als erster Deutscher den Ironman Hawaii gewonnen hatte. Natürlich trug ich an diesem Tag die gleichen Klamotten wie mein Idol: die Badehose und das Tritop von Asics, an den Füßen allerdings Turnschuhe, da ich noch keine Klickpedale hatte.

Als Schwimmer war ein Neoprenanzug unter meiner Würde. Das ist etwas für Weicheier, dachte ich. Mit dieser Einschätzung stand ich ziemlich alleine da. Im Wasser gab ich alles. Warum ich mich verschwommen habe, weiß ich heute nicht mehr genau. Ich kam aber dennoch als Dritter aus dem Wasser – und tankte Selbstvertrauen. Das konnte ich gut gebrauchen, denn zu dieser Zeit war ich sehr dünn. Tatsächlich schämte ich mich, weil ich nur wenige sichtbare Muskeln hatte. Also zog ich ein weißes T-Shirt unter mein Tritop. Das sah wirklich ziemlich bescheuert aus.

Auf dem Rad lief es dann leider überhaupt nicht. Obwohl ich wie ein Wahnsinniger in die Pedale trat, wurde ich gegen Ende der Strecke zunehmend häufiger überholt. Sogar von einigen Damen aus den gehobenen Altersklassen. Und obwohl ich das Laufen eigentlich gut konnte, lief es aufgrund der Wechselproblematik vom Rad- auf die Laufstrecke nur mäßig erfolgreich. Am Ende landete ich ziemlich weit hinten. Trotzdem hat mir mein erster Triathlon unheimlich viel Spaß gemacht. Und ich wollte schon bald den nächsten nachlegen.

"Ich verschrieb mich dem Triathlon – mit allem was ich hatte"

Eigentlich hatte ich vor, in Roth zu starten. Damals war das aber erst ab einem Alter von 21 Jahren erlaubt. Die Veranstalter wollten keine Ausnahme machen, auch wenn ich ihnen versicherte, dass ich bereits 25 Kilometer Freiwasserschwimmen sowie einen Marathon hinter mir hatte. Statt Roth wurde es dann Lanzarote. Spätestens danach war ich endgültig mit dem Triathlon-Virus infiziert.

Der Grund für meine Begeisterung für den Triathlon war einfach: Ich habe früh festgestellt, dass aus mir weder eine großer Schwimmer, noch ein großer Läufer werden würde. Überhaupt konnte ich vieles zwar ganz gut, aber eben nichts gut genug für die ganz großen Erfolge. Beim Triathlon kam mir meine Vielseitigkeit erstmalig zu Gute. Ich merkte, dass ich mit meinem Talent genau die richtige Sportart gefunden hatte. Auch diese Härte zu sich selbst, die Thomas Hellriegel wie kein Zweiter verkörperte, gefiel mir richtig gut. Also verschrieb ich mich dem Triathlon – mit allem was ich hatte.

"Triathlon heißt: Ich mache mein Ding!"

Ich glaube, dass es für Einsteiger keinen Grund zur Angst vor dem ersten Triathlon geben sollte. Für jedes Leistungsniveau gibt es die entsprechenden Distanzen. Aber noch viel wichtiger: Beim Triathlon wird der sportliche Erfolg durch den Menschen definiert. Für die Eine mag es das große Ziel sein, die 10 Kilometer unter 40 Minuten zu laufen. Für den Anderen ist das Ankommen wichtiger. Was Erfolg bedeutet, definiert jeder für sich selbst. Natürlich gibt es auch im Triathlon eine objektive Messung, doch die ist eigentlich nur für die Weltklasse-Athleten interessant. Triathlon ist ein Mitmach- und gleichzeitig ein Einzelsport. Triathlon ist gesund und grundsätzlich für jeden Menschen zugänglich. Und wer einen Triathlon macht, verkörpert zudem eine eindeutige Botschaft: Ich mache mein Ding.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.