Mein erster Triathlon (13): Oswald Berwanger
Ich mache trotzdem weiter. Ich kann nicht anders. Die Liebe zum Sport ist so groß.
"Ich muss mich bewegen, muss sportlich aktiv sein"
Bevor ich mich zu einem Triathlon anmelde, schaue ich immer, ob anschließend noch Wettbewerbe über andere Distanzen stattfinden. Ist das nicht der Fall, melde ich mich nicht an. Denn als letzter Athlet des Tages in das Ziel kommen, wenn die Helfer schon abbauen und die Streckenposten extra wegen mir länger bleiben müssen, das will ich nicht. Das ist mir peinlich.
Ich bin nicht mehr so schnell wie früher. Ich bin 78 Jahre alt, oftmals der älteste Teilnehmer bei einem Triathlon.
Ich bin vor jedem Wettkampf gespannt, wer von den Älteren wieder mit dabei ist. Es werden immer weniger. Das ist sehr traurig. Aber das ist der Lauf der Zeit. Ich mache trotzdem weiter. Ich kann nicht anders. Die Liebe zum Sport ist so groß. Ich muss mich bewegen, muss sportlich aktiv sein. Ich konnte gerade zwei Monate nichts machen wegen einer Leistenoperation. Das war sehr hart für mich. Aber ich denke dann immer: Wenn andere in meinem Alter stolpern, brechen sie sich etwas. Ich bekomme höchstens ein paar blaue Flecken bei einem Sturz. Sport hält jung und fit.
Okay, wenn ich mir morgens zu Hause die Socken anziehe, habe ich manchmal Probleme, das hinzubekommen. Aber in der Wechselzone bei einem Triathlon fällt mir das ganz leicht. Da sind dann plötzlich alle altersmäßigen Probleme weg. Gut, ich bin im Vergleich zu früher deutlich langsamer geworden. Aber das macht ja nichts. Mir ging es eh noch nie um die Zeit bei einem Wettkampf. Diesen Ehrgeiz habe ich nicht.
Das war schon bei meinem ersten Triathlon so, 1992 in Gladbeck. Da ging es mir nur darum, das Ziel zu erreichen. Ein paar Monate zuvor hatte ich, auf Anraten meines Arztes, angefangen, Ausdauersport zu machen. Ein bisschen Radfahren, ein bisschen Laufen. Ein Kollege auf der Arbeit hat mir dann immer vom Triathlon vorgeschwärmt. Triathlon kannte ich damals noch nicht, wusste nicht, was das ist. Aber die Erzählungen haben sich toll angehört. Ich habe mir ein Buch über Triathlon gekauft, um mir ein Bild über den Sport zu machen. Manche mögen darüber vielleicht lachen, aber 1992 konnte man nicht einfach ins Internet gehen und sich mal schnell informieren. Das, was ich dann las, faszinierte mich. Ich dachte, warum nicht? Ich konnte schwimmen, ich konnte Rad fahren, ich konnte laufen. Ich stellte es mir interessant vor, das alles zusammen in einem Wettkampf zu absolvieren.
Aufhören - nein doch nicht
Also meldete ich mich für den Wettkampf in Gladbeck an. Es hat Spaß gemacht und der Sport hat mich sofort angefixt. Es waren noch ganz andere Zeiten. Mein Rennrad war eines mit Stahlrahmen und die Schaltung war am Rahmen befestigt. In der Wechselzone hat man sich noch komplett umgezogen. Man, hat das lange gedauert. Ich hatte damals auch noch keinen Triathlonanzug, sondern bin mit Hose und Baumwoll-T-Shirt gestartet.
Bis heute habe ich fast 200 Triathlon-Wettkämpfe absolviert. Ab dem 70. Lebensjahr wurde es beschwerlicher, ich immer langsamer. Da denkt man dann schon mal ans Aufhören. Ich habe ja auch schon mal aufgehört. Okay, ich habe mir vorgenommen, aufzuhören. Das war, als ich 75 Jahre alt war. Als ich dann nach dem Rennen, das eigentlich mein letztes hätte sein sollen, mein Rad zum Auto geschoben habe, habe ich mir überlegt: Kann es das jetzt wirklich gewesen sein? Als ich am Auto war, wusste ich, dass kann es noch nicht gewesen sein. Jetzt habe ich mir die Grenze mit 80 Jahren gesetzt. In Gladbeck will ich da 2021 mein letztes Rennen bestreiten. Aber wer weiß, vielleicht verlängere ich meine Karriere auch noch mal.
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.