"Und ich dachte: Was ist denn hier los? "

Henry Graf hat am vergangenen Sonntag bei den Deutschen Meisterschaften der Elite über die Sprintdistanz überraschend die Bronzemedaille gewonnen. Wir haben mit dem 19-Jährigen über Traumvorstellungen, die wahr werden, harte Arbeit und einen netten Plausch auf dem Rad sowie seine Ziele für die Junioren-EM gesprochen.

Henry Graf
Der dritte Platz ist richtig krass. Damit hätte ich vorher niemals gerechnet.
Henry Graf

Henry, du bist freudestrahlend ins Ziel gelaufen.

Der dritte Platz ist richtig krass. Damit hätte ich vorher niemals gerechnet. Eine Medaille ist vorher eine Traumvorstellung gewesen. Mit Blick auf die ganzen bekannten Namen auf der Startliste hätte ich niemals damit gerechnet, dass ich hier wirklich eine Medaille holen kann. Deswegen war die Freude im Ziel extrem groß.

Wie ordnest du diesen Erfolg ein?

Ich weiß noch gar nicht so genau, was ich damit anfangen soll. Es ist mit Abstand der größte Erfolg von mir. Es ist auf jeden Fall mega krass.

Die Ziele gehen dir aber sicherlich nicht aus?

Nein, Mitte Juni folgen ja schon die Junioren-Europameisterschaften in Kitzbühel. Da bin ich einer der ältesten Teilnehmer. Da rechne ich mir schon gute Chancen aus im Kampf um eine Platzierung auf dem Podium. Das wird sicherlich cool.

In Berlin warst du kurz vor dem zweiten Wechsel mit Lukas Meckel, der ja auch in Kitzbühel startet, ganz hinten in der 14-köprigen Führungsgruppe. Es wirkte so, als wenn ihr das Restrennen locker nehmt. Plötzlich aber warst du dann wieder vorne mit dabei.

Auf dem Rad habe ich anfangs viel investiert, um die Gruppe noch zu erreichen. Daher habe ich mich dann am Ende der Radstrecke ein bisschen ausgeruht und nicht mehr so viel vorne mitgearbeitet. Da habe ich gesehen, dass Lukas auch in der Gruppe ist. Wir haben uns kurz ausgetauscht. Danach ging es wieder voll in den Rennmodus. So locker war es jedenfalls nicht, wie es vielleicht von außen ausgesehen haben mag (lacht).

Wie schafft man es, kurz vor dem Wechsel ganz hinten zu sein und danach vorne dabei?

Unsere Gruppe war nicht so groß, ich habe versucht, mich bis zum Wechsel noch ein bisschen nach vorne zu arbeiten, was allerdings nicht so gut geklappt hat. Ich hatte dann einen soliden Wechsel und habe mich schnell an Tim (Hellwig, Anm. d. Red.) rangehängt und bin die erste Runde mitgelaufen. Auf einmal waren wir nur noch zu fünft. Und ich dachte: Was ist denn hier los? Als Tim dann angezogen hat, habe ich erst versucht, mitzugehen. Die letzten anderthalb Kilometer wurden dann richtig hart. Ich konnte zum Glück noch Rang drei vor Lasse Priester, der von hinten angeflogen ist, ins Ziel retten.

Zuvor bist du sogar Justus Nieschlag, dem Olympiastarter, weggelaufen und warst auf Kurs Vizemeisterschaft.

Es war vielleicht nur ein kleiner Schwächemoment bei ihm und er ist mir anschließend ja auch wieder davongezogen. Zweiter oder dritter Platz, das ist für mich genauso krass.

Du hast drei Tage vor dem Einzelrennen im Mixed Relay auf dem Rad eine Lücke zu Jonas Schomburg und Lasse Lührs zugefahren, im Einzelrennen zum Führungsquartett aufgeschlossen. Hast du auf dem Rad noch einmal einen Entwicklungsschritt gemacht?

Im Moment bin ich richtig gut in Form, auch auf dem Rad. Zudem habe ich ein richtig gutes Rad und hatte richtig gute Beine. Ich bin eigentlich auch gut aus dem Wasser gekommen. Ich hätte nach dem Wechsel eigentlich vorne dabei sein müssen, hatte aber einen ganz schlechten ersten Wechsel und musste da richtig viel investieren. Aber es hat zum Glück ja funktioniert. Wenn die zu viert alleine weg gewesen wären, wären die Medaillen ja quasi schon verteilt gewesen.