Tim Hellwig: "Mein Ziel ist die erweiterte Weltspitze"

Tim Hellwig blickt auf eine starke Saison 2021 zurück und hofft natürlich, 2022 ähnlich erfolgreich zu sein. Wir haben mit ihm über die Schwierigkeit, sich auf dem Rad zu verpflegen, einen Tag, wenn alles zusammen kommt und Ausschlafen bei der Bundeswehr gesprochen

Tim Hellwig Abu Dhabi
Tim Hellwig Laura Lindemann Hamburg
2021 wurde ich eine 2+ geben!
Tim Hellwig

Tim Hellwig blickt auf eine starke Saison 2021 zurück und hofft natürlich, 2022 ähnlich erfolgreich zu sein. Wir haben mit ihm über die Schwierigkeit, sich auf dem Rad zu verpflegen, einen Tag, wenn alles zusammen kommt und Ausschlafen bei der Bundeswehr gesprochen

Du hast Ende des vergangenen Jahres den Unteroffizierslehrgang bei der Bundeswehr absolviert. Wieviel Zeit zum Training ist dir in den vier Wochen Lehrgang geblieben?

Eine Einheit am Tag ist möglich. Wenn es gut läuft, auch mal zwei – wenn man die Mittagspause opfert. Es geht in dieser Zeit schon eher darum, sich fit zu halten. Die vier Wochen gehen doch immer schnell um.

Wie nimmst du die Lehrgänge wahr?

Anfangs ist vieles neu, und man muss sich bei jedem Lehrgang wieder reinfinden. Man nimmt dann doch immer einiges mit. Das Gute ist: beim Unteroffizierslehrgang muss man im Gegensatz zum Grundlehrgang auch erst um sieben Uhr aufstehen (lacht).

Du planst, 2022 alle Rennen der World Triathlon Championships Series (WTCS) zu absolvieren. Um dich möglichst oft mit der Weltklasse zu messen oder aufgrund deiner guten Ausgangsposition im WTCS-Ranking?

Ich will mich regelmäßig mit den Top-Athleten duellieren. Mein Ziel ist es, in die erweiterte Weltspitze vorzustoßen und regelmäßig Top-Ten-Ergebnisse in WTCS-Wettbewerben zu erreichen. Ein großes Highlight wird auch die Heim-Europameisterschaft in München. Eine internationale Meisterschaft im eigenen Land ist für einen Athleten immer etwas Besonderes. Das hat man nicht so oft im Leben.

Du kannst auf eine sehr erfolgreiche Saison 2021 zurückblicken. Was hast du mitgenommen?

Ich bin auf jeden Fall selbstbewusster geworden. In den vergangenen Jahren bin ich den Punkten für die internationalen Rankings hinterhergerannt, musste gute Ergebnisse erzielen, um in die großen Rennen reinzukommen. Jetzt habe ich durch die guten Ergebnisse 2021 eine deutlich komfortablere Ausgangssituation. Ich kann schon jetzt auswählen, bei welchen internationalen Rennen ich dieses Jahr dabei sein möchte.

Der Sieg in Hamburg hat mir gezeigt, dass alles möglich ist, dass es machbar ist, langfristig in die absolute Weltspitze vorzudringen. Ich versuche, die kommende Saison entspannt anzugehen, spüre jetzt keinen Erwartungs- oder Erfolgsdruck.

Du hast das WTCS-Rennen in Hamburg angesprochen. Der Erfolg dort war der bisherige Höhepunkt deiner Karriere.

Der Erfolg war ein neues Level für mich und mit Abstand mein größter Erfolg. Toll war natürlich auch, dass wieder viele Zuschauer an der Strecke sein konnten. Das macht einen Erfolg noch besonderer.

Jetzt kannst du es ja zugeben: Hast du vorher insgeheim mit einem Sieg geliebäugelt?

Ich war durch das Höhentrainingslager in St. Moritz in guter Form und wusste, dass etwas möglich ist. Ich habe von einem Platz auf dem Podium geträumt, auch weil ein paar Weltklasseathleten das Rennen ausgelassen haben. Aber ich habe nicht damit gerechnet, gewinnen zu können.

Wirklich nicht? Auch nicht in deinen kühnsten Träumen?

Ich habe sicherlich mal darüber nachgedacht, dass ein Sieg möglich ist, wenn alles zusammenkommt. Aber es kommt eben sehr selten alles zusammen.

Du warst auch darüber hinaus im Vorjahr sehr erfolgreich, warst unter anderem Vize-Welt- und Vize-Europameister der U23. Was macht den Unterschied zwischen den Rennen der Elite und der U23 aus?

Das sind ganz andere Rennen, die Wettkämpfe der Elite sind deutlich härter. In Wettbewerben der U23 hat man auch mal Zeit zu verschnaufen. Es ist zum Beispiel deutlich einfacher, sich während des Rennens auf der Olympischen Distanz zu verpflegen. Da kann man sich vorher auch mal überlegen, an welcher Stelle man ein Gel zu sich nimmt, auf einer langen Gerade auf dem Rad etwa. Für ein Elite-Rennen lässt sich so etwas nicht planen.

Wie stellt man sich als junger Athlet auf die Eliterennen ein?

Ich habe zum Glück schon als Jugendlicher in den Rennen von Beginn an Vollgas gegeben, mir keine Phasen zum Ausruhen während des Wettkampfs gegönnt. Das kommt mir nun sehr entgegen, weil ich mich nicht umgewöhnen muss.

Welche (Schul-)Note würdest du der Saison 2021 geben?

Eine 2+.

Wenn man bedenkt, dass du dir ein Olympia-Ticket gesichert hättest, was dir nicht gelungen ist, spricht eine 2+ dafür, dass der Rest der Saison aus deiner Sicht sehr gut lief.

Es stimmt, ich hatte ein sehr gutes Jahr. Aber es gab auch über die Olympia-Qualifikation hinaus ein paar Rennen, mit denen ich nicht ganz zufrieden war. Beim ersten WTCS-Rennen des Jahres in Yokohama war ich zum Beispiel nicht ganz auf der Höhe.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.