"Habe im Winter sehr oft gezweifelt"

Laura Jansen (SV Nikar Heidelberg) ist am vergangenen Sonntag (19. September) Deutsche Meisterin über die Mitteldistanz geworden. Wir haben mit ihr über einen großen Schritt, Zweifel daran und die Angst vor dem Scheitern gesprochen.

Laura Jansen
Ich möchte mein Potential entfalten. Und das klappt am besten mit großen Zielen.
Laura Jansen

Laura, herzlichen Glückwunsch zu deinem deutschen Meistertitel.

Dankeschön! Ich freue mich über den Titel. Aber man muss diesen auch richtig einordnen, denn das Startfeld war klein. Viele gute deutsche Athletinnen waren nicht hier. Ich freue mich natürlich über den Titel und hoffe, dass ich ihn im kommenden Jahr gegen stärkere Konkurrenz verteidigen kann.

Welche Bedeutung hat der Titel?

Ich habe dieses Jahr viele gute Rennen über die Mitteldistanz gemacht, dessen Resultate mir vielleicht sogar mehr als der DM-Titel bedeuten. Ich mache den Sport, um mich mit den besten Athletinnen zu messen. Mein fünfter Rang in St. Pölten in meinem ersten Profirennen mit einem großen internationalen Startfeld war ein großer Erfolg für mich.

Wie schwieriger war der Schritt zur Profilizenz?

Am Ende der Saison kann ich sagen, dass er mir gut gelungen ist. Vor meinem ersten Profirennen war ich allerdings super nervös. Ich habe im Winter sehr oft gezweifelt, ob es richtig war, die Profilizenz zu lösen. Ich habe mir dieses Jahr dann selbst bewiesen, dass es die richtige Entscheidung war.

Es ist aber auch so, dass es für mich keinen so großen Unterschied macht, ob ich als Altersklassenathletin oder als Profisportlerin starte. Ich arbeite Vollzeit und mache den Triathlon aktuell noch als ambitioniertes Hobby.

Warum bist du dann als Profiathletin nervöser, wenn es eigentlich das gleiche Rennen ist?

Das ist ein gute Frage (lacht). Es liegt vermutlich vor allem an dem Druck, den man sich selbst macht. Aber der hilft eben auch wieder, um noch besser zu performen.

Ist es auch Angst vor dem Scheitern?

Vielleicht auch, ja. Ich möchte natürlich zeigen, dass ich ins Profifeld gehöre. Ansonsten müsste ich die Profilizenz ja nicht lösen. Daher ist der Druck am Anfang groß. Man muss aber auch zulassen, dass mal ein schwaches Rennen dabei ist, gerade zu Beginn. Man kann nicht immer Topleistungen bringen.

Mit welchen Ambitionen hast du die Profilizenz gelöst?

Für mich ist der Start im Profifeld eine neue Herausforderung, die ich gerne ausprobieren wollte. Das Lösen der Lizenz hat mir sehr viel Motivation gegeben. Ich glaube, in den kommenden Jahren ist noch sehr viel mehr drin.

Als Sportlerin strebt man ja auch nach neuen Herausforderungen.

Natürlich. Ich möchte mein Potential entfalten. Und das klappt am besten mit großen Zielen.

Und was sind diese großen Ziele?

Ich möchte mich gerne für die Ironman-70.3-WM qualifizieren. Bei einer WM sind die weltbesten Athletinnen am Start. Und wenn ich dabei bin, möchte ich natürlich auch eine sehr, sehr gute Leistung zeigen. Ich fahre da nicht hin, um nur dabei zu sein.

Also ist das Ziel dann auch eine Top-Platzierung?

Für meine erste Ironman-70.3-WM würde ich mir keine Platzierung vornehmen wollen. Aber eine Top-3-Platzierung bei einem großen Mitteldistanzrennen zu erreichen, ist etwas, was ich im kommenden Jahr schaffen möchte.