Till Kramp - mit Zähigkeit ans Ziel
Mein erster Wettkampf lief nicht sonderlich gut, aber es hat Spaß gemacht
Über seine Probewoche am Stützpunkt in Neubrandenburg 2015 sagt Till Kramp: „Das waren fünf herausfordernde Tage, die mich echt umgehauen haben.“ Über 2019, das Jahr, in dem er Deutscher Meister im Duathlon und Dritter im Triathlon (jeweils in der Altersklasse Jugend A) wurde und erstmals bei internationalen Rennen startete, sagt Till Kramp: „Das Jahr hat gezeigt, was möglich ist, obwohl nicht alles geklappt hat. Das war sehr beeindruckend.“
Zwischen den Ereignissen, auf die sich die Aussagen beziehen, liegen rund vier Jahre. Vier Jahre, in denen Till Kramp sich von einem Nachzügler (eher später Einstieg in den Triathlon) zu einem Musterschüler seiner Altersklasse (und mittlerweile nun sogar zu einem Athleten des Nachwuchskaders 1 der Deutschen Triathlon Union) entwickelt hat. Eine Entwicklung, auf die der heute 18-Jährige gehofft hatte. Die aber nicht selbstverständlich war.
An Triathlonwettkämpfen nahm Till schon als kleiner Junge teil. Sein Vater startete regelmäßig beim Ironman 70.3 auf Rügen, Till bei den dazugehörigen Nachwuchsrennen. Sein erster Wettbewerb war ein Swim & Run, bei dem das Schwimmen im Meer mehr ein Rennen durch die Wellen war. „Es lief nicht sonderlich gut, aber es hat Spaß gemacht“, erinnert sich Till. Das war ja das Wichtigste.
Erst 2015 nahm seine leistungssportorientierte Karriere so langsam Fahrt auf: mit der schon erwähnten Probewoche am Stützpunkt in Neubrandenburg. In jener Woche setzte sich Till erstmals so wirklich mit Triathlon auseinander: mit der Sportart an sich, mit den Anforderungen, mit den Herausforderungen. Am Ende der Woche nahm Till am Test zur Aufnahme in den Landeskader von Mecklenburg-Vorpommern teil. Er war schlechter als die anderen Athlet*innen. Aber nicht so viel schlechter, als das er dies nicht aufholen könnte. „Das hat meinen Ehrgeiz noch einmal zusätzlich angestachelt“, sagt er.
Für einen Platz im Kader, im Internat und am Stützpunkt reichte es (noch) nicht. Aber er bekam einen Trainingsplan mit nach Hause. Und die Hoffnung, zum nächsten Schuljahr kommen zu dürfen, wenn er sich weiterentwickelt. Till ging also erst einmal weiterhin auf ein normales Gymnasium, arbeitet hart, viele Einheiten absolvierte er alleine. Heute sagt er rückblickend: „Die Zeit war nicht einfach.“
Dann wechselte er im Sommer 2016 auf das Sportgymnasium nach Neubrandenburg und an den Stützpunkt. Auch diese Zeit war nicht einfach, zumindest das erste halbe Jahr nicht. Tills Körper war die Trainingsbelastung nicht gewohnt, er hatte insgesamt 52 Krankheitstage über den ersten Herbst und Winter verteilt. Auch weil er zu viel wollte, Infekte nicht richtig auskurierte, Rückschläge erlitt. Unterkriegen ließ er sich davon jedoch nicht: „Für mich war es immer ein Traum, hier zu sein. Aufgeben war deshalb nie eine Option“, sagt Till. Und Triathlon war zu diesem Zeitpunkt längst zu seiner Leidenschaft geworden.
Und es stellten sich auch bald positive Ergebnisse ein. Im DTU-Jugendcup erreichte er 2017 die Ränge neun und fünf. Mit den Erfolgen stieg das Selbstvertrauen. Mit dem gestiegenen Selbstvertrauen wuchsen die Ziele. „Irgendwann hat man dann die Erwartung, vorne zu sein“, sagt Till. So weit war es dann spätestens 2019, zumindest auf nationaler Ebene.
Auf internationaler Ebene war 2019 eher ein Jahr, in dem er viel lernte. Nicht nur über Renngestaltung, auch über das Auftreten. „Da war ich eher der kleine Till als der selbstbewusste Till“, sagt Till, der allerdings als noch A-Jugendlicher im Junioren-Europacup gegen zum Teil zwei Jahre ältere und entsprechend reifere Athleten antrat.
Aus diesen Rennen (20. nach Radsturz in Olsztyn, 13. in Riga) hat er viel gelernt, viel Erfahrung mitnehmen können, an Sicherheit gewonnen. Nun hofft er darauf, sich 2021 in seinem letzten Junioren-Jahr für eine internationale Meisterschaft zu qualifizieren und dann zeigen zu können, dass er nicht nur älter, sondern auch erfahrener und reifer geworden ist.