Lisa Tertsch: "Wollte beim Laufen mal wieder die Sau rauslassen"
Ich habe die verpasste Olympia-Qualifikation nach einer Woche abgehakt.
Lisa, du bist erstmals Deutsche Meisterin der Elite auf der Sprintdistanz geworden. Was bedeutet dir der Erfolg?
Der Titel bedeutet mir sehr viel. Vor allem nach den letzten beiden Wettkämpfen, die nicht so gut liefen (die interne deutsche Olympia-Qualifikation und das Weltcuprennen in Arzachena, Anm. d. Red.). Ich bin total happy, dass ich zeigen konnte, was ich drauf habe.
War der Titelgewinn das Ziel?
Ich hatte gar kein spezifisches Platzziel. Ich wollte einfach ein gutes Rennen machen, wollte beim Schwimmen vorne mit aus dem Wasser kommen und beim Laufen mal wieder die Sau rauslassen (lacht).
Das mit dem Sau-rauslassen ist dir gelungen. War aber eher deine gutes Schwimmen der Schlüssel zum Erfolg?
Ja, definitiv. Das hat mich richtig glücklich gemacht. Beim Laufen bin ich ja ein bisschen verwöhnt, was das angeht (lacht). Aber beim Schwimmen ist es harte Arbeit. Mal klappt es, mal nicht. Ich bin happy, dass es diesmal geklappt hat.
Hast du vermehrt an deiner Schwimmleistung gearbeitet?
Im Becken schon. Da habe ich auch deutliche Fortschritte gemacht. Bisher ist es mir noch nicht so richtig gelungen, dies im Freiwasser umzusetzen. In Berlin hat es nun mal geklappt.
Du hast die vergangenen Wettkämpfe schon angesprochen, die nicht so gelaufen sind, wie du wolltest …
… heute ist es gelaufen, wie ich wollte (lacht).
War auch Frust über die verpasste Olympia-Qualifikation dabei? Oder war es eher die Motivation, zu zeigen, dass du es besser kannst?
Frust gar nicht. Ich wollte einfach wieder ein gutes Rennen machen. Ich habe die verpasste Olympia-Qualifikation nach einer Woche abgehakt. Ich weiß, dass ich gut drauf bin, das hat mein Training gezeigt. In Kienbaum hat es nicht so gut geklappt. Umso mehr habe ich mich über den Titel in Berlin gefreut.
Ein bisschen dran knabbern musstest du vermutlich schon.
Natürlich. Olympia war mein großes Ziel. Alles war auf den Qualifikationswettkampf in Kienbaum ausgerichtet. Da gibt es keine Ausreden, jede wollte an dem Tag fit sein. Es war klar, man musste in Bestform sein. Ich war nicht in Bestform. Die Gründe dafür muss ich noch suchen. Aber es geht weiter.
Kommende Woche folgt nun die U23-EM in Kitzbühel. Welche Erwartungen hast du?
Ich will so gut wie möglich schwimmen, beim Radfahren dabei bleiben und beim Laufen zeigen, was ich drauf habe. Das ist immer die Taktik fürs Rennen (lacht).
Das eine ist die Taktik, das andere sind die Wünsche und Träume.
Natürlich will ich gerne eine Medaille gewinnen. Platzziele setze ich mir allerdings relativ selten. Es geht immer darum, dass ich im Ziel kaputt bin und sagen kann, ich habe alles gegeben – oder ich habe gewonnen. So werde ich das auch in Kitzbühel angehen.
Gute Erinnerungen hast du an die U23-EM 2019. Du bist in Valencia Europameisterin geworden.
Das stimmt. In Kitzbühel sind es allerdings andere Strecken, viel kürzer. Mir liegen die längeren Strecken eher. Je länger es wird, desto stärker fühle ich mich.
Du bist 2019 auch WM-Dritte in der U23 geworden. Lassen sich Medaillen im U23-Bereich bei internationalen Meisterschaften mit einem Titelgewinn bei den Deutschen Meisterschaften der Elite vergleichen?
Uff. Darüber habe ich mir noch keinen Kopf gemacht. Ich nehme alles, wie es kommt. Heute ist einfach ein schöner Tag und ich bin glücklich, dass es geklappt hat. Ich vergleiche meine Erfolge ehrlich gesagt nicht.
Ich hatte auch schon Rennen, da habe ich mich total verausgabt und bin sehr zufrieden gewesen, obwohl für Außenstehende vielleicht die Platzierung nicht so gut aussah. Die Rennen können für mich persönlich dann trotzdem ein großer Gewinn sein, weil ich etwas gut gemacht habe, was ich mir zuvor vorgenommen habe, gut zu machen.