„Glücklich, nochmal die Chance bekommen zu haben“

Selina Klamt (Potsdam) ist eine von drei Juniorinnen, die die Deutsche Triathlon Union (DTU) bei den Weltmeisterschaften im schweizerischen Lausanne (29. August bis 1. September) vertreten. Im Interview spricht sie über ihre Leidenschaft für Gummienten, eine WM als Zuschauerin und darüber, was passiert, wenn sie merkt, dass andere etwas besser können.

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Es war unbeschreiblich. Ich habe im Ziel auch erst einmal geweint. Ich war so glücklich, dass ich es erneut geschafft hatte, nochmal die Chance bekomme, bei einer Junioren-WM zu starten.

Selina, du hast bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften in Grimma Ende Juni eine Triathlon-Gummiente am Stand der Deutschen Triathlon Jugend ergattert. Hast du diese noch?

Ja, die steht bei mir zu Hause neben dem Pokal für den Vizemeistertitel (Klamt belegte in Grimma Rang zwei bei den Juniorinnen, Anm. d. Red.). Sie hat also einen Sonderplatz bekommen (lacht).

Hast du mehrere Gummienten zu Hause?

Ja, so um die 50. Ich habe eine Sammelleidenschaft dafür. Die erste habe ich aus der Zeit, als ich Rückenschwimmen gelernt habe. Da wollte der damalige Trainer, dass wir uns eine Gummiente auf die Stirn legen, damit der Kopf ruhig im Wasser liegen bleibt.

Und dann sind immer mehr gefolgt …

Ja, ich nehme aus jedem Urlaub eine mit als Souvenir und bekomme auch immer mal wieder welche geschenkt. Von meinem Vater habe ich zum Beispiel eine Bayern-München-Gummiente erhalten.

Grimma war für dich nicht nur wegen der Triathlon-Gummiente eine Reise wert. Du hast dir dort auch den Startplatz für die Junioren-WM gesichert.

Ich habe mir im Vorfeld gar nicht so viele Gedanken dazu gemacht. Ich wusste, ich kann es schaffen. Ich wusste, ich habe es im Vorjahr schon geschafft. Aber ich wusste auch: Im Triathlon kann in einem Rennen so viel passieren. Das ist ganz anders als früher im Schwimmen.

Was war das für ein Gefühl, sich das Ticket zu sichern?

Es war unbeschreiblich. Ich habe im Ziel auch erst einmal geweint. Ich war so glücklich, dass ich es erneut geschafft hatte, nochmal die Chance bekomme, bei einer Junioren-WM zu starten.

2018 hattest du dich auch für die WM qualifiziert. Du konntest dann aber wegen eines Infektes an der Gold Coast (Australien) nicht starten und musstest die Rennen als Zuschauerin verfolgen.

Eine Woche vor der Reise war ich echt optimistisch, weil es mir schon wieder ganz gut ging. Der Arzt hat mir auch Hoffnung gemacht, dass es mit dem Start etwas werden könnte. Ich bin dann mit nach Australien geflogen. Aber die Reisezeit von 32 Stunden hat mich so fertig gemacht. Es ist dann wieder schlimmer geworden. Es war natürlich sehr traurig für mich. Es beschäftigt mich auch noch, aber ich weiß auch, dass ich es eh nicht ändern kann. Es war trotzdem schön, Teil der Nationalmannschaft zu sein und die anderen anfeuern zu können.

Bist du seitdem noch vorsichtiger geworden?

Ja. Wir reagieren mittlerweile bei jedem kleinen Anzeichen, zum Beispiel wenn der Puls mal höher ist als gewöhnlich. Wenn ich das Gefühl habe, mich nicht so gut zu fühlen, nehmen wir im Training gleich raus.

Du musstest im Spätsommer/Herbst 2018 sechs Wochen aussetzten, warst Anfang 2019 noch einmal krank. Trotzdem haben dir beim internen Qualifikationswettkampf für die Junioren-EM im Frühjahr 2020 gerade einmal sieben Sekunden für die EM-Qualifikation gefehlt.

Ich war überrascht, dass ich schon wieder so gut mithalten konnte. Aber im Nachhinein habe ich mich natürlich schon geärgert, dass ich den vierten Platz – und damit die EM-Qualifikation – so knapp verpasst habe. Vor allem, weil mir die Strecke in Weert gelegen hätte. Aber ich habe alles gegeben, was ich damals geben konnte und muss mich damit abfinden, dass es für mich nicht geklappt hat.

Dann hast du dir Ende Juni den Startplatz für die WM gesichert. Mit welchen Zielen gehst du in das Rennen in Lausanne?

Ich will das Potential abrufen, das ich habe. Wenn mir das gelingt, könnte ein Platz unter den ersten 20 drin sein.

Ich will das Potential abrufen, das ich habe. Wenn mir das gelingt, könnte ein Platz unter den ersten 20 drin sein.

Ich bin ja sehr klein (Klamt ist 1,58 Meter groß, Anm. d. Red.). Eigentlich zu klein für das Schwimmen. Ich bin zur siebten Klasse auf die Sportschule gewechselt. Am Ende der siebten Klasse hat mir mein Trainer schon gesagt, dass er mich im Schwimmen bei internationalen Meisterschaften nicht sieht und mir deshalb eine andere Sportart empfiehlt: Triathlon (Klamt hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen Triathlon gemacht, Anm. d. Red.). Ich habe dann noch ein Jahr als Schwimmerin gemacht und bin dann zum Triathlon gewechselt.

Ist dir der Wechsel schwer gefallen?

Nein, ich bin sehr ehrgeizig. Wenn ich sehe, dass andere Leute etwas besser können, dann versuche ich, heranzukommen.

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.