"Ob im See oder der Badewanne, kann ich nicht sagen"
Es ist auch klar, dass wir es nie allen recht machen können
Jan Philipp, was führt zu Änderungen in der Sportordnung?
Es gibt drei Punkte, die zu Änderungen in der Sportordnung führen. Erstens: Wir Kampfrichter merken während der Saison, dass an bestimmten Punkten Anpassungen notwendig sind oder werden darauf hingewiesen. Zweitens: Wir merken, dass etwas in der Sportordnung nicht klar formuliert ist oder sich nicht auf dem Stand der Technik befindet. Drittens: Der Weltverband World Triathlon ändert etwas. Wir sind dann gezwungen, diese Änderungen zu übernehmen oder zu begründen, warum wir die Anpassung nicht vornehmen. Hier wägen wir dann ab, inwiefern diese Änderungen für Nicht-Profi-Athlet*innen relevant sind.
World Triathlon hat angekündigt, nach den Olympischen beziehungsweise Paralympischen Spiele größere Änderungen einzuführen.
Das hat sich nun ein Jahr verschoben. Zudem fanden 2020 sehr wenige Wettkämpfe statt, es konnte also weniger optimiert werden. Daher fallen die Änderungen gegenüber der Sportordnung 2020 moderat aus.
Wie läuft dieser Prozess in der Technischen Kommission, die die Änderungen erarbeitet, ab?
Wir haben mit Bela Varga jemand in der Kommission, der in dieser Funktion auch bei World Triathlon aktiv ist. So bekommen wir Änderungen immer aus erster Hand mit. Da wir bei Wettkämpfen vor Ort sind, mit Veranstaltern im Austausch stehen, bekommen wir über die Saison mit, wo es harkt. Diese Punkte werden dann bei unseren monatlichen Treffen schon mal andiskutiert. Am Ende des Jahres haben wir dann einen Workshop der Technischen Kommission, in dem wir alle diese Punkte durchgehen und entscheiden, was wir ändern.
In der Sportordnung geht es um mehr als die Erklärung, was Triathlon ist. Wie tief müsst ihr thematisch in den einzelnen Themen drin sein?
Man muss schon einiges Wissen haben und lernt auch immer viel Neues. Wir können uns auch oft Rat bei den einzelnen Fachverbänden im Schwimmen, Radsport und in der Leichtathletik holen. Da orientieren wir uns an Dokumenten der Fachverbände.
Es ist aber auch so, dass wir viel selbst ausprobieren. Wenn es zum Beispiel um die Zulassung neuer Teile an einem Rad geht, dann bekommen wir solch ein Teil auch von einem Hersteller zugeschickt und dann probieren wird das auch aus. Uns wird ja schon mal vorgeworfenen, wir sind ein grüner Tisch, und entscheiden in der Theorie irgendwelche Dinge, von denen wir in der Praxis keine Ahnung haben. Das stimmt nicht. Wenn es um eine Änderung am Helm geht, dann probieren wir das auch aus. Ohne jetzt mit Karacho gegen einen Baum zu fahren. Um das zu testen, sind andere Institutionen da (lacht).
Ein gutes Beispiel ist auch, als es um die Einführung der Schwimmanzüge vor rund zehn Jahren ging.
Da ging es vor allem um die Frage, ob ein Anzug Auftrieb gibt und ob er luftdurchlässig ist. Das war vor meiner Zeit als Vizepräsident, aber ich weiß aus vielen Erzählungen, dass man es sich alles andere als leicht gemacht hat, Entscheidungen zu treffen. Das Thema hat die Technische Kommission lange beschäftigt. Und auch hier ist ausprobiert worden, ob die Anzüge Auftrieb geben. Ob im See oder der Badewanne, das kann ich allerdings nicht sagen (lacht).
Es sind nicht immer einfache Entscheidungen.
Nein, da wird auch viel diskutiert. Auch mal hitzig. Nochmal: Das wird nach außen nicht immer sichtbar, aber wir machen uns über jeden einzelnen Änderungsvorschlag viele Gedanken. Wir fragen uns immer: Haben wir ein Problem vorliegen? Aber es ist auch klar, dass wir es nie allen recht machen können.
In der Sportordnung 2021 hat es neben einigen eher formellen Änderungen eine größere Änderung gegeben.
Ja, für Para Athlet*innen wurde das Staffelformat mit aufgenommen, mit gleich vier verschiedenen Formaten. Ansonsten wurden gegenüber der Sportordnung 2020 hauptsächlich Formulierungen präzisiert.
Wie diese Formate aussehen, seht ihr in der Sportordnung 2021 unter Paragraph 94.