Im Meer die Angst vor dem Freiwasser besiegt
An einem Tag im August 2017 sitzt Kai Golowko mit einem guten Kumpel im Garten. Sie grillen, trinken ein paar Bier, reden über dies und das. Nicht alles davon ist ernst zu nehmen. Auch die Idee, mal wieder etwas Sportliches zu machen, an einem Triathlon teilzunehmen, ist am Anfang eher ein Hirngespinst. Doch dann setzen sie sich an den Computer, suchen im Internet nach einem Rennen und melden sich für einen Cross-Triathlon ein paar Wochen später an.
„Das war“, so sagt Kai nun, rund zweieinhalb Jahre später, „eine Schnapsidee in unserem körperlichen Zustand“.
Kai Golowko hat 20 Jahre keinen Sport gemacht. Dann meldet er sich 2017 für einen Triathlon an. Es wird ein Desaster. Aber das Desaster schreckt ihn nicht ab. Im Gegenteil. Es spornt ihn an, es nochmal zu versuchen. Er wird nicht nur ein Triathlet, sondern er bezwingt auch noch die Angst vor dem Schwimmen im Freiwasser.
An einem Tag im August 2017 sitzt Kai Golowko mit einem guten Kumpel im Garten. Sie grillen, trinken ein paar Bier, reden über dies und das. Nicht alles davon ist ernst zu nehmen. Auch die Idee, mal wieder etwas Sportliches zu machen, an einem Triathlon teilzunehmen, ist am Anfang eher ein Hirngespinst. Doch dann setzen sie sich an den Computer, suchen im Internet nach einem Rennen und melden sich für einen Cross-Triathlon ein paar Wochen später an.
„Das war“, so sagt Kai nun, rund zweieinhalb Jahre später, „eine Schnapsidee in unserem körperlichen Zustand“.
Die Premiere wird ein Desaster
Sein Kumpel und er gehen vorher zweimal pseudomäßig ins Fitnessstudio. Zur Gewissensberuhigung. Sie werden den Triathlon schon schaffen, reden sie sich ein. Es kommt dann anders. Ganz anders. Der Wettkampf, er wird, so drückt es Kai aus, „ein Desaster“. Kai hat nach zehn Kilometern eine Reifenpanne. Erst ärgert er sich. Dann ist er glücklich darüber. Denn so muss er sich nicht mehr weiterquälen. Er gibt auf. „Es war einfach eine total dumme Idee, ohne Vorbereitung in dem damaligen körperlichen Zustand an solch einem Rennen teilzunehmen.“ Er ist seit Jahren im Berufsleben stark eingespannt, hat Familie. Die Folge: fast kein Sport, er nimmt zu, der Blutdruck steigt. „Mir hat der Antrieb gefehlt. Ich habe es mehr oder weniger so akzeptiert“, sagt Kai und fügt an: „Ich habe es genossen, das Leben zu genießen.“
Kai ist sich nach dem Wettbewerb sicher, dass sein erster Versuch, einen Triathlon zu absolvieren, auch sein letzter war. Dann aber sitzt er den Nachmittag über im Zug auf dem Weg zu einem geschäftlichen Termin. Er hat viel Zeit, nachzudenken. Über das „Desaster“. Über Sport. Über Sport in seinem Leben. Irgendwann schreibt er seinem Kumpel eine Nachricht: „Aufgeben gilt nicht“. Sie melden sich für die Olympische Distanz 2018 am Tegernsee an.
Die Geschichte könnte an diesem Punkt ein schnelles und schönes Ende nehmen: Bessere Vorbereitung auf den zweiten Wettkampf, ein gutes Rennen, vom Triathlonfieber infiziert. Pro Jahr folgen seitdem vier, fünf oder sechs Wettkämpfe.
Die Angst vor dem schwarzen Loch
Doch so einfach ist es bei Kai Golowko nicht. Da ist nämlich noch diese Angst vor dem Schwimmen im Freiwasser - obwohl er als Kind und Jugendlicher fast zehn Jahre in einem Schwimmverein war.
„Eineinhalb Kilometer zu schwimmen, ist für mich eigentlich kein Problem“, sagt Kai über den Kai aus dem Jahr 2018 und fügt an: „Aber sobald ich im Freiwasser den Grund nicht mehr sehe, sondern ein schwarzes Loch, kommt Panik hoch. Da beschäftigen mich dann Fragen wie: Wenn du jetzt untergehst, wo gehst du dann hin?“ Rational ist seinem Problem nur schwer beizukommen. Er weiß, dass er schwimmen kann. Er weiß, dass er die Technik beherrscht, die Ausdauer hat. Er weiß auch, dass eigentlich nichts passieren kann. Aber wenn das Kopfkino erst einmal begonnen hat, wird das Schwimmen im offenen Wasser eine Tortur.
In gewisser Weise befindet er sich in einer Zwickmühle. Triathlon ist seine neue Leidenschaft. Wie viele Athleten strebt er auf immer längere Distanzen. Aber zugleich bedeuten längere Distanzen auch längere Schwimmstrecken und vor allem Schwimmen in offenen Gewässern. Er hat bei Wettkämpfen Glück, dass er in der Nähe des Ufers schwimmen kann oder das Wasser am Renntag sehr klar ist. So übersteht er das Schwimmen jedes Mal, irgendwie. „Ich konnte meine Angst aber nicht ablegen“, sagt Kai.
„Was ich einmal geschafft habe, kann ich wieder schaffen“
Doch dann folgt die wirkliche Herausforderung. Er meldet sich für den Ironman Barcelona an. Er trainiert viel im Wasser, schwimmt einmal vier Kilometer am Stück. Aber: Das Schwimmen, es findet im Meer statt. Kai ist in seinem Leben noch nie im Meer geschwommen. Noch nie. Bis zwei Tage vor dem Start des Ironman Barcelona. Da wagt er sich ins Meer, schwimmt rund 300 Meter. Er nennt es eher „ein bisschen rumpaddeln, um den Wellengang auf sich wirken zu lassen“. Es bleibt eine Restangst.
Eine Restangst, mit der er in seine erste Langdistanz startet. Kai hat sich einen Plan gemacht: Er teilt sich das Schwimmen ein. In kleine Einheiten, denkt nur von Boje zu Boje. 38 mal 100 Meter. Wie in einem Training. Mentale Leitplanken nennt er das. Kai rechnet, in welchem Abschnitt er sich befindet, konzentriert sich auf die Atmung, ist fokussiert. Er krault die 3,8 Kilometer durch. Komplett. Ein paar Stunden später finisht er seine erste Langdistanz. Er ist sehr glücklich.
Die Angst vor dem Schwimmen im Freiwasser, sie ist weg. Kai sagt: „Was ich einmal geschafft habe, kann ich wieder schaffen.“
Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.