Franks Kampf gegen Pfunde und Schicksalsschläge
Ich merkte: Wenn Du jetzt nichts änderst, ändert sich nie etwas. Wenn du so weitermachst, hast du drei Herzinfarkte bis zu deinem 50. Lebensjahr – wenn du dann überhaupt noch lebst.
Nach etwa der Hälfte der Schwimmstrecke beim Elbe-Triathlon Hamburg 2019 geriet Frank Hasenbein in Panik. Er, der vor dem Schwimmen großen Respekt, ja Angst gehabt hatte, war sich sicher, dass er die noch vor ihm liegenden 250 Meter nicht mehr schafft. „Ich dachte: Ich muss die Hände heben und signalisieren, dass ich Hilfe benötige“, erzählt Frank.
Die Panik im Wasser zu überwinden, war jedoch bei weitem nicht die härteste Herausforderung, die Frank, 52 Jahre alt, in seinem bisherigen Leben zu meistern hatte.
Vor acht Jahren erlebte er eine einschneide Lebenssituation mit dem Verlust eines Menschen, der ihn 13 Jahre lang begleite hatte. Nach 13 Jahren in der Komfortzone und 130 Kilogramm schwer, stellte sich Frank vor den Spiegel, und dachte: „Wenn Du jetzt nichts änderst, ändert sich nie etwas. Wenn du so weitermachst, hast du drei Herzinfarkte bis zu deinem 50. Lebensjahr – wenn du dann überhaupt noch lebst.“
Es waren Tiefschläge, die aber etwas Positives in ihm auslösten, ihn anstachelten. Frank beschloss, dass er in seinem Leben etwas ändern muss. Nicht, um anderen etwas zu beweisen, sondern für sich.
Frank begann, sich zu bewegen: Fitnessstudio, Spaziergänge, Radfahren. Zu Beginn schaffte er elf Kilometer. Nicht zu Fuß. Sondern mit dem Rad. „Heute kann ich darüber lachen, wie ich mich mit zwei Trinkflaschen ausgestattet auf den Weg gemacht habe“, sagt er. Damals waren die elf Kilometer für ihn eine Herausforderung. Eine wirkliche Herausforderung.
Er hatte sich ein Ziel gesetzt, die Teilnahme am Jedermannrennen bei den Cyclassics in Hamburg. „Viele Leute haben gesagt, das schaffst du eh nicht“, erzählt Frank. Das motivierte ihn zusätzlich. Er schaffte die Strecke. Ein paar Jahre später war er dann bei seinem ersten Triathlon am Start. Geschwommen war er bis zum Beginn seines triathlonspezifischen Trainings seit der Schulzeit nicht mehr. Entsprechend groß war sein Respekt vor der Schwimmstrecke. Nach der Hälfte schienen Respekt und Angst zu groß zu sein, er mit seiner Kraul-Brust-Technik, wie er seinen Schwimmstil nennt (es gelang ihm nicht, längere Strecken am Stück zu kraulen), überfordert.
Doch Frank schaffte es, seine Ängste zu überwinden. Er kam – zu seiner Überraschung und Freude – nicht einmal als letzte*r Athlet*in aus dem Wasser. Trotzdem sagt er: „Ich war froh, als das Schwimmen vorbei war.“
Eigentlich wollte Frank schon ein Jahr zuvor beim Elbe-Triathlon seinen ersten Ausdauerdreikampf bestreiten. Ein halbes Jahr hatte er sich auf den Wettkampf vorbereitet. Ein paar Wochen vor dem eigentlichen Wettkampf ließ er sich beim Arzt durchchecken. Er wollte nach Jahrzehnten der Fettleibigkeit und Unsportlichkeit nichts riskieren. Reine Routine, so dachte er. Der Arzt fand auch nichts in diese Richtung. Allerdings beunruhigten ihn geschwollene Lymphknoten an Franks Hals. Er schickte ihn zum Onkologen. Die niederschmetternde Diagnose: Ohrspeicheldrüsenkrebs.
„Die Diagnose hat mich komplett aus der Bahn geworfen“, sagt Frank. Der Tumor, das sollte sich schnell herausstellen, war gutartig. Trotzdem fiel Frank in ein Loch. Er haderte damit, dass er auf solch einem guten Weg war, kurz davor, mit dem Start bei einem Triathlon ein selbst gestecktes Ziel zu erreichen. Ein Ziel, das Jahre zuvor noch illusorisch klang. Vier Monate machte er nach der Diagnose und der folgendem Operation keinen Sport. Er nahm wieder zu, über zehn Kilogramm. Alle Mühen schienen vergebens gewesen zu sein. Doch auch dank der Unterstützung eines Freundes, der ihn auf dem Weg zu seinem ersten Triathlon unterstützte, gelang es ihm, das Training wieder aufzunehmen. Obwohl er „praktisch wieder bei null angefangen musste“.
Das Radfahren und das Laufen beim Elbe-Triathlon verliefen gut. Als Frank das Ziel erreichte, übermannten ihn die Gefühle. Er brach in Tränen aus. Aus Freude, die Herausforderung bewältigt zu haben, einen Meilenstein in seinem neuen Leben erreicht zu haben. „Es war ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt er.
Schon 2020 hätte Frank gerne weitere Wettkämpfe absolviert. Nun hofft er auf 2021. Denn: „Triathlon ist eine mega geile Sportart. Das kann es noch nicht gewesen sein. Man kann alles schaffen, wenn man an sich glaubt.“
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