Nach Athrose und Bandscheibenvorfall zum Triathlon-Glück

Bettina Putzig war schon immer sportlich. Dann bekam sie innerhalb von ein paar Jahren erst Hüftarthrose, dann einen Bandscheibenvorfall. Es schien das Ende ihrer sportlichen Karriere. Aber irgendwie ging es dann mit dem Sport erst richtig los. "Triathlon ist das Beste, was mir passieren konnte", sagt sie.

Bettina Putzig
Ich bin ein Pitbull.
Bettina Putzig

Hüftarthrose beidseits mit Aussicht auf ein künstliches Gelenk - und das mit Ende 40. Sollte das das Ende eines sportlich aktiven Lebens sein? Für Bettina Putzig, eine ehemalige Leistungssportlerin, die gerade erst ein weiteres sportliches Ziel (einen Marathon vor dem 50. Lebensjahr zu laufen) abgehakt hatte, eine niederschmetternde Diagnose. Ein Arzt empfahl eine Operation. Bettina wollte nicht operiert werden. „Mit Anfang 50 wollte ich keine künstliche Hüfte“, sagt sie. Ihr half ausgerechnet etwas, was sie vorher eher für Quatsch hielt: Stretching, Relaxing, Yoga. Drei Monate später hatte sie die Probleme im Griff.

Ein paar Jahre später die nächste niederschmetternde Diagnose: Bandscheibenvorfall. Wieder bekam sie eine Operation nahegelegt. Wieder wollte sie die Operation umgehen. Sie und der Arzt einigten sich darauf, dass sie 14 Tage Zeit bekommt. 14 Tage, um eine andere Lösung zu finden. Bettina ging in ihr Fitnessstudio, fragte ihren Trainer: „Kannst du dir etwas einfallen lassen?“ Er konnte. Als sie 14 Tage später wieder mit ihrem Arzt sprach, waren die Beschwerden zwar nicht weg. Aber sie hatten sich deutlich gebessert. „Ich konnte wieder gehen, ohne einen Fuß hinterher zu schleifen“, sagt sie. Bettina schaffte es also erneut, der Operation zu entgehen.

Trotzdem war sie an einem Punkt angelangt, an dem sie endgültig dachte, dass ist es mit der Lauferei gewesen.

Sie Irrte sich. Erneut.

Ihr Bruder animierte sie, mit ihm in ein Schwimmcamp für Triathlet*innen zu fliegen. Bettina, zu dem Zeitpunkt 51 Jahre alt, keine wirklich gute Schwimmerin, rief bei den Veranstaltern an. Ob man auch als Einsteigerin mitkönne. Man konnte. Trotzdem fühlte sie sich im Flugzeug „bescheuert“, umgeben von lauter Triathlet*innen. Am Ende des Camps konnte sie immerhin eine Bahn durchkraulen.

Als sie ein paar Wochen später bei einem Triathlon den Schwimmpart in einer Staffel übernahm, fragten die Leute von der DRLG sie zweimal, ob sie nicht aufgeben wolle. Bettina war mit Abstand die langsamste Schwimmerin. „Vielleicht war das damals ein etwas übermütiges Unterfangen“, sagte sie und lacht.

Doch Bettina gab nicht auf. Nicht während des Wettkampfes. Und auch nicht danach. Sie gibt eigentlich nie auf. Sie kämpft immer weiter. Sie sagt über sich: „Ich bin ein Pitbull.“

Ein Jahr später war sie wieder in dem Trainingscamp dabei. Am Ende konnte sie 200, 300 Meter am Stück Kraulen. Anschließend startete sie erstmals bei einem Triathlon über die Sprintdistanz.

Und dann kam der Tag, der das (Triathlon-)Leben von Bettina endgültig auf den Kopf stellte. Ein Bekannter fragte sie, ob sie Zeit habe, ihm bei der Öffnung der Online-Anmeldung für den DATEV Challenge Roth einen Startplatz für das kommende Jahr zu besorgen. Sie sagt zu, gab die Aufgabe dann aber an ihren Sohn weiter. Ihr Sohn hatte Probleme bei der Anmeldung. Er meldete anstatt dem Bekannten seiner Mutter seine Mutter an.

So hatte Bettina plötzlich einen Startplatz für ein Langdistanzrennen. Ausgerechnet Bettina, die immer noch nicht gut Kraulen konnte, bis dahin erst einen Wettkampf absolviert hatte und gar nicht wusste, was das eigentlich ist, eine Langdistanz. „Ich hatte mich vorher nicht mit dem Thema Langdistanz beschäftigt, kannte das Rennen in Roth überhaupt nicht“, erzählt sie: „Aber allen, denen ich davon erzählt habe, haben mich beneidet, meinten, dass sei wie ein Sechser im Lotto.“

Bettina beschloss, den Sechser im Lotto anzunehmen. Sie hatte ein Jahr zur Vorbereitung, nutzte diese intensiv („Das war eine geile Zeit“), finishte schließlich 2018 den DATEV Challenge Roth, gewann 2019 beim Allgäu Triathlon, wo sie teilnahm, um Jan Frodeno mal live zu sehen, ihre Altersklasse.

Was aber noch viel wichtiger ist als das Finish in Roth, als der Sieg in ihrer Altersklasse im Allgäu, als Jan Frodeno live zu sehen: Seit Bettina Triathlon macht, geht es ihr gesundheitlich deutlich besser. „Ich habe deutlich weniger Schmerzen als zuvor“, sagt sie.

Sie ist sehr froh, dass sie den Weg zum Triathlon, zu der Sportart, die mittlerweile ihre Leidenschaft ist, die ihr so viel Spaß macht, die ihr so viele tolle Begegnungen mit anderen Menschen schenkt, gefunden zu haben. „Es ist das Beste, was mir passieren konnte“, sagt Bettina. Und fügt lachend an: „Man ist nie zu alt für neue Ziele.“

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.