"Muss aus der Perspektive von Sportler/innen für Sportler/innen denken"

Urban Scheld ist Organisator des Eifeler Cross-Duathlon, in dessen Rahmen am kommenden Samstag (23.Oktober) die Deutschen Meisterschaften im Cross-Duathlon stattfinden. Wir haben mit ihm über den Zeitgeist der Anfangsjahre, zu schwere Strecken und Top-Ten-Platzierungen in Hawaii gesprochen. Die Startliste der DM findet ihr hier.

Urban Scheld
Duathlon Schleiden
Die jetzigen Strecken sind auf jeden Fall meisterschaftswürdig und müssen sich unter den Strecken im deutschen Cross-Duathlon sicherlich nicht verstecken.
Urban Scheld

Urban, du bist 2019 bei der XTERRA-WM auf Hawaii gestartet.

Es war schon ein besonderes Erlebnis in 36 Jahren Triathlon, sich für Hawaii zu qualifizieren. Natürlich will man auch eine gute Platzierung erreichen, wohlwissend, dass viele gute Athleten am Start sind.

Am Ende haben dir acht Sekunden für eine Top-Ten-Platzierung in der Altersklasse 55 gefehlt.

Das Erreichen eines Top-Ten-Rangs wäre natürlich ein Traum gewesen. Aber da ich davon nicht weit weg war und es insgesamt eine große und beeindruckende Sache gewesen ist, dabei zu sein, war ich nicht allzu traurig.

Du bist ja eher im Cross-Bereich unterwegs als im „normalen“ Triathlon.

Das stimmt. Aber vielleicht kippt das auch mal wieder. Aber eigentlich sehe ich meine Zukunft eher im Cross.

Dabei bist du eher durch Zufall zum Cross-Duathlon/-Triathlon gekommen.

Ja. Die ersten Jahre habe ich mich gedrückt, weil ich die Strecken zu schwer fand. Dann war ich mal bei einem Veranstaltertreffen in Zittau der Xterra German Tour eingeladen. Da dachte ich mir: Wenn ich schon nach Zittau fahre, dann mache ich auch bei dem Wettkampf mit.

Du bist nicht nur Triathlet, sondern seit Jahren auch im Organisationsteam des Duathlons in Schleiden. Was treibt dich an?

Ich bin seit 1984 im Triathlon unterwegs. Ich finde, dass der Zeitgeist der Anfangsjahre an vielen Stellen verloren gegangen ist. Die Athlet*innen kommen zu den Rennen – und sind dann schnell wieder weg. Das gemeinsame Herumstehen und Erzählen nach dem Zieleinlauf, findet kaum noch statt. Es sei denn, ich bin bei den falschen Rennen. Dem Konkurrenten im Rennen die Hacken zu zeigen und danach gemeinsam zu sitzen und zu feiern, dass ist das, was ich mag. Daher mag ich Veranstaltungen, bei denen es sehr familiär zugeht.

Das versucht ihr dann sicherlich auch bei eurem Wettkampf hinzubekommen?

Ich bin zufrieden, wenn der Wettkampf bei den Teilnehmer*innen gut ankommt und es im Nachhinein sehr viel positives Feedback gibt. Dann merkt man, dass es den Teilnehmer*innen sehr viel Spaß gemacht hat. Und das ist doch wunderbar. Man versucht als Veranstalter den Teilnehmer*innen auch immer etwas Besonders zu bieten. Ich und viele andere aus dem Organisationsteam sind selbst als Athlet*innen bei Wettkämpfen am Start. Und wir fahren natürlich am liebsten zu Wettkämpfen, die gut organisiert sind. Und wenn man das erwartet, sollte man auch selbst qualitativ hochwertige Veranstaltungen anbieten.

Man darf also den Blick aus der Sicht des Aktiven nicht vernachlässigen.

Man muss aus der Perspektive von Sportler*innen für Sportler*innen denken. Natürlich kann man es sich als Veranstalter einfach machen und an gewissen Dingen sparen. Aber so etwas geht immer zu Lasten der Qualität des Rennens zum Nachteil der Teilnehmer*innen.

Wie ist die Veranstaltung in Schleiden entstanden?

Wir haben in den 1980er Jahren hier schon Veranstaltungen gehabt. Wir nannten es zunächst Wintertriathlon, was es eigentlich nicht ganz trifft. Das Schwimmen fand im Schwimmbad statt. Zwei Stunden später ging es dann nach der Gundersen-Methode mit Mountainbiken und Laufen weiter. Bei der zweiten und dritten Auflage hieß es dann aber schon Cross-Triathlon. Die Veranstaltung ist dann nach drei Austragungen wieder eingestellt worden. 1997 hat uns der Vereinsvorsitzende dann gefragt, ob wir zum 90-jährigen Vereinsjubiläum nicht eine Veranstaltung ausrichten können. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten haben wir uns gegen einen Triathlon und für einen Cross-Duathlon entschieden.

Ist es zeitlich ein deutlicher Mehraufwand, eine Deutsche Meisterschaft zu organisieren?

Das ist schwer zu sagen. Vor sechs Jahren, als wir schon einmal in Schleiden die Deutsche Meisterschaft im Cross-Duathlon ausgerichtet haben, habe ich mal grob meine Stunden gezählt. Ich bin – ohne das Rennwochenende an sich – auf knapp 300 gekommen. Diesmal ist es nicht ganz so viel, weil wir auf unsere Erfahrungen von 2015 zurückgreifen können. Sicherlich ist es so, dass man bei einer Deutschen Meisterschaft etwas Besonderes machen will.

Das wird dann auch von den Teilnehmer*innen honoriert.

Wenn man etwas gut macht, bekommt man immer viel positive Resonanz. Wir haben uns nach den Deutschen Meisterschaften 2015 zum Beispiel entschlossen, komplett neue Strecken zu entwerfen. Der Zuspruch war in den letzten Jahren sehr positiv. Die jetzigen Strecken sind auf jeden Fall meisterschaftswürdig und müssen sich unter den Strecken im deutschen Cross-Duathlon sicherlich nicht verstecken.

Die Flutkatastrophe im Juli dieses Jahres hat auch Schleiden getroffen, unter anderem wurden auch Teile der Strecke und der Sportplatz beschädigt. Das Eventgelände wurde wiederhergerichtet, die Probleme an den betroffenen Streckenabschnitten behoben. Das Organisationsteam wird den finanziellen Überschuss, der sonst in die Abteilung des Vereins gesteckt wird, in diesem Jahr unter dem Motto „#gemeinsamstark – wir sammeln für Schleiden“ für sportliche Projekte in Absprache mit der Stadt Schleiden im Kernort Schleiden spenden.