"Ich lerne auch mit 77 noch dazu"

Steffen-Luis Neuendorff ist einer von zwölf deutschen Athlet*innen (plus zwei Elite-Starter*innen), die bei den Weltmeisterschaften im Winterduathlon (3./4. Februar) und im Wintertriathlon (5./6. Februar) in Andorra am Start sind. Im Interview verrät der 77-Jährige, warum er noch immer aktiv ist, warum er eine (zu kleine) Jacke des japanischen Triathlonverbands besitzt und berichtet, wie es ist, gegen einen guten Freund Wettkämpfe zu bestreiten.

Steffen-Luis Neuendorff
Ich habe als Zeichen der Freundschaft mit einem Japaner die Trainingsjacke getauscht. Jetzt habe ich eine Trainingsjacke des japanischen Verbands, die mir leider viel zu klein ist. Aber es sind tolle Erinnerungen.
Steffen-Luis Neuendorff

Steffen-Luis, du bist 77 Jahre alt. Warum bist du noch immer aktiv?

Ich bin noch immer ziemlich fit, fühle mich gut. Meine Motivation ist noch immer hoch. Und ich lerne immer noch dazu. Beim Skaten etwa versuche ich, meine Technik immer weiter zu verfeinern. Ich muss den körperlichen Rückgang und die Grenzen der Leistungsfähigkeit natürlich akzeptieren. Aber es ist ein tolles Gefühl, fit zu bleiben. Körperlich und geistig. Ich bin Psychologe und arbeite noch. Diese Kontinuität in meinem Leben tut mir gut.

Du bist schon sehr lange aktiv.

Ich mache seit über 30 Jahren Triathlon (zuvor war Steffen-Luis Leichtathlet und lief die 5000 Meter in etwa 15 Minuten, Anm. d. Red.). Der Sport hat mir viel gegeben, und ich habe durch den Sport viel gelernt. Zum Beispiel, mit Enttäuschungen umzugehen. Ich habe erkannt, dass man auf den Körper hören muss. In jüngeren Jahren wollte ich manchmal zu viel. Das hat dann meistens eine Verletzung nach sich gezogen. Da erkennt man: Es klappt nicht alles so, wie es der Kopf will. Aber ich habe viel erreicht, habe 15 internationale Titel gewonnen.

Laut deinem Profil auf der Webseite des Weltverbands World Triathlon sind es sogar 16 internationale Titel.

Es war und ist eine tolle Zeit, ich möchte nichts davon missen. Jeder Wettkampf ist eine Herausforderung. Das Tolle ist: Die Vorbereitung ist wie ein Jungbrunnen. Ich nehme ab, spüre meinen Körper. Mir ist aber auch das Soziale wichtig. Ich bin gerne mit der deutschen Altersklassen-Nationalmannschaft unterwegs und war durch den Triathlon schon in so vielen Ländern, habe viele Sportler*innen und Sportler kennengelernt, Freundschaften geschlossen. Zum Beispiel mit einem Japaner. Wir haben als Zeichen der Freundschaft die Trainingsjacke getauscht. Jetzt habe ich eine Trainingsjacke des japanischen Verbands, die mir leider viel zu klein ist. Aber es sind tolle Erinnerungen.

Was nimmst du dir für die WM vor?

Ich will gewinnen. Mein Konkurrent ist ein Österreicher, mit dem ich gut befreundet bin.

Wie ist es denn, mit einem Freund um den Titel zu kämpfen?

Für das Rennen vergisst man alles (lacht). Es streng sich jeder an, und der Bessere gewinnt.

Ihr seid euch nach dem Wettkampf also nie böse?

Auf keinen Fall. Es gilt Fair Play.

Die deutschen Teilnehmer*innen