Brigitte macht Triathlon - trotz Diabetes

Brigitte wollte sich mit ihrem ersten Triathlon einen Traum erfüllen. Der Wettkampf war dann allerdings eine ganz harte Nummer. Sie fühlte sich schon vor dem Rennen schlapp, ein Arzt diagnostizierte hinterher Typ 1, Diabetes. Brigitte brauchte, um mit der Diagnose klarzukommen. Sie ließ sich aber davon nicht von ihrem großen Ziel Langdistanz abbringen.

Brigitte Zacher
Ich dachte, das war es jetzt – mit den sportlichen Träumen
Brigitte

Den Moment des Zieleinlaufs bei ihrem ersten Triathlon hat sich Brigitte über Jahre hinweg in Gedanken ausgemalt und vorgestellt. Diesen Moment, wenn es geschafft ist. Wenn die Emotionen sie übermannen. Wenn die Glücksgefühle sich ihren Weg bahnen. „Ich wollte das unbedingt einmal selbst erleben und fühlen“, sagt Brigitte.

Der Zieleinlauf beim Allgäu Triathlon 2019, ihrem ersten Triathlonwettkampf, war dann auch in etwa so, wie sie sich das in all den Jahren zuvor, als sie als Zuschauerin und Unterstützerin ihres Mannes dabei war, ausgemalt und vorgestellt hatte.

Aber: Brigitte fühlte sich schon in den Wochen vor dem Wettkampf schlapp. Vier Monate später diagnostizierte ein Arzt dann: Typ 1, Diabetes. Der Arzt sagte: „Sie können heute ihren zweiten Geburtstag feiern.“ Brigitte dachte: „Das war es jetzt – mit den sportlichen Träumen.“ Es habe ihr, so erzählt sie, in diesem Moment den Boden unter den Füßen weggezogen.

Brigitte, die immer die Starke war, nie Schwäche(n) zeigte, die immer für ihre Familie da war, die ihren Mann und die Kinder bestmöglich unterstützte, fühlte sich plötzlich schwach und hilflos. „Es war ganz schwer, weiterhin so zu tun, als ob ich die Starke bin. Ich fühlte mich nicht mehr als die Starke. Ich stand vor einem tiefen schwarzen Loch.“

Brigitte schaffte es jedoch, aus dem tiefen schwarzen Loch wieder herauszukrabbeln. Mut gaben ihr dabei der Sport und Geschichten anderer (Tri-)Athlet*innen, die gleiche oder ähnliche Schicksalsschläge überwunden hatten. Der Slogan „Die Krankheit besiegt mich nicht. Ich bin der Boss über mein Leben“ wurde zu ihrem neuen Leitmotiv.

Auch wenn dieses Leben natürlich anders ist als vor der Erkrankung. Brigitte muss ihre Trainingseinheiten immer mindestens 24 Stunden im Voraus planen, die Insulinzufuhr entsprechend anpassen, stets genug Traubenzucker und Energieriegel einpacken. „Sich spontan mit einer Freundin zu einer Radausfahrt verabreden, das geht nicht“, sagt die 43-Jährige. Man merkt ihr an, dass sie unter dieser Einschränkung leidet. Unterkriegen lässt sie sich davon jedoch nicht.

Dieses Jahr möchte sie ihre erste Olympische Distanz absolvieren. Ihr Lebenstraum ist eine Langdistanz. Beziehungsweise der Moment der Ziellinienüberquerung bei einer Langdistanz. Brigitte wäre damit nicht der erste Mensch mit Typ 1, Diabetes, dem das gelingt. Aber es wäre trotzdem eine tolle Geschichte. Eine tolle Geschichte, mit Blick auf ihre Erkrankung. Und eine tolle Geschichte, wenn man bedenkt, dass sie bis vor zwei Jahren bei Triathlonwettbewerben nur als Zuschauerin dabei war.

Ihr Mann startet seit Jahren bei Wettkämpfen. Brigitte war stets dabei, traute sich einen Start jedoch nicht zu. Über Jahre sagte sie sich: „Ich kann das eh nicht.“ Sie hatte Respekt vor dem Rennradfahren, Respekt davor, drei Disziplinen in Folge zu absolvieren. „Natürlich war da auch die Aufgaben der Erziehung der Kinder. Aber irgendwie schiebt man so etwas auch gerne vor“, sagt sie.

Jedes Mal, wenn sie als Zuschauerin und Unterstützerin dabei war, war sie von den Gefühlsausbrüchen bei den Zieleinläufen vieler Athlet*innen fasziniert und berührt. Und fragt sich zugleich: „Warum stelle ich mich so an? Ich will so etwas doch auch mal erleben.“ Kurz nach dem Allgäu Triathlon 2018 beschloss sie, im kommenden Jahr dort zu starten.

In kleinen Schritten tastete sie sich an den Triathlon heran, unterstützt von ihrem Mann, der nicht nur die Rolle des Motivators und des Mutmachers, sondern auch des Trainers übernahm. „Er hat mich sehr gut unterstützt.“ Die Vorbereitung lief anfangs super, Brigitte freute sich auf den Wettkampf.

Dann, plötzlich, fühlte sie sich zunehmend schlapper, ihre Leistungen verbesserten sich nicht weiter. Sie verschlechterten sich eher. Brigitte zweifelte einerseits („Ist ein Triathlon doch zu viel für mich?“). Andererseits trainierte sie einfach weiter, nahm die körperlichen Probleme nicht ernst. Bis sie nach ihrem ersten Triathlon, bei dem sie nur unter größten Kraftanstrengungen das Ziel erreichte, von einem Arzt die Erklärung für ihre körperlichen Beschwerden bekam …

Du hast auch eine tolle, spannende oder witzige Geschichte zu erzählen, wie du zum Triathlon gekommen bist? Oder Verletzungen/Krankheiten oder besondere Momente/Ereignisse haben dich erst recht angespornt, (weiter) aktiv zu sein? Dann schreibe uns eine E-Mail an medien@dtu-info.de. Und vielleicht erscheint hier bald deine Geschichte.