"Ich will Gold bei den Paralympics gewinnen"

Max Gelhaar ist eine der deutschen Medaillenhoffnungen der Deutschen Triathlon Union (DTU) für die Paralympics im Paris im kommenden Sommer. Wir haben mit dem 26-Jährigen über Training auf der Rolle zu nachtschlafender Zeit, Perfektionismus und Gold-Träume gesprochen.

2023 Besancon Gelhaar

Max, du bist Leistungssportler und gleichzeitig auch berufstätig. Wie koordinierst du beides?

Mein Terminkalender ist bis Ende März (das Interview ist Ende Januar geführt worden, Anm. d. Red.) komplett voll. Sport und Beruf zu kombinieren, auch wenn ich meine Arbeitszeit für dieses Jahr auf 30 Stunden pro Woche reduziert habe, ist schon eine große Herausforderung. Ehrlich gesagt gibt es Tage, an denen ich mich frage, wie ich das alles schaffen soll. 

Und? Wie schaffst du das?

Es ist nicht immer einfach, aber man muss es wollen. Es gibt Belastungstage, da bleibt mir abends eine Stunde Zeit auf der Couch, in der ich mal entspannen kann.

Gestern zum Beispiel hatte ich zwei Trainingseinheiten und war im Büro (Max arbeitet als Instandhaltungskoordinator in der Energieversorgung, Anm. d. Red.). Ich bin um 3:15 Uhr aufgestanden, war dann bis 5:30 Uhr auf der Rolle, bin anschließend ins Büro gefahren und war dann noch schwimmen. Um 19:00 Uhr bin ich aus dem Wasser raus – und dann um kurz nach halb neun auf der Couch beim Handballschauen eingeschlafen.

Stehst du regelmäßig um kurz nach drei auf?

Solche Tage sind zum Glück eher die Ausnahme, das mache ich nur zwei, drei Mal im Monat.

Normalerweise brauche ich viel Schlaf, eigentlich acht bis zehn Stunden pro Nacht. Ich bin jemand, der immer 110 Prozent gibt. Im Job und im Sport. Ich möchte alles immer perfekt machen.

Scheiterst du manchmal beim Versuch, alles perfekt machen zu wollen?

Scheitern gehört natürlich dazu. Es gibt sicherlich Tage, an denen läuft es nicht wie gewünscht, weil die Belastung zu hoch ist.

An den vergangenen Paralympics konntest du nicht teilnehmen, da deine Schadensklasse nicht im Programm stand. Deshalb hast du, nach einer aus deiner Sicht nicht besonders gut verlaufenen Saison 2019, deine Karriere beendet und dich auf deine Ausbildung konzentriert. Wie schwer ist dir die Entscheidung damals gefallen?

Ich habe mich davor zwei Monate lang damit beschäftigt. Es war natürlich keine leichte Entscheidung. Aber es war – das kann ich rückblickend sagen – sicherlich keine schlechte Entscheidung.

Du würdest also sagen, die knapp dreijährige Auszeit – dein internationales Comeback hast du im August 2022 gegeben – war gut für dich?

Ich denke schon. Zum einen konnte ich in dieser Zeit viel berufliche Erfahrung sammeln und habe daraus viel für den Sport mitnehmen können, bin zum Beispiel noch strukturierter geworden, was mir derzeit sehr hilft.

Zum anderen hat mir der Abstand zum Leistungssport gut getan. Ich war so viele Jahre Leistungssportler, habe 2007 mit Schwimmen begonnen, bin knapp zehn Jahre später zum Triathlon gewechselt. Das war schon ein langer Zeitraum, und ich habe es genossen, mal Zeit für andere Dinge zu haben. Dieser Abstand zum Leistungssport hat dazu beigetragen, das Feuer in mir neu zu entfachen.

Lass uns auf das paralympische Jahr blicken. Die Qualifikation für Paris hast du so gut wie sicher, also kannst du dich schon mit den Spielen beschäftigen. Wie läuft’s?

Ich bin aktuell besser in Form als bei der WM in Pontevedra im vergangenen Jahr (dort belegte Max Rang zwei, Anm. d. Red.). Das Podium ist in Paris mein Minimalziel. Aber eigentlich will ich Gold gewinnen.

Denkst du schon über Paris hinaus, wirst du bis zu den Paralympics 2028 weitermachen?

Die Frage stelle ich mir öfter. Vom Alter her ist es sicherlich möglich. Aber ich möchte mich jetzt erst einmal voll auf Paris konzentrieren, meinen kompletten Fokus auf die Spiele legen. Was ich aber sagen kann: Ich werde auf jeden Fall nicht nach Paris aufhören.