"War noch nie so gerührt und bin in Tränen ausgebrochen"
Körperlich hat mir der Wechsel zwischen Lernen und Sport sogar gut getan, um den Kopf freizubekommen.
Marielle, du hast dich dieses Jahr für die Junioren-WM und –EM qualifiziert und zudem den DTU-Jugendcup in Jena gewonnen. Eine bislang traumhafte Saison, oder?
Es ist auf jeden Fall besser gelaufen als gedacht, und ich habe nicht mit einem solchen Saisonverlauf gerechnet. Es war immer ein Traum, sich für eine internationale Nachwuchsmeisterschaft zu qualifizieren. Super, dass es jetzt geklappt hat.
Die WM-Qualifikation war also kein Muss-Ziel für dich?
Nein, ich habe dieses Jahr mein Abitur geschrieben, darauf lag natürlich ein großer Fokus, und ich wusste nicht, wie das alles wird. Ich habe einfach versucht, im Sport das Beste rauszuholen.
Wie hart war die Doppelbelastung Lernen und Sport?
Für die Psyche war es nicht einfach. Körperlich hat mir der Wechsel zwischen Lernen und Sport sogar gut getan, um den Kopf freizubekommen. Man kann ja nicht den ganzen Tag nur trainieren oder nur lernen. Ehrlich gesagt, fand ich die Abwechslung sogar ganz cool.
Klingt so, als solltest du dir einen anspruchsvollen Studiengang suchen.
(lacht) Auf jeden Fall einen, der mich beschäftigt.
Das WM-Ticket für Hamburg hast du dir beim Junioren-Europacup in Caorle (ITA) gesichert. Wie besonders war der Moment, als für dich klar war, dass du die Voraussetzungen für einen WM-Start erfüllt hast?
Ich war in meinem Leben noch nie so gerührt und bin in Tränen ausgebrochen. Da ist einfach eine große Last von meinen Schultern gefallen.
Es war erst mein zweites internationales Rennen, ich hatte vor dem Start doch etwas Bammel. Als ich das Ziel erreicht hatte, hat sich das doch sehr befreiend angefühlt.
Für die WM-Qualifikation hat der Finaleinzug ausgereicht. Am Tag darauf im Endlauf bist du Zwölfte geworden. Überrascht?
Ich hätte nach dem Halbfinallauf nie gedacht, dass ich am folgenden Tag noch zu solch einer Leistung in der Lage bin. Ich konnte mir nach dem Halbfinale nicht mal vorstellen, am kommenden Tag zu starten, so kaputt war ich. Aber der Kick, das Flow-Gefühl und die Emotionen haben dann ein unglaubliches Rennen möglich gemacht.
Mit welchen Gefühlen blickst du nun Richtung Hamburg?
Mit sehr gemischten Gefühlen. Die Vorfreude ist extrem groß. Ich bin aber auch sehr nervös, da ich Deutschland bei einer internationalen Meisterschaft repräsentieren darf. Ich versuche, in den kommenden Tagen bis zum Start die perfekte Mischung zwischen Vorfreude und Aufregung zu finden.
Wie machst du das?
Das muss ich auch erst noch rausfinden (lacht). Es ist ja schließlich mein erstes Riesenevent. Aber ich werde versuchen, mir selbst treu zu bleiben und auf mein Bauchgefühl zu hören.
Was glaubst du, wird bei der WM der tollste Moment für dich sein?
Ich versuche, noch nicht so viel an das Rennen zu denken, daher ist es schwer zu sagen. Was ich aber sagen kann: Ich freue mich, dass wir in Hamburg für mehrere Tage mit den Elite-Athletinnen und –Athleten zusammen sind und einige Berührungspunkte haben werden.
Welche Ziele hast du für das WM-Rennen?
Die möchte ich nicht verraten.