Der Umsteiger
Ich hatte den Gedanken, zum Triathlon zu wechseln, schon öfter. Ich habe mich allerdings nie getraut, das durchzuziehen.
In der Zeit des ersten Corona-Lockdowns ist Jonas Mier viel laufen gegangen und war ab und an Rad fahren. Laufen und Radfahren waren für ihn seinerzeit eigentlich nur Ersatzsportarten, um seine Ausdauer nicht zu verlieren. Seine eigentliche Sportart, Schwimmen, konnte er aufgrund der Coronaverordnungen nicht ausüben. Doch er stellte fest, dass ihm das Laufen und das Radfahren von Tag zu Tag mehr Spaß machten. Oder, um es mit Jonas‘ Worten auszudrücken: Er merkte, „wie geil das ist“. So geil, dass dies einen Prozess in Gang setzte. Einen Prozess, den er als Schwimmer begann und als Triathlet beendete.
„Ich hatte den Gedanken, zum Triathlon zu wechseln, schon öfter“, sagt Jonas und fügt an: „Ich habe mich allerdings nie getraut, das durchzuziehen.“ Diesmal sollte er sich trauen.
Jonas verschrieb sich früh dem leistungsorientierten Schwimmen. Er ging auf eine Sportschule, erst in Rostock, später in Berlin, trainierte zehn Mal die Woche. Nur sonntags hatte er trainingsfrei. 2013 wurde er Deutscher Jahrgangmeister im Rücken-Mehrkampf. Bei Deutschen Meisterschaften im Freiwasser gewann er jedes Jahr in seiner Altersklasse eine Medaille. Einmal, 2014, stand er bei der Siegerehrung sogar auf dem obersten Podest. Er träumte von einer Teilnahme an internationalen Meisterschaften im Nachwuchsbereich. Ein Traum, der ihm verwehrt blieb. Jahr für Jahr. So wuchs über die Jahre die Erkenntnis, dass es für die internationale Spitze nicht reichen wird. Genau das aber war sein Ziel.
Es ist auch sein Ziel geblieben. Allerdings nicht (mehr) im Schwimmen. Dafür in seinem neuen Sport: im Triathlon.
Jonas hat im Sommer nach den Wochen des Prozesses vom Schwimmer zum Triathleten das Gespräch mit seinem (Schwimm-)Bundesstützpunkt-Leiter gesucht und ihm mitgeteilt, dass er sich von nun an im Triathlon ausprobieren möchte. Der 19-Jährige besucht weiterhin die Sportschule in Berlin, trainiert weiterhin in seiner Schwimmgruppe. Nur geht er nicht mehr zehnmal die Woche schwimmen, sondern nur noch fünfmal. Um genug Zeit zu haben, um auch Laufen und Rad fahren gehen zu können.
Im Sommer nahm Jonas dann am Talenttransferprogramm der Deutschen Triathlon Union (DTU) teil. Ziel des Talenttransferprogramms ist es, talentierte Triathlet*innen, die einen Background in einer anderen Sportart haben, aufzuspüren und langfristig an den Triathlon-Leistungssportbereich heranzuführen. Jonas empfahl sich beim Talentsichtungstag in Frankfurt und verbrachte im Herbst eine Woche am Bundesstützpunkt Saarbrücken. Dort absolvierte er diverse Tests und schnupperte in das Leben an einem Stützpunkt rein. „Beim Schwimmen habe ich gut mitgehalten. Aber beim Laufen habe ich schnell gemerkt, dass ich noch einen deutlichen Rückstand habe“, sagt er.
Sein Ziel ist es nun, diesen Rückstand so schnell wie möglich zu verringern. Denn er möchte es in die Spitze schaffen, zuerst in die nationale Spitze seiner Altersklasse, dann in die internationale Spitze. „Ich träume davon, eines Tages an Olympischen Spielen teilzunehmen“, sagt Jonas.
Anfang September dieses Jahres hat er seinen ersten Triathlon absolviert. Beim Berlin Triathlon belegte er über die Sprintdistanz Rang drei in der Gesamtwertung und gewann in seiner Altersklasse: „Ich war happy, dass es so gut lief. Das habe ich nicht erwartet.“
Jonas sagt, er könne nun machen, was er möge. Und er möge eben nicht nur Schwimmen, sondern eben auch Radfahren und Laufen. „Ich habe gemerkt, dass ich Potential habe und noch etwas erreichen kann. Solch eine Motivation für etwas hatte ich in meinem Leben bisher noch nie.“
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