"Zum Glück habe ich mich noch mal umgedreht"

Arne Leiss (NSU Triathlon) hat den Deutschen Meistertitel auf der Mitteldistanz der Elite gewonnen. Ein Gespräch über das erste Highlight nach einer langen Durststrecke, ein Erfolg, der plötzlich noch in Gefahr war und die Suche nach der richtigen Welle.

Arne Leiss
Ich wäre schon mit Rang zwei oder drei zufrieden gewesen
Arne Leiss

Arne Leiss (NSU Triathlon) hat den Deutschen Meistertitel auf der Mitteldistanz der Elite gewonnen. Ein Gespräch über das erste Highlight nach einer langen Durststrecke, ein Erfolg, der plötzlich noch in Gefahr war und die Suche nach der richtigen Welle.

Als du in der letzten Laufrunde an Timo Hackenjos vorbeigezogen bist, dachte man, das war die Entscheidung. War es aber nicht.

Ich habe auf den letzten drei Kilometern gemerkt, dass ich nicht wegkomme. Es war echt hart. Zum Glück habe ich mich zu Beginn des Stadions umgedreht (ca. 250 Meter vor Schluss, Anm. d. Red.), nach hinten geschaut und gesehen, wie gering mein Vorsprung ist. Und noch einmal dagegengehalten.

Wenn du dich nicht umgeblickt hättest, hätte es dann sein können, dass Timo plötzlich neben dir aufgetaucht wäre?

Da hatte ich Glück, ich habe echt nicht damit gerechnet, dass er noch einmal rankommt.

Wie fühlt es sich an, im Wettkampf einen Trainingskollegen zu überholen?

Es war so, dass ich dachte, wir ziehen das jetzt zusammen durch und holen hier Rang eins und zwei. Timo hat super dagegengehalten und ein echt gutes Rennen gezeigt. Er hätte den Titel auch verdient gehabt.

Was bedeutet dir der Titel?

Ich wusste, dass ich gut in Form bin. Ich wäre schon mit Rang zwei oder drei zufrieden gewesen. Gewonnen zu haben, ist jetzt natürlich richtig cool. Viel stolzer bin ich allerdings auf das Rennen, wie ich es gemacht habe. Die letzten Monate und auch das vergangene Jahr liefen wettkampfmäßig eher bescheiden. Ich konnte nie zeigen, was ich drauf habe. Diesmal lief es richtig  gut – bis auf die letzten drei Kilometer.

Warum lief es die letzten eineinhalb, zwei Jahre nicht so gut?

Es ist schwer zu sagen. Irgendwas war immer. Ich hatte nie ein Erfolgserlebnis, auf dem ich auch mal aufbauen konnte. Stattdessen habe ich sehr viele Enttäuschungen erlebt.

Es fehlten gute Wettkampfergebnisse, sodass du auf einer Euphoriewelle schwimmen konntest?

In den Wettkämpfen sind immer Kleinigkeiten schief gelaufen. Ich hatte nie das Gefühl, es läuft. Nun, in Heilbronn, war es ganz anderes. Ich war nach einem guten Schwimmen direkt drin im Wettkampf.

Es war erst deine zweite Mitteldistanz nach der Challenge Davos Ende August. War Davos eher ein Wettkampf zum Reinfinden und Reinschnuppern auf der Mitteldistanz?

Ich habe mich relativ spontan für den Start in Davos entschieden, nachdem andere Wettkämpfe abgesagt wurden. Mein Trainer Wolfram Bott und ich haben dann entschieden, wir probieren das mal. Ich habe in Davos schon gemerkt, dass mir die Distanz liegt, obwohl das Rennen ja als Duathlon durchgeführt werden musste. Danach habe ich mich dazu entschieden, in Heilbronn die Mitteldistanz zu absolvieren. Ich habe dann von Nils Frommhold das alte Zeitfahrrad bekommen und habe mich damit drei Wochen vorbereitet.

Er hat es dir einfach so zur Verfügung gestellt?

Ja, ich wollte eigentlich mit dem alten Rad von Wolfram fahren. Aber das Rad von Nils ist natürlich noch mal eine Nummer besser.

Was bedeuten die Mitteldistanzrennen nur für deine Karriere. Folgt nun schon der Wechsel auf die Mitteldistanz?

Mal schauen. Darüber habe ich schon in der Vorbereitung von Davos nachgedacht. Eigentlich will ich erst einmal auf den kurzen Distanzen zeigen, was ich wirklich drauf habe. Aber die Mitteldistanz hat auch richtig Bock gemacht.